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Charlie Chan in Ägypten (worum gehts?)

Charlie Chan in Egypt - Title card(Charlie Chan in Egypt, USA, 1935, Fox Film)

Todesfälle nach der Öffnung einer Grabkammer im Tal der Könige. Rächt sich die Götting Sachmeth? Teile des Schatzes wurden unter der Hand verkauft – die einbalsamierte Leiche des Grabungsleiters findet man im Sarkophag. Charlie Chan reist in das ehemalige Land der Pharaonen und geht den rätselhaften Ereignissen auf den Grund.

Professor Arnold und sein Team öffnen das Grab des Hohepriesters Amethi aus der 21. Dynastie. Kaum sind die ersten Lücken in der Wand geschafft, fasst sich ein neugierig in die Grabkammer blickender Einheimischer an den Hals und fällt tot zu Boden.
Charlie Chan fliegt zum Tal der Könige. Als der Wind seinen Hut fortweht, trifft er Herrn Schneeschuh und nimmt dessen Einladung ins Lager gerne an.Dort macht Charlie die Bekanntschaft des Archäologen Tom Evans und seiner Verlobten Carol Arnold, deren Vater der Detektiv eigentlich aufsuchen möchte. Doch Professor Arnold ist nach Napatah im Süden abgereist und meldet sich seither nicht mehr, was seine Tochter in Unruhe versetzt.
Tom lädt Charlie ein mit ihm und Carol nach Luxor zum Haus der Arnolds zu fahren. Dort stellt man ihm Professor Thurston vor, Carols Onkel, der die Geschäfte während der Abwesenheit Arnolds wahrnimmt.
Dharlie Chan in ÄgyptenCharlie kommt gleich zum Grund seiner Anwesenheit. Die »Französische Archäologische Gesellschaft« finanzierte Arnolds Ausgrabungen und sollte dafür alles erhalten, was die ägyptischen Behörden nicht selbst behalten wollten. Mittlerweile befinden sich aber eindeutig Amethi zugeschriebene Exponate in Händen privater Sammlungen und Museen. Thurston weist das alles zurück und bietet an, Charlie solle sich selbst einen Überblick über die Fundstücke verschaffen.
Das Labor ist gut ausgestattet, sogar mit einem Röntgenapparat. Als Charlie feststellt, dass der Lack am Amethi-Sarg noch feucht ist, beschließt man, das Stück zu durchleuchten. Dabei identifiziert der Detektiv eine im Brustkorb der Mumie steckende Kugel, weshalb der Sarkophag eilig geöffnet wird. Die Mumie entpuppt sich als Leiche von Professor Arnold!
In diesem Moment fällt der Strom aus und ein Schrei ist zu hören. Die Männer eilen hinauf, wo sie Carol am Boden ihres Zimmers liegend vorfinden. Sie wollte einen Brief nach Napatah schreiben, um nach dem Verbleib ihres Vaters zu forschen. Dabei schien ihr mit einem Mal alles wie erstarrt und sie halluzinierte. Ihr gehbehinderter Bruder, der bei einer Grabung vor 10 Jahren von Steinen fast erschlagen worden wäre, erscheint. Er hat die Ereignisse nie verwunden und hasst seinen Vater.

Filmkurier Das Geheimnis der MumieAls endlich Ruhe einkehrt, kommt der herbeigerufene Doktor Racine und kümmert sich um Carol.
Derweil gesteht Thurston gegenüber Charlie, das er für den Verkauf einiger, weniger wertvoller Fundstücke verantwortlich ist. Die Gesellschaft hatte die Zahlungen eingestellt und Arnold sich daraufhin Geld von Racine geliehen. Die anderswo aufgetauchten Stücke dienten zur Rückzahlung dieses Kredites. Arnold war jedoch wütend und beschloss die Gesellschaft mit Stücken aus einem Grab bei Napatah zu entschädigen.
Charlie lässt sich den letzten Brief von Arnold geben und bricht auf. Tom schlägt vor bei ihm im Camp zu übernachten, was der Detektiv gerne annimmt.
Das Geheimnis des Grabes fesselt Charlie, der vorschlägt, die Grabkammer noch in der Nacht aufzusuchen. Zusammen mit Schneeschuh gehen sie hinunter.
Nach wenigen Minuten fällt der Strom-Generator aus, die Lichter verlöschen und eine
geheimnisvoll leuchtende Sachmeth erschreckt die Besucher …

Charlie Chan und der Fluch der Rachegöttin

Nein, nein, hier geht es nicht um den 1980er Streifen »Charlie Chan und der Fluch der Drachenkönigin«.
Vielmehr handelt es sich um Sachmet (»Die Mächtige«), die ägyptische Göttin des Krieges. Im Film wird sie als »Rachegöttin« bezeichnet, weil sie Feinde der Götter oder Pharaonen bestrafte.

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charlie-und-sachmet-screenshotDie löwenköpfige Sachmet beherrscht die Grabkammer des Hohepriesters Ahmeti, um dessen Grabbeigaben es in »Charlie Chan in Ägypten« geht. Gleich der erste Blick zeigt sie an der Wand, beim Schwenk sehen wir in den Ecken stehende Statuen. Auch im Stein, der den Sarkophag birgt, ist sie verewigt.
Bei Charlies Besuch im Laboratorium der Ausgräber steht eine mannshohe Sachmet-Statue; im Dunkeln beginnen ihre Augen zu leuchten. Später wird jemand mit ihrer Maske die Grabbesucher erschrecken. So schafft der Film durch die löwenköpfige Göttin eine Aura des mysteriösen, die dem Kriminalfall die notwendige Würze verleiht.

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sachmet-muenchenDer historische Hintergrund zum im Juni 1935 uraufgeführten Film ist bekannt: Howard Carter grub 1922 Tut-Anch-Amuns Grab im Tal der Könige aus. In den Folgejahren wurde viel vom »Fluch des Pharao« berichtet und einige Todesfälle unter Besuchern, sogenannten »Schändern der Grabesruhe«, damit in Zusammenhang gebracht.
Jon Tuska meint im Buch »In Manors and Alleys«, das der überlieferte Moment der Graböffnung von 1922 zur Vorlage wurde, für die Eingangssequenz von »Charlie Chan in Ägypten«. Als weitere Inspirationsquelle der Filmautoren verweist er auf R. Austin Freeman’s »THE EYE OF OSIRIS« (1911), wo im British Museum eine Mumie geröntgt wird.

Auch andere Autoren bedienten sich bei der realen Graböffnung, so dass manchmal nicht mehr so ganz klar ist, was davon wirklich geschah und was reine Legende ist. Etwa, dass Fundstücke abhandengekommen sein sollen. Im Film befindet sich ein Ring Ahmetis laut Charlie im Berliner Museum, weshalb er überhaupt engagiert wurde.

Ein weiteres  bekanntes Motiv sind Probleme mit der Stromversorgung, das verlöschende Licht, nachdem Professor Arnolds Leiche gefunden wurde.

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Wie passend: In München hat letzte Woche das »Museum Ägyptischer Kunst« nach dem Umzug in neue Räumlichkeiten wiedereröffnet. Die Farbfotos geben einen Eindruck von den Sälen und einigen Ausstellungsstücken wie etwa der Statue von Ramses II oder Schmuckstücken der Königin Amanishakheto.
Zudem kann man unter einer Vielzahl kleiner Statuen auch die eine oder andere Sachmet finden (siehe großes Foto).
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Charlie Chan Collection im Juni

Lauter gute Nachrichten für Chan-Fans in diesem Jahr. Kochmedia bringt Ende Juni tatsächlich eine Box mit 4 Filmen:

  • Charlie Chan in LondonDer Tod ist ein Schwarzes Kamel
  • Charlie Chan in London
  • Charlie Chan in Paris (mit Untertitel, da keine Synchronisation verfügbar)
  • Charlie Chan in Ägypten

Geplant ist, Extras der Original-Fox-Boxen auf die Scheiben zu brennen. Was fehlen wird sind auch hier die deutschen Titelblätter (siehe rechtes); dafür darf man hierzulande mal den Originalvorspann sehen.

Was für ein Jahr!

Link zur Box bei Amazon

Original-DVD

Wer einen region-free-DVD-Player hat, kann viele der Chan-Filme digital restauriert im Original mit allen Extras geniessen. Allerdings noch immer nicht alle Filme – seit Jahren  wartet die Fan-Gemeinde auf die letzte Handvoll.

Fox Box 1

Fox veröffentlichte „seine“ Filme von Mitte 2006 bis Herbst 2009 in 5 Boxen als Cinema Classics Collection, darunter 2 nie synchronisierte Streifen.

Die ersten sechs Monogram-Chans, allesamt in Deutschland unbekannt, brachte MGM schon 2004 als Chanthologie heraus.

Warner/TCM brachte Anfang 2010 vier der letzten elf (davon 3 hierzulande bekannte) als Charlie Chan Collection heraus.

Von letzteren hoffen wir, dass sie von den übrigen 7 Filmen (2 einstmal auch sychronisierte) genug restaurierbares Material gefunden haben und es bald auf Scheibe brennen.