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Charlie Chan im Südwesten und der Schweiz

Nachdem der Bayerische Rundfunk (BR) 1978 die frisch synchronisierte Charlie-Chan-Serie mehr oder weniger im 2-wöchigen Rhythmus ausgestrahlt hatte, begann er das Jahr 1979 erstmal mit Wiederholungen zur selben Sendezeit. Jetzt war es höchste Zeit, dass die anderen Dritten Programme sich des Detektivs annahmen. Der Südwest-Rundfunk (SW3) startete im April, und zeigte wöchentlich am Freitagabend eine Episode. Man hielt sich an die nicht ganz geglückte Reihenfolge des BR und die Zuschauer sahen zum Abschluss im Oktober «Die Falle».

Thuner Tagblatt - Die FalleTraditionell guckte man damals natürlich grenzüberschreitend Fernsehen und gegenseitig wurden die Fernsehprogramme in den Tageszeitungen abgedruckt.
Die «Neue Zürcher Zeitung» griff täglich mehrere Filme zur Inhaltsbeschreibung in kleinen Boxen heraus, und Charlies Filme waren über die Monate immer mal dabei, auch wenn die in Deutschland im Dritten Programm auf Südwest liefen.

Nicht lange freilich, dann durfte Charlie Chan im deutschsprachigen Schweizer Fernsehen ermitteln. Ende Mai 1979 ging es um 21:15 Uhr an einem Dienstag los mit «Die Falle» (The Trap). Ja, tatsächlich: Man hatte sich entschieden, die Serie in der umgekehrten BR-Reihenfolge auszustrahlen (kleine Dreher gabs dennoch). Jedoch war der Sendeplatz kaum zum Vormerken geeignet. Es vergingen drei Wochen bis «Gefährliches Geld» und vier weitere bis «Schatten über Chinatown» Mitte Juli zu sehen waren.

Poster - The TrapDas «Thuner Tagblatt» brachte zum Start der Serie ein Bild von Sidney Toler, beim eigentlichen Film aber kein Wort mehr von diesem Darsteller, obwohl er in «Die Falle» doch die Hauptrolle spielt. Statt dessen: «21:15 Uhr Charlie Chan (sw). Die Falle – Aus der zwischen 1931 und 1947 gedrehten Hollywood-Produktion werden 26 Folgen ausgestrahlt. Warner Oland spielt den chinesischen Detektiven, den immer höflichen, aber hartnäckigen Fragesteller.»

Die «Neue Zürcher Zeitung» veröffentlichte im Juli zum Artikel «Charlie Chan und seine Söhne» (Untertitel: «Zu Sendungen des Fernsehens DRS und Südwest 3») dann dasselbe, aber nicht so eng geschnittene Bild von Sidney Toler, beschrieben fälschlich mit «Warner Oland als Charlie Chan».

Neue Zürcher Zeitung - Charlie Chan und seine Söhne (Ausschnitt)

Möglicherweise war beim Schweizer Fernsehen der Dienstag ein traditioneller Krimi-Tag, wie ein Artikel in «Der Bund» vom August 1979 nahelegt. Demnach verdoppelte oder verdreifachte sich beim Dienstags-Krimi die Zuschauerzahl.
Da der Sender nicht die Mittel zum selbst synchronisieren hatte, war er auf die bundesdeutschen Sender ARD und ZDF angewiesen. Klar, dass man immer erst nach denen senden konnte / durfte.

Der Bund - Anspruch an Serien (Ausschnitt)

Daher begann das Schweizer Fernsehen damals eine engere Zusammenarbeit mit den Dritten Programmen, dem ORF u.ä. und: «Ein erstes Beispiel dieser Art ist die Charlie-Chan-Krimiserie, die auch in den Dritten Deutschen Programmen mit Erfolg läuft.»
Der Autor des Zeitungsartikels meinte zudem, dass ausgerechnet «die gut gemachten deutschen Krimis – Derrick, Der Alte – recht hohe Massstäbe setzen» 😉

Ende Juli wechselte Charlie den Schweizer Sendeplatz und ermittelte nun wöchentlich am Samstagabend kurz vor 23 Uhr. Der erste samstägliche Chan war «Ein fast perfektes Alibi».

Fans im Sendebereich Schweiz / Südwest konnten nun binnen kürzester Zeit alle Episoden schauen, denn am 31. August (SW3, Reihenfolge vorwärts) bzw. 1. September (DRS, Reihenfolge rückwärts) traf man sich auf dem «Schatzsucherschiff». Wer also die Filme auf beiden Sendern von Anfang weg verfolgte, hatte bis Januar dann noch den Bonus von Wiederholungen, ehe mit «Kamel» im DRS die Ausstrahlung erstmal endete.

Die FalleDie Serie kam offenbar gut an, denn bei «Der Bund» liest man im August:
«Es gibt Leute, die man immer wieder gerne sieht, […] auch Leute, die man gesehen haben muss, will man sich am nächsten Tag in der Kaffeepause nicht lächerlich machen. Zu den letzteren gehören die Fernsehkommissare, die Bestbekannten, die im Dreiwochenrythmus oder, wie Charlie Chan […] sogar wöchentlich ihre Erfolge […] verbuchen konnten
– Ja, wir alle mochten die Show!

Für Ohr und Auge: Charlie Chan Streams, Hörspiel und Comic

Amazon und Maxdome streamen seit einigen Tagen Charlie Chan Filme, die Hörspiel CD »Charlie Chan macht weiter« ist hoffentlich nur aufgeschoben und Alfred Andriolas Comics gibts in der Neuauflage. Multimedial viel los in diesen Tagen!

Endlich streamt auch Deutschland: Sowohl bei Amazon als auch bei Maxdome gibt es jeweils vier späte Charlie Chan Filme: F3.08 »Ein fast perfektes Alibi«, F3.10 »Gefährliches Geld« sowie F3.11 »Die Falle« laufen bei beiden Diensten. Dazu kommen F3.05 »Die blutige Spur« auf Maxdome und F4.01 »Der chinesische Ring« auf Amazon.de (auf amazon.com laufen weitere auf englisch).

Das Hörspiel »Charlie Chan macht weiter« war bereits für Mitte Mai angekündigt. Bedauerlicherweise ist Hauptsprecher Helmut Krauss Ende August verstorben. Beim Herausgeber Allscore überlegt man nun, ob und wie man die Reihe fortsetzen könnte. Daumen halten, auf dass die letzten beiden Romane noch als Hörspiel produziert werden.

Seit Januar ungeduldig erwartet wird Band 13 der »Library of American Comics«, denn dieser ist den Charlie Chan Comics 1938/39 von Alfred Andriola gewidmet: »LOAC Essentials Volume 13: Charlie Chan« – Seit 3. September ist das (englischsprachige) Hardcover im Strips-Format mit 344 Seiten erhältlich.

Andriola war Angestellter von Milton Caniff (Terry and the Pirates) und zeichnete die Serie von Herbst 1938 bis Frühjahr 1942. Die »World Encyclopedia of Comics« zählt diesen Chan-Comic zu den besten der Caniff-Schule und wurde in Abgrenzung zu den brutaleren »Kollegen« beworben mit »Ein Krimicomic, frei von Waffen und Gangstern«, obwohl es genug Action gibt.

Drei Boxen für ein Hallelujah!

Weihnachten rückt näher und damit ergibt sich auch die Frage: Was schenkt man einem Charlie Chan Fan. Vor allem, wenn dem die Einzel-DVDs 2013/14 bisher zu teuer waren, gibt es jetzt scheinbar mehr als eine Lösung. Die Angaben der Herausgeber sind z.T. wenig erhellend. Nun, ja.

box Toler Charlie Chan Kultfilm Edition1. “Charlie Chan – Kultfilm Edition
3 DVDs mit Sidney Toler in der Hauptrolle für ca 21 Euronen:
– Die Falle
– Die blutige Spur
– Gefährliches Geld

Die “Delta Music & Entert. GmbH & Co. KG” trat bisher nicht mit Chan in Erscheinung.
Mangels näherer Angaben bleibt daher unklar, ob und welche Filme synchronisiert vorliegen (“Die blutige Spur” gibts erst seit kurzem) und ob da nicht der eine oder andere nur untertitelt drauf ist.

Die grosse Charlie Chan Box - Alive Chandler2. “Charlie Chan – Die große Charlie Chan Box
(Alive-Website)

5 DVDs mit Sidney Toler (viermal) und Roland Winters (einmal) in der Hauptrolle für ca 32 € in Reihenfolge des Erscheinens 2013/14:
– Gefährliches Geld
– Die Falle
– Ein fast perfektes Alibi
– Die blutige Spur
– Der chinesische Ring
Da “Alive” zuletzt alle diese Scheiben einzeln herausbrachte kann man wohl davon ausgehen, dass in der Box genau diese enthalten sind.
Neben 3 “alten” also 2 “Direkt-zur-DVD”-Synchronisationen, dt. UT und en. Originalton einschaltbar.

box Charlie Chan Meisterdetektiv3. “Charlie Chan – Der Meisterdetektiv
2 dichtgepackte DVDs mit Sidney Toler (viermal) und Roland Winters (einmal) in der Hauptrolle für ca 28 Euros:
– Die Falle
– Die blutige Spur
– Gefährliches Geld
– Der chinesische Ring
– Ein perfektes Alibi
Auch “Spotlight / daredo (Soulfood)” hielt sich bisher sehr bedeckt, weshalb auch hier keinerlei Info über Sync/UT verfügbar ist.
Weshalb wird die Box nur mit “Sidney Toler” beworben? Wieso wird nicht der eingeführte dt. Titel “Ein fast perfektes Alibi” verwendet usw.?

Praktischerweise wurde die DVD-Box-Seite gleich aktualisiert.

Vier in der Box

TCM - Charlie chan Collection 1Anderthalb Jahre nachdem 20th-Century/Fox seine Chan-Collection vervollständigt hatte, öffnete TCM/Warner Anfang 2010 endlich seine Archive.

Da MGM die ersten 6 Monogram-Chans schon lange auf dem Markt hatte, fehlen nur 11 Filme. Alle in einer Box? Nicht ganz, und mit

  • Dark Alibi
  • Dangerous Money
  • The Trap
  • The Chinese Ring

Der chinesische Ring - DVDerfolgte die Veröffentlichung auch noch in sehr eigenwilliger Reihenfolge.

In Deutschland wurden alle diese frisch digitalisierten Filme zwar nicht in einer Box, dafür einzeln und dadurch mit jeweils eigenem Cover 2013/14 herausgebracht:

  • Ein fast perfektes Alibi
  • Gefährliches Geld
  • Die Falle
  • Der chinesische Ring

Mehr dazu auf der DVD-Box bzw. der Einzel-DVD-Seite.

Charlie Chan: Die Falle – Die Kritiken

Poster The Trap Toler Young MorelandJunge Damen am Meer in (zeitgemäß zahmer) Strandmode. Ein bisschen Spaß mit Birmingham. War da sonst noch was?
Sidney Tolers Abschiedsvorstellung, er starb ein halbes Jahr nach dem Dreh, hätte man sich würdiger gewünscht. Hier stimmt gar nichts, selbst Charlie ist schlecht charakterisiert. Er lächelt nicht mehr, scheint müde zu sein und oft wirkt er eher grimmig. Gegenüber seinem Sohn und San Toy verhält er sich wenig herzlich.

Um Spannung zu erzeugen wird oft eine aufdringliche Musik verwendet, die negativ auffällt.
Der Originalvorspann spiegelt das Budget wieder: am Strand sieht man nur Wellen, doch einmal läuft jemand direkt an der Linse vorbei ohne das dieses Vorbeiflackern rausgeschnitten wurde.

Title The Trap

Monogram-Filme kommen aufgrund der billigen, schnellen Machart selten gut weg bei den Kritiken, DIE FALLE macht keine Ausnahme:

Jon Tuska (»In Manors and Alleys«, Greenwood Press, 1988) stellt, was Story und Machart angeht, den Tiefpunkt fest.
Ken Hanke (»Charlie Chan at the Movies«, McFarland & Co, 1989) empfindet den Film als geistlos und bedrückend, Charles P. Mitchell (»A Guide to Charlie Chan Films«, Greenwood, 1999) einfach nur schwach.
David Rothel (»The Case Files of the Oriental Sleuths«, BearManor Media, 2011) sieht ein trauriges Lebewohl für Toler.

Die DVD ist da! – Charlie Chan: Die Falle

DVD Die FalleWie die erste präsentiert sich die zweite Chandler-DVD nüchtern mit deutscher und englischer Tonspur sowie deutschen Untertiteln und einer Kapitelauswahl.
Auf dem Rücken des Wechselcovers (innen ohne das dicke FSK-Quadrat) prangt nun die “2” – wollen hoffen, dass da noch viele schöne Ziffern kommen.

Der Film präsentiert sich frisch digitalisiert und auch der Ton ist in Ordnung. Alles so, wie man sich eine offizielle Version immer gewünscht hat.

Interessanterweise schmückt auch dieses Cover ein Bild der Original US-FOX-Boxen, obwohl CentFox mit den beiden bei Monogram produzierten Filmen, “Gefährliches Geld” und “Die Falle”, gar nichts zu tun hat.
Der rechts unten, als Silhouette angedeutete Gangster mit MG in der Hand, hat ebenso wenig Bezug zum Film.
Das Bild von Charlie Chan ist allerdings ein typisches Pressefoto jener Zeit, siehe das hier gezeigte Porträt von Sidney Toler.

Kleinere Fallstricke

DVD Boxen und CoverWie bei Nr. 1 leistet sich auch bei dieser Scheibe die Tonspur einen Aussetzer, so dass Charlie und die Anwesenden einige Sekunden lang die Lippen bewegen aber der Text anderweitig unterwegs ist (ca. bei Minute 40).

Die Untertitel sind ausführlich ohne groß etwas zu unterschlagen, aber leisten sich einige witzige “Verhör-Hämmer”, wie das heute so schön heißt. Beispiele:

  • “tötö”, wo eine der jungen Damen das Wort “Doktor” auf französisch betont
  • “Shadow”, als Birmingham auf der Kellertreppe “Schön” sagt
  • “Ich dachte sie wären San Toy” – dabei schwärmt die Dame für den Sergeant und witzelt “Ich dachte sie wären treu”, als dieser hinter der Haushälterin herspioniert.

Sidney Toler als Charlie ChanWie wird diese DVD-Serie fortgesetzt?

Für den 30. August angekündigt sind 2 DVDs:
Ein fast perfekte Alibi“, der Vorvorgänger von “Gefährliches Geld”

sowie: “Das Geheimnis“. Es handelt sich hier mit Sicherheit um “Charlie Chans Geheimnis” (Charlie Chan’s Secret) von 1936, was einen Zeitsprung von 10 Jahren zurück bedeutet, in die Spitzenzeiten der Serie.

Ist doch alles Sonnenschein, dieser Sommer 😉

Allerlei zu “Charlie Chan: Die Falle”

The Trap-DVD aus BoxOriginaltitel: »CHARLIE CHAN: The Trap« (dt. wörtlich übersetzt)
Laufzeit: 65 Minuten

Produktionszeitraum: später Juli bis Mitte August 1946
Copyright: Monogram, 1946

Premiere: 30.11.1946; in Deutschland: 27.12.1978 (Bayerischer Rundfunk) unter obigem Titel

Charlies beste Sprüche:

  • Irrtümer bringen manchmal Befreiung von Sorgen
  • In der Mitte Rätsel immer am allerschwersten.
  • Sonntagsjäger hat Zeit Wild zu verfolgen. Eiliger Jäger muss Falle stellen.
  • Spaß ist Allheilmittel.

Die FalleEs spielen:

Sidney Toler [Charlie Chan]
Mantan Moreland [Birmingham Brown]
Victor Sen Young [Jimmy Chan]
Tanis Chandler [Adelaide]
Larry Blake [Rick Daniels]
Kirk Alyn [Sergeant Reynolds]
Rita Quigley [Clementine]
Anne Nagel [Marcia]
Helen Gerald [Ruby]
Howard Negley [Cole King]
Lois Austin [Mrs. Thorn]
Barbara Jean Wong [San Toy]
Minerva Urecal [Mrs. Weebles]
Margaret Brayton [Madge Mudge]
Bettie Best [Winifred]
Jan Bryant [Lois]

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Lobbycard The Trap: StrandnixenWo kann man die Schauspieler hierzulande noch sehen?

Tanis Chandler spielte kleinere Rollen in “Tote schlafen fest” (1946, mit Bogart/Bacall) oder “Angelockt” (1947, mit B.Karloff), ebenso in “Charlie Chan: Schatten über Chinatown”.
Larry Blake taucht in “Boulevard der Dämmerung” (1950) auf.
Auch Howard Negley (der in “Docks of New Orleans”, einem der letzten Chans, spielte) kann man gelegentlich sehen, etwa in “Abbott und Costello treffen Frankenstein”, in “Das Lied vom Dünnen Mann” (1947) oder uniformiert in “Der Tag, an dem die Erde stillstand”.
Barbara Jean Wong spielte bereits Charlies Tochter in “Charlie Chan in Honolulu” und war Iris Ling in “Charlie Chan in Mexiko”.

Minerva Urecal hatte unzählige Rollen und oft genug als Haushälterin oder ähnliches, so auch in “Charlie Chan bei den Olympischen Spielen”.
Weitere Kurzauftritte von ihr gibt es in “Die tapferen Schotten” (Laurel/Hardy), “Abbott und Costello auf Glatteis”, “Niagara” (1953) oder “Der mysteriöse Dr. Lao” (1964). In Erinnung blieb auch ihr Abgang in “Mr. Hobbs macht Ferien” (1962, James Stewart), nachdem die Wasserversorgung im Strandhaus nicht wie Vorgesehen funktionierte.