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Buch 4: Das schwarze Kamel

buch-the-black-camelEin Kamerateam will auf Hawaii letzte Aufnahmen für einen Film drehen, in dem Schauspielerin Shelah Fane die Hauptrolle spielt. In ihrem Leben ist jedoch seit Jahren einiges in Unordnung, besonders nach dem Tod eines ihr nahe stehenden Hollywood-Stars. Nun wird sie selbst in Ihrem Haus am Strand von Waikiki getötet und Charlie Chan leitet die Ermittlungen.

Mit dabei ist ein undurchsichtiger Wahrsager und Charlies übereifriger Helfer Kashimo, Prototyp für die Chan-Kinder in den Filmen. Im Gegensatz zum Film von 1931 werden die Ermittlungen komplett vor dem Leser ausgebreitet und es gibt keinen Anschlag, weder auf den Maler noch auf Charlie. Auch die Ähnlichkeit im Aussehen der beiden Brüder ist eher klein, so dass nicht derselbe Fehler begangen wird, eine offensichtliche Verbindung aufzubauen, die niemand bemerken will.

Camello Nero - Garden 92  O camelo preto - Vecchi  De zwarte kameel - Baart Blitz 1979

Das Schwarze KamelDas schwarze Kamel aus dem Titel bezieht sich auf einen Spruch von Charlie, als er den Tod der Schauspielerin verkündet: »Der Tod ist ein schwarzes Kamel, das ungebeten vor jeder Schwelle kniet. Heute Abend schwarzes Kamel kniete hier.«

Die Fortsetzungsgeschichte »THE BLACK CAMEL« erschien in der „Saturday Evening Post“ zwischen 18. Mai und 22. Juni 1929, anschließend als Buch bei Bobbs-Merrill (Indianapolis, 1929). Realer Hintergrund der Story ist der mysteriöse Tod von Filmemacher William Desmond Taylor Anfang der 1920er Jahre. Der Roman wurde nicht nur 1931 verfilmt, sondern bildet auch die Basis für »Charlie Chan in Rio« (1941), für den die Handlung angepasst wurde.

Sekundärliteratur: »In Manors and Alleys«

Jon Tuskas Buch »In Manors and Alleys« von 1988 ist ein Megaschinken von 450 fast bildbefreiten Seiten mit 9 Kapiteln. Abgehandelt wird im Handbuch des amerikanischen Detektivfilms (so der Untertitel) praktisch alles, was man an prominenten Namen aus Detektiv- und Krimikreisen kennt.

Jon Tuska - In Manors and AlleysKlar, dass Charlie Chan dort vergleichsweise wenig Platz einnimmt, aber immerhin haben die »Oriental Detectives« (auch Mr. Moto und Wong) ein eigenes Kapitel von 36 Seiten. Das erscheint jetzt nicht so viel, aber es hängt eben immer von der Menge an Informationen zusammen, die der Autor jeweils sammeln konnte. Der dünne Mann kommt auf 43 Seiten (in denen es hauptsächlich um Autor Hammet geht) und Holmes – obwohl unbestritten »der Größte« – kommt gerade auf 40.

Da Tuska einer der Ersten war, der aus Recherchen und Interviews solche Werke zusammenstellte (u.a. auch über Western-Filme), ist vieles davon mittlerweile über zahllose andere Bücher und Webseiten verteilt. Haben die sich an jener Quelle bedient oder es anderweitig recherchiert? Die meisten Chan-Filme sind wenigstens in einem Satz erwähnt, von »Charlie Chan in Ägypten« kann sich der Autor im Gegensatz zu vielen späten Chans kaum losreißen und liefert viele Zusatzinformation.

Mal ein Blick zur Konkurrenz, etwa Agatha Christie: Man erfährt vielerlei Kleinigkeiten aus der guten alten Zeit, so dass Charles Laughton einst Hercule Poirot auf der Bühne spielte, Basil »Sherlock« Rathbone schon in einer ALIBI-Verfilmung dabei war oder das »Mörder Ahoi!« zwar als vierter Marple-Film produziert, damals aber vor dem Dritten rausgegeben wurde.

Jon Tuska: »In Manors and Alleys«, Verlag: Greenwood Press
Dicht gepackt. Viele Lesestunden garantiert. Chan-Fans, die auch anderen Ermittlern gern zuschauen, sind hier richtig.

Buch 3: Hinter jenem Vorhang

Behind that curtain Statt in Charlies Heimat, Hawaii, spielt das Buch in Kalifornien. Charlie Chan, soeben den Papageifall gelöst, möchte schnellstens nach Hause, da seine Frau das elfte Kind erwartet. Ein Reporter bringt ihn in Kontakt mit Sir Frederic Bruce von Scotland Yard. Das ergibt bald einen neuen, durchaus atmosphärischen, Fall, der ihn erst einmal in der Stadt festhält.

Charlie Chan und die verschwundenen DamenEin 15 Jahre alter Mord treibt Scotland Yard Mann Sir Frederic Bruce um, bei dem ein Paar chinesische Hausschuhe eine Rolle spielt. Verknüpfen lässt sich das ganze mit dem Verschwinden von Eva Durand, frisch nach Indien verheiratet. Bei einem Abendessen, bei dem Bruce den Fall lösen möchte, wird er beim „Fallestellen“ getötet.

Charlie Chans Chance - Poster1Unter den Verdächtigen sind ganz verschiedene Leute, etwa ein amerikanischer Polizeichef oder ein Abenteurer, eine reiche Amerikanerin und – natürlich – selbst der Butler. Der Polizist bekommt seine Vorurteile um die Ohren gehauen. Die junge Staatsanwältin June bittet Charlie um Hilfe, doch auch der kann erst einmal kein Wunder vollbringen und geht an Bord seines Schiffes. Dort hört er allerdings eine Konversation, die ihn alarmiert und er springt im letzten Moment an Land.

Es wird auch mal humorvoll. Die Geschwindigkeit ist ordentlich. Der Plot vielleicht nicht komplett dicht. Man kann den Mörder erraten, aber letzten Beweis gibt es nicht. Charlie schafft es dennoch das Krimirätsel zu lösen.

Kdo je Eva Durandová?  Mondadori 1940  Derriere ce rideau

CHARLIE CHAN Krimi-Magazin

Charlie Chan Mystery Magazin - The silent corpseIm November 1973 erschien tatsächlich ein neues Abenteur von Charlie Chan. Im „CHARLIE CHAN Mystery Magazine“ wurden allerdings Krimis im Heftchenromanstil erzählt. Die Prüfung auf Chanfaktoren fällt nicht gut aus: Modernes Amerika, wenig Humor, das Pärchen in Not kommt praktisch nicht vor.

Jedes Heft enthielt neben der großen Charlie-Chan-Story noch weitere Kurzgeschichten. Ausgabe Nummer 1 hieß (ungefähr) „Sei sanft, Würger“ und der tote Stummfilmstar wurde denn auch erwürgt. Charlie wirkt leider nicht sehr souverän. Ausgabe 2 erschien im Februar 1974 mit dem Titel „Der schweigende Tote„. Eine Mords-Begräbnisfeier in einem durch Sturm abgeschnittenen Haus auf Hawaii – leider kein Heimspiel für Charlie.

The pawns of deathIm Mai folgte mit „Der Tempel der goldenen Horde“ eine Mafiageschichte. Alles andere als typisch Chan und auch genauso umgesetzt. Im August 1974 kam bereits die letzte Nummer. „Die Bauern des Todes“ verweisen auf ein Schachduell in einem Pariser Hotel. Tödlich ist allerdings nur 1 Bauer und Charlie hat keine Mühe. Der Autor „Robert Hart Davis“ enttarnt sich in den 2000er Jahren bei Neuausgaben der Stories als das Autorenteam Bill Pronzini & Jeffrey M. Wallmann.

Die Kurzromane lesen sich relativ flüssig und man kommt schnell durch. Mitraten ist teilweise möglich aber nicht notwendig. Außer gelegentlichen Sprüchen erinnert die 1970er-Umgebung in keiner Weise an die klassischen Filme.

Buch 2: Der chinesische Papagei

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Die Leser des ersten Buches wollten mehr von Charlie Chan hören. Sie mussten mehr als ein Jahr warten, dann erschien die Geschichte »THE CHINESE PARROT« in „The Saturday Evening Post“ als Fortsetzungsroman, anschließend als Buch.

Diesmal ist Charlie von Beginn an im Mittelpunkt, allerdings spielt er lange Zeit das Klischee eines chinesischen Kochs.

Genau das wurde bei den kommenden Verfilmungen (»The Chinese Parrot«, 1927 und »Charlie Chans Courage«, 1934) stets negativ vermerkt, weil es ihm zu wenig Spielraum lässt.

Der chinesische Papagei - Filmkurier
Zur Story: Charlie arbeitete einst (als Jugendlicher?) für die mittlerweile in finanziellen Schwierigkeiten steckende Alice Phillmore-Jordan. Die möchte ihre wertvolle Perlenkette zu Geld machen, was den millionenschweren P.J. Madden ins Spiel bringt.

Charlie reist als Vertrauensperson zu Maddens Wüstendomizil, will sich umsehen und den Perlen-Deal durchziehen. Er lässt sich als Vertretung des Kochs anstellen und schaut sich um. Ein Papagei, der über Mord plappert, stirbt vor seiner Zeit.

 

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Merkwürdige Vorgänge und eine Filmcrew sorgen für Wirbel. Die Auflösung kommt schließlich nicht mehr sehr überraschend. Es gibt jedoch genug Exotik und ein sich-findendes Pärchen um die Leser zufrieden zu stellen und eine Fortsetzung zu wünschen.

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Der Chinesenpapagei Goldmann  Den kinesiske papegoje  El loro chino Selecctiones Biblioteca oro

Buch 1: Das Haus ohne Schlüssel

The House without a Key - Earl derr BiggersDie Geschichte mit der alles begann stammt von Earl Derr Biggers und hieß im Original »THE HOUSE WITHOUT A KEY«. Sie wurde zwischen 24. Januar und 25. März 1925 in »THE SATURDAY EVENING POST« veröffentlicht, erst danach gab es ein Hardcover.

Das Buch dreht sich nicht um Charlie. Sein Auftritt erfolgt nach etwa einem Drittel des Buches.
Es ist nicht Charlies Geschichte, sondern die des jugendlichen Helden, der vor exotischer Kulisse in einen Mordfall verwickelt ist.

Zur Story: John Q. Winterslip kommt nach Hawaii um seine Tante nach Boston zurück zu bringen. Gerade da wird sein Onkel ermordet und er beschließt bei der Aufklärung des Verbrechens zu helfen. Er kann den Mörder entlarven und den ermittelnden Beamten, Charlie Chan, bleibt immerhin ein Trick zur endgültigen Überführung.

La casa sin llaves Selectiones Biblioteca oro  Das Haus ohne Schlüssel - Goldmann  I. Corriere della Sera 1936

Charlie Chans Greatest Case - Poster 2Der Charlie-Film-Fan wird wenig finden, was ihn interessiert, denn außer seiner großen Familie erinnert kaum etwas an den Film-Chan. Doch die Leser damals waren elektrisiert und wollten mehr von Charlie Chan hören. Die Filme zum Buch, gedreht 1925 und 1933 (Charlie Chans größter Fall), sind verschollen.

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