Category Archives: 1.03 – Charlie Chan’s Chance

Chan-Hörspiel zum Dritten: Hinter dem Vorhang

Am Freitag dem 30. Juni erschien das dritte Charlie-Chan-Hörspiel von All Score Media.
Mein Buchhändler meinte auf Anfrage, es gäbe davon nur noch Restposten!? Auch sein Kollege war von dieser Meinung nicht abzubringen.
Ein großes Onlineportal wusste davon nichts und binnen 2 Tagen hatte ich die CD im Kasten.

Die Umsetzung des dritten Chan-Romans von Earl Derr Biggers ist gut gelungen. Das Dialogbuch enthält alles Wesentliche und so dauert das Hörspiel beinahe 80 Minuten.
Die Sprecher liefern ordentliche Arbeit: Neben Helmut Krauss als Charlie Chan sprechen Bodo Wolf, Sandra Steinbach, Peter Groeger, Mogens von Gadow, Elga Schütz und andere.

Gelungen auch, das in den Dialogen immer wieder der Vorhang zitiert wird, ob dem Vorhang zur Vergangenheit oder dem Vorhang durch den Nebel in San Francisco.
Die Soundunterstützung ist zurückhaltend und ausreichend.
Und das Beste zum Schluss: Der vierte Teil ist angekündigt. Es geht weiter! 🙂

Charlie Chan’s Chance – Die Kritiken

Charlie Chans Chance - Poster2Der Film gilt als verschollen, daher kann man wenig zur Qualität sagen. Der Dialogwitz wirkt jedenfalls auch in den überlieferten Drehbüchern.
Wie begrüsst Inspektor Flannery seinen Kollegen vor versammelter Mannschaft: “Wir haben von Sherlock Holmes gehört, von Arsene Lupin … und nun haben wir bei uns den ebenso bekannten Charlie Chan!”
Basierend auf dem Skript produzierte man 2007 eine Art Hörspiel für die Fox-DVD-Box als “Neu-Erschaffung eines verlorenen Charlie Chan Films”.

“Charlie Chan’s Chance” ist ein Remake des Films “Hinter jenem Vorhang” und basiert somit auf demselben Buch, das Fox bereits 2 Jahre vorher verfilmt hatte. Diesmal jedoch ist es kein Romantik-Drama sondern ein Chan-Krimi. Heimlicher Star ist die Katze Puzzums, die Charlie das Leben rettet.

Art Director Gordon Wiles gewann Monate vor der Produktion einen Regie-Oscar.
Regisseur John Blystones Familie war an einigen Chan-Produktionen beteildigt. Bruder Stanley spielte etwa in “Charlie Chan bei den Olympischen Spielen”, “Charlie Chan in Reno” oder “Charlie Chan im Wachsfigurenkabinett” mit, während Bruder Jasper jeweils Regiesassistenz machte. John selber starb am selben Tag wie Hauptdarsteller Warner Oland, am 6. August 1938.

Die Kritiken sind größtenteils sehr zufrieden:

  • »Film Daily« (vom 24.1.1932) bemängelt, dem Film sei sehr kompliziert zu folgen, für den Durchschnittsfan …
  • »Variety« fand “Chance” kompakt, zeitweise spannend und zufrieden stellend glaubwürdig und sieht in der Studioversion des East River bei Nacht ein herausragendes technisches Detail.
  • »Paimanns Filmlisten« bemerkten den durch ins Bild kopierte Texte zureichend übersetzten, oft humoristischen (englischen) Dialog (vom 01.7.1933).
  • Auch die »Motion Picture Guide« findet den East River brilliant und den Film an sich technisch exzellent.
  • Jon Tuska (»In Manors and Alleys«, Greenwood Press, 1988, S. 167) ist weniger gnädig und sah viel Gerede und wenig Spannung, nur Oland rettet den Film.

Allerlei zu “Charlie Chan’s Chance”

Originaltitel: »Charlie Chan’s Chance«
Laufzeit: 73 Minuten

Produktionszeitraum: 16. November bis Anfang Dezember 1931
Copyright: Fox Film Corporation, 29. Dezember 1931
Premiere: 24. Januar 1932

Charlies beste Sprüche:

Es ist schwierig eine Nadel mit einem Boxhandschuh aufzuheben.
Gute Küche tötet mehr Menschen als scharfe Schwerter.
Das Unmögliche manchmal gestattet sich Luxus von Auftreten.
Der Gans, die die Eier legt gebührt das Lob.

Charlie Chans Chance - Lobbycard1

Es spielen:

Warner Oland [Charlie Chan]
Alexander Kirkland [John R. Douglas]
H. B. Warner [Inspektor Fife]
Marian Nixon [Shirley Marlowe]
Linda Watkins [Gloria Garland]
James Kirkwood [Inspektor Flannery]
Ralph Morgan [Barry Kirk]
James Todd [Kenneth Dunwood]
Herbert Bunston [Garrick Enderly]
James Wang [Kee Lin]
Joe Brown [Doktor]
Charles McNaughton [Paradise]
Edward Peil, Sr. [Li Gung]

Wo kann man die Schauspieler hierzulande noch sehen?

Diesmal wieder eine kurze Liste, wie oft liegt es weniger an der Anzahl der gedrehten Filme als an der Menge der synchronisierten.
H.B. Warner spielte u.a. in “Mr. Deeds geht in die Stadt”, “In den Fesseln von Shangri-La”, “Scotland Yard auf falscher Spur”, “Scotland Yard erlässt Haftbefehl”, “Scotland Yard blamiert sich”, “Mr. Smith geht nach Washington”, “Die zehn Gebote” und in “Boulevard der Dämmerung” gar sich selbst.
Linda Watkins drehte Anfang 30er nur wenig fürs Kino, kehrte aber später für das Fernsehen vor Kamera zurück, u.a. in “Bonanza” und “Rauchende Colts”.
Ralph Morgan sieht man u.a. in “Das Lied vom dünnen Mann”.
James Todd spielte immer mal auf See, so in “Der Untergang der Titanic”, “Die Caine war ihr Schicksal” und König der Freibeuter”.
Herbert Bunston war bereits in “Dracula” dabei.
James Wang spielte bereits den Koch in “Charlie Chan: Der Tod ist ein schwarzes Kamel” und kam für “Charlie Chan’s Courage” nochmals zurück, aber auch für China-Filme wie “Der bunte Schleier” und “Abenteuer im gelben Meer”.
Charles McNaughton drehte u.a. “Der Prinz und der Bettelknabe”, “Die Abenteuer des Robin Hood”, “Das Haus der Lady Alquist” und “Das Bildnis des Dorian Gray”.

Charlie Chan’s Chance (worum gehts?)

Charlie Chans Chance - Poster1Mord in einem New Yorker Penthouse. Charlie zu Besuch bei der Polizei wird in den Fall involviert und spürt einige wichtige Zeugen auf. Schließlich gerät er in eine tödliche Falle und kommt dadurch dem wahren Mörder auf die Spur…

Charlie Chan und Inspektor Fife von Scotland Yard sind zu Besuch bei ihrem New Yorker Kollegen Flannery. Bei einem gemeinsamen Abendessen bekommt Fife die Meldung vom Todesfall eines pensionierten Scotland Yard Beamten in einem Penthouse hoch über der Stadt.
Die drei begeben sich sogleich vor Ort, wo der Doktor Herzversagen diagnostiziert. Charlie entdeckt jedoch im Raum eine tote Katze und bald stellt sich heraus das ein tödliches Gas den Mann und das Tier umgebracht hat. Papiere aus dem Tresor scheinen verschwunden zu sein.
Die Partygäste in der Wohnun hatten davon nichts mitbekommen.
Anscheinend war der Pensionist der Auflösung eines ungelösten Falles nahe und Inspektor Fife möchte dies nun gerne zu Ende bringen. Charlie lässt sich überreden, obwohl er ungeduldig nach Hause zu seinem neugeborenen Sohn strebt.
Der Tote war Gast in der Wohnung Barry Kirk’s und wurde vom Butler tot aufgefunden. Der Pensionist war offenbar von einem Chemiker angerufen worden, der ihn treffen wollte.
Flannery verhaftet ihn, da der Fahrstuhl-Mann ihn gesehen hatte und seine Fingerabdrücke sich auf dem Schreibtisch beim Toten gefunden wurden.
Derweil finden Chan und Fife einen Brief an den Toten, der von jemandem geöffnet worden war, und können einen Fingerabdruck sichern.
Aufgrund einer beim Toten gefundenen Perle kommt Charlie auf die Spur einer Tänzerin. Sie erzählt, dass sich ihr Ex-Verlobter Alan Raleigh, der wegen Mord gesucht wird, in New York aufhält.
Über seine Verbindungen nach Chinatown findet Charlie schnell eine Adresse, unter der Li Gung sich von Zeit zu Zeit aufhält. Unter Vortäuschung eines Treppensturzes verschafft sich Charlie Zugang zu dieser Wohnung und erfährt von einem geheimnisvollen Chinesen das Li Gung am Morgen da gewesen wäre.
Inspektor Fife lässt inzwischen eine Belohnung für Informationen zu Gasmasken aussetzen. Inzwischen verunglückt ein Chauffeur – erneut mittels Gas vergiftet. Der Anschlag galt wohl einem der Partygäste.
Charlie erhält eine Einladung nach Chinatown, wo es Neues von Li Gung gibt. Der Informant ist jedoch ein Killer, der Charlie eine tödliche Falle stellt …

Besser ein Remake als gar kein Chan

DVD The Black Camel Drehbuch-Recycling ist für Hollywood nichts neues.
Stummfilme wurden als Tonfilm neu aufgelegt, schwarz-weisses in Farbe, europäische Geschichten amerikanisiert, 2D als 3D wiedergeboren, Blockbuster als ReStart-Blockbuster und es wird so weiter gehen. Nicht dass man das Original zwangsläufig wiedererkennen muss – aber in Charlies Fall lagen die Remakes zeitlich so dicht beeinander, dass manch Zuschauer schon in den 1930/40er Jahren ins Grübeln gekommen sein dürfte.

Zunächst verfilmte 20th-Century/Fox fünf der sechs Charlie Chan Bücher neu, wovon 3 der alten Filme von Fox selber stammten:

  • Behind that Curtain (1929) – Charlie Chan’s Chance (1932)
  • House without a Key (1926) – Charlie Chan’s Greatest Case (1933)
  • The Chinese Parrot (1927) – Charlie Chan’s Courage (1934)
  • Charlie Chan carries on (1931) / Eran Trece (1931) – Charlie Chan‘s Murder Cruise (1940)
  • The Black Camel (1931) – Charlie Chan in Rio (1941)

Hamilton MacFadden war Regisseur von “The Black Camel” und spielte eine Mini-Rolle als Regisseur der Crew-im-Film. Im Remake “Charlie Chan in Rio” war er nur als Schauspieler dabei und dürfte geweint haben, wie man den Stoff 10 Jahre später so viel schlechter umsetzen konnte.

Monogram machte keine Remakes im engeren Sinn sondern arbeitete ältere Drehbücher um.
So startete der dritte Chan-Darsteller der Serie mit zwei gut abgehangenen Drehbüchern von Mr. Wong-Krimis. Mr. Wong war – ähnlich wie Mr. Moto – überhaupt erst wegen Charlies Erfolg als asiatischer Ermittler geschaffen worden. Und kaum hatte man mit “The golden Eye” schon fast einen Chan-Western gemacht, passte man für den Nachfolgefilm sogar ein Western-Skript an:

  • Mr. Wong in Chinatown (1939) – The Chinese Ring (1947)
  • Mr. Wong, Detective (1938) – Docks of New Orleans (1948)
  • Riders of the whistling Skull (1937) – The feathered Serpent (1948)

Drehbuchschreiber Oliver Drake schrieb nicht nur den Western “Riders of the whistling Skull” (lt. Jon Tuska, “In Manors and Alleys”, Greenwood, 1988), sondern bastelte das ganze selber zum Charlie Chan “The feathered Serpent” um. Schauspieler Robert Livingston war in beiden Streifen dabei.

Alles nichts gegen den Erfinder von Charlie Chan: Earl Derr Biggers veröffentlichte 1913 seinen Roman “Seven Keys to Baldpate”, der bis zu seinem Tod 1933 viermal verfilmt wurde, davon dreimal stumm, und bis 1947 folgten zwei weitere Remakes.