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MONTE CARLO in Österreich 1950

Alpenzeitung 1938-11-17 Charlie Chan in Monte CarloCharlie kam nur bis zum Broadway – zumindest im Österreich der 1930er Jahre.
In der Alpenrepublik war der chinesische Detektiv während der 1930er ein gerngesehener Leinwand-Gast (leiwand eben). 1938 lief der letzte Oland-Film “Charlie Chan in Monte Carlo” überall in Europa, wie Ausschnitte aus Italien, den Niederlanden und der Tschechoslowakei zeigen.

Prager 1938-4 Charlie Chan in Monte CarloDoch mit den Nazis an der Macht kursierten 1938 zwar für wenige Monate noch einige Chans zwischen Innsbruck und Wien, doch »Charlie Chan in Monte Carlo« (bzw. »Zwanzig Millionen in einer Reisetasche«) schaffte es nicht mehr ins Nieuw weekblad voor de cinematografie 1938-2-25 Charlie Chan in Monte CarloKino.

Nach dem Krieg erinnerte man sich an den Riesenerfolg und 20/Fox brachte den Streifen 1950 nach Österreich.
Offenbar blieben die Zuschauerzahlen derart überschaubar, dass man darauf verzichtete die Toler-Chans ins Rennen zu werfen.

Jetzt ist Monte-Carlo leider nicht gerade ein ausgezeichneter Chan-Streifen. Aber immerhin.
Die Zeiten waren freilich andere und die neue Generation der Kritiker kannte offenbar weder die Vorkriegs-Krimis noch konnte es damit viel anfangen.

»Kriminalfilm, aber gemütlich«, urteilte »Das kleine Volksblatt« (10.9.50): »Ein weniger spannender als vielmehr lustiger, ja gemütlicher Kriminalfilm … Charlie Chan will eigentlich nur an der Spielbörse sein Geld verlieren, aber ihm zu Ehren geschehen … drei Morde. … Prachtvolle Typen … Auch die übrigen Schauspieler agieren eindrucksvoll.«

Die »Wiener Zeitung« vom selben Tag ist weniger gnädig: »… während der Kriminalfilm mit dem sympathischen Detektiv Charlie Chan … zwar moralisch, aber dafür recht langweilig ist.«

Für die »Österreichische Volksstimme« ist es ein Tiefpunkt: »… zeigt in denkbar naivster Weise die Überlegenheit des … Meisterdetektivs. … Unwahrscheinlichkeiten selbst Schulbuben zum Lachen brächten.«

Wiener Kurier 1950-9-9 Charlie Chan in Monte CarloIm »Wiener Kurier« (9.9.50) fand sich ein Kritiker, der die Feinheiten herausstellte: »… keiner von der üblichen Sorte … nicht ein einziger Schuss … keine Gangsterjagd … keine wüste Balgerei … Wirkung … in feiner Ironie. Gespielt wird von den bei uns bisher unbekannten Schauspielern durchweg gut. Warner Oland, der Darsteller der Titelrolle, ist stellenweise sogar ausgezeichnet

Das Jahr der Charlie Chan Bücher

Das Jahr 2023 war eindeutig ein Charlie-Chan Buch-Jahr. Das könnte nur durch ein Charlie-Chan Film-Jahr getoppt werden. Vielleicht 2024? Träumen darf man ja 😉

Hier erstmal Krimistoff für den Winter:

The Californian Curse - VoglerThe Californian Curse: Charlie Chan in Hollywood
Charlie Chan und Tochter Lily suchen 1940 in Hollywood nach einem verschollenen Drehbuch. Mysterien, Rätsel, Geheimnisse, Affären und Gerüchte.

Die Fortsetzung des “new Charlie Chan canon” von Adrian Vogler erscheint gleichzeitig auf englisch und deutsch: “Der kalifornische Fluch: Charlie Chan in Hollywood” / “Der neue Charlie Chan Kanon“.

Gestartet am 1. Dezember 2023. Gestartet? Ja, tatsächlich handelt es sich diesmal um ein in Fortsetzungen geschriebenes Werk, bei dem die Leser über einen längeren Zeitraum gefesselt werden, bevor sie die Auflösung erfahren können. (Band 1 vom Juni)

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The Case of the Chicago Murder - ValamontesCharlie Chan: The Case of the Chicago Murder
Chicago, 1946: Ein Showgirl lebt gefährlich, denn sie kennt finstere Geheimnisse über die Reichen und Schönen der Stadt.

Autor Antonios Valamontes startete am 15. Juni 2023 seine Serie um “The Enigmatic Chronicles of Charlie Chan“.

Nachdem er über einige Wochen immer neue Geschichten nachschob, scheint die Serie seit 15. Juli mit diesem neunten Buch beendet zu sein.

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A Charlie Chan piace il jazz? - Bagini, MicheloneA Charlie Chan piace il jazz?

In Italien gibt es offenbar große Chan Fans und immer wieder etwas zu entdecken: Bereits am 9. November 2006 erschien der Band von Biagio Bagini und Guido Michelone bei Lampi di Stampa.

Ob die Frage aus dem Titel, “Mag Charlie Chan Jazz?“, beantwortet wird, kann ein italienisch sprechender Leser beantworten. Würde mich freuen, wenn sich jemand meldet.

Das Buch enthält offenbar zwei Geschichten mit Charlie Chan, die 1925 und 1940 spielen. Ein wenig Exotik, ein wenig Morbidität, dazu afroamerikanischer Swing.

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Sons of Charlie Chan - Nollen 1Sons of Charlie Chan
Dieses Sachbuch ist den asia-amerikanischen Schauspielern gewidmet, welche mehrfach Charlie Chans Söhne darstellten: Keye Luke, Sen Yung and Benson Fong.
Band 1 erzählt auf 472 Seiten ihre Lebensgeschichten bis 1942 inklusive all ihrer Filme.

Das brandneue Sachbuch des zwischenzeitlich verstorbenen Scott Allen Nollen und seiner Ehefrau Yuyun Yuningsih Nollen erschien am 2. November 2023 bei BearManor Media.

 

 

China and the Chinese in Popular Film - RichardsChina and the Chinese in Popular Film: From Fu Manchu to Charlie Chan
Dieses Sachbuch von Jeffrey Richards über Kino und Gesellschaft erschien bereits vor einigen Jahren.

Es beschäftigt sich mit der stereotypen Darstellung von Chinesen (Opiumhöhle, Tong Kriege, Warlords etc.) ebenso wie dem Gegenteil (The Good Earth, Charlie Chan etc.).

Charlie Chan and I (ohne Abb.)
Nur wegen des Titels genannt! – Erschienen am 17. August 2023 geht es hier weniger um einen Hund namens Charlie Chan sondern dessen Herrchen, Autor Leo Sedillos, und seinen Alkoholismus.

Charlie Chan im Südwesten und der Schweiz

Nachdem der Bayerische Rundfunk (BR) 1978 die frisch synchronisierte Charlie-Chan-Serie mehr oder weniger im 2-wöchigen Rhythmus ausgestrahlt hatte, begann er das Jahr 1979 erstmal mit Wiederholungen zur selben Sendezeit. Jetzt war es höchste Zeit, dass die anderen Dritten Programme sich des Detektivs annahmen. Der Südwest-Rundfunk (SW3) startete im April, und zeigte wöchentlich am Freitagabend eine Episode. Man hielt sich an die nicht ganz geglückte Reihenfolge des BR und die Zuschauer sahen zum Abschluss im Oktober «Die Falle».

Thuner Tagblatt - Die FalleTraditionell guckte man damals natürlich grenzüberschreitend Fernsehen und gegenseitig wurden die Fernsehprogramme in den Tageszeitungen abgedruckt.
Die «Neue Zürcher Zeitung» griff täglich mehrere Filme zur Inhaltsbeschreibung in kleinen Boxen heraus, und Charlies Filme waren über die Monate immer mal dabei, auch wenn die in Deutschland im Dritten Programm auf Südwest liefen.

Nicht lange freilich, dann durfte Charlie Chan im deutschsprachigen Schweizer Fernsehen ermitteln. Ende Mai 1979 ging es um 21:15 Uhr an einem Dienstag los mit «Die Falle» (The Trap). Ja, tatsächlich: Man hatte sich entschieden, die Serie in der umgekehrten BR-Reihenfolge auszustrahlen (kleine Dreher gabs dennoch). Jedoch war der Sendeplatz kaum zum Vormerken geeignet. Es vergingen drei Wochen bis «Gefährliches Geld» und vier weitere bis «Schatten über Chinatown» Mitte Juli zu sehen waren.

Poster - The TrapDas «Thuner Tagblatt» brachte zum Start der Serie ein Bild von Sidney Toler, beim eigentlichen Film aber kein Wort mehr von diesem Darsteller, obwohl er in «Die Falle» doch die Hauptrolle spielt. Statt dessen: «21:15 Uhr Charlie Chan (sw). Die Falle – Aus der zwischen 1931 und 1947 gedrehten Hollywood-Produktion werden 26 Folgen ausgestrahlt. Warner Oland spielt den chinesischen Detektiven, den immer höflichen, aber hartnäckigen Fragesteller.»

Die «Neue Zürcher Zeitung» veröffentlichte im Juli zum Artikel «Charlie Chan und seine Söhne» (Untertitel: «Zu Sendungen des Fernsehens DRS und Südwest 3») dann dasselbe, aber nicht so eng geschnittene Bild von Sidney Toler, beschrieben fälschlich mit «Warner Oland als Charlie Chan».

Neue Zürcher Zeitung - Charlie Chan und seine Söhne (Ausschnitt)

Möglicherweise war beim Schweizer Fernsehen der Dienstag ein traditioneller Krimi-Tag, wie ein Artikel in «Der Bund» vom August 1979 nahelegt. Demnach verdoppelte oder verdreifachte sich beim Dienstags-Krimi die Zuschauerzahl.
Da der Sender nicht die Mittel zum selbst synchronisieren hatte, war er auf die bundesdeutschen Sender ARD und ZDF angewiesen. Klar, dass man immer erst nach denen senden konnte / durfte.

Der Bund - Anspruch an Serien (Ausschnitt)

Daher begann das Schweizer Fernsehen damals eine engere Zusammenarbeit mit den Dritten Programmen, dem ORF u.ä. und: «Ein erstes Beispiel dieser Art ist die Charlie-Chan-Krimiserie, die auch in den Dritten Deutschen Programmen mit Erfolg läuft.»
Der Autor des Zeitungsartikels meinte zudem, dass ausgerechnet «die gut gemachten deutschen Krimis – Derrick, Der Alte – recht hohe Massstäbe setzen» 😉

Ende Juli wechselte Charlie den Schweizer Sendeplatz und ermittelte nun wöchentlich am Samstagabend kurz vor 23 Uhr. Der erste samstägliche Chan war «Ein fast perfektes Alibi».

Fans im Sendebereich Schweiz / Südwest konnten nun binnen kürzester Zeit alle Episoden schauen, denn am 31. August (SW3, Reihenfolge vorwärts) bzw. 1. September (DRS, Reihenfolge rückwärts) traf man sich auf dem «Schatzsucherschiff». Wer also die Filme auf beiden Sendern von Anfang weg verfolgte, hatte bis Januar dann noch den Bonus von Wiederholungen, ehe mit «Kamel» im DRS die Ausstrahlung erstmal endete.

Die FalleDie Serie kam offenbar gut an, denn bei «Der Bund» liest man im August:
«Es gibt Leute, die man immer wieder gerne sieht, […] auch Leute, die man gesehen haben muss, will man sich am nächsten Tag in der Kaffeepause nicht lächerlich machen. Zu den letzteren gehören die Fernsehkommissare, die Bestbekannten, die im Dreiwochenrythmus oder, wie Charlie Chan […] sogar wöchentlich ihre Erfolge […] verbuchen konnten
– Ja, wir alle mochten die Show!

Zurück in der Zeit

Bald erscheinen neue Sachbücher! Wie, noch mehr lesen?
Gemach! Das ist nicht irgendein Stoff. In den nächsten Tagen kommen zwei Leckerbissen auf den Markt. Zumindest lassen die Ankündigungen das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Daughter of the Dragon - Yunte HuangLadies first: Am 22. August kommt mit «Daughter of the Dragon: Anna May Wong’s Rendezvous with American History» ein weiteres von Yunte Huangs Werken auf den Markt, der als Experte der Asia-Amerikanischen Geschichte stets tiefe Einblicke in vergangene Zeiten gewährt. Anna May Wong (1905 – 1961) musste sich lange gegen ein Hollywood wehren, dass ihr beständig stereotypische Rollen anbot.
Wer «Eine schwarz/weiße Ära» gelesen hat, dem ist Anna May Wong nicht nur bei der Verfilmung von «Der chinesische Papagei» begegnet. Yunte Huang liefert nun die ausführliche Biographie eines faszinierenden chinesisch-amerikanischen Superstars. Wieso zögern? Bestellen!
(Liveright, 382 Seiten)

The Wisdom Within Earl Derr Biggers Charlie Chan - Lou ArmagnoDer Postmann bringt gerne mehr: Wenn ein Kenner der sechs von Earl Derr Biggers 1925 – 1932 geschriebenen Chan-Romane die Texte analysiert, wird man dem literarischen Charlie zweifellos näher kommen.
Am 26. August erscheint «The Wisdom Within Earl Derr Biggers‘ Charlie Chan: The Original Aphorisms Inside The Charlie Chan Canon» von Lou Armagno digital und wenige Tage später auch gedruckt. Den Blick fürs Detail beweist der Autor auch auf seiner Website. Wer erfreut sich nicht an Charlies Sprüchen? Will ein Chan-Fan sich eine Freude machen, wird er hier zuschlagen.
(BookBaby, 112 Seiten)

I libri di Charlie Chan in italiano

Charlie Chan Bücher auf italienisch

II. Newton 2004Krimi geht immer. Das gilt für Deutschland wie für unsere Nachbarn.

Da lohnt ein kleiner Blick über den Zaun, um zu sehen, was dort erschienen ist und unter welchem Titel (nur falls ein Titel deutlich vom Original abweicht, wird die Übersetzung angegeben). Das Fazit lautet: Charlie Chan ist auch zwischen Buchdeckeln immer und überall gut aufgelegt.

Auf italienisch erschienen die sechs Chan-Bücher von Earl Derr Biggers unter vielen verschiedenen Titeln (trotz der großen Cover-Menge, kein Anspruch auf Vollständigkeit).

Die ältesten Ausgaben der Romane I. – VI. aus den 1930er Jahren (verschiedene Verlage):
I. Corriere della Sera 1936  II. Corriere della Sera 1934  III. Mondadori 1933

IV. Bemporad 1930  V. Bemporad 1935  VI. Salani 1935

Einst prägten Mondadoris Bücher im gelben (“giallo”) Umschlag in Italien den Begriff IL GIALLO für Krimis. Hier aber schwarz und eckig: Mondadori Anfang der 1970er Jahre.
I. Mondadori 1973  II. Mondadori 1972  III. Mondadori 1972IV. Mondadori 1973  . . . . . . . . . . (V.?) . . . . . . . . . .  VI. Mondadori 1972

Anfang der 1990er: Die “Garden” Ausgabe (hier II/III/IV) mit ein wenig gelb.
II. Garden 1992  III. Garden editoriale 1993   IV. Garden 1992

Newton nahm die Cover ein Jahr später auf und wurde dem Begriff GIALLO gerecht:
I. Newton Compton 1995  II. Newton 1993  III. Newton Compton 1994

IV. Newton 1993  V. Newton Compton 1993  VI. Newton 1993

Und jetzt zu den sechs Romanen im Einzelnen und weiteren verschiedenen Covern:

I. Mondadori 2016   I. Newton Compton 2018   I. Polillo 2004
I. Corriere della Sera - Polillo 2013
I. Das Haus ohne Schlüssel (1925)

La casa senza chiave:
Corriere della Sera, Mondadori, Newton Compton, Polillo
1936-2018

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II. Newton 2018   II. Newton   II. Mondadori 2015 ebook
II. Der chinesische Papagei (1926)
Il pappagallo cinese: Corriere della Sera, Mondadori, Garden, Newton 1934 – 2015

III. Mondadori De-Agostini 1991   III. Newton-Compton 2012 ebook   III. Mondadori 2012
Drei Titel – selber Roman: III. – mit sehr viel “Mondadori-Giallo”

III. Hinter dem Vorhang (1928)
Sangue sul grattacielo (“Blut auf dem Wolkenkratzer”): Mondadori, 1932 – 1991
Dietro quel sipario: Garden, Newton Compton, 1993-2018
La donna inesistente (“Die nicht existierende Frau”): Mondadori 1972 – 2012

III. Mondadori 1932   III. Mondadori 1940   III. Mondadori 1960

IV Das schwarze Kamel (1929)
Il cammello nero: Bemporad, Mondadori, Garden, Newton Compton, Polillo, Corriere della Sera 1930 – 2016
IV. Mondadori 2016  IV. Newton Compton  IV. Polillo 2010

V Charlie Chan macht weiter (1930)
La crociera del delitto (“Die Mord-Kreuzfahrt”): Bemporad, 1935
La tragica promessa (“Das tragische Versprechen”): Newton Compton, 1993
La crociera tragica (“Die tragische Kreuzfahrt”): Polillo, Mondadori 2014/2016
V. Mondadori 2016  V. Newton Compton eBook  V. Polillo 2014

VI Der Hüter der Schlüssel (1932)
Il custode delle chiavi: Newton Compton, De Agostini, 1993-2007
Quello che teneva le chiavi (“Der mit den Schlüsseln”): Salani, 1935
Il canto del cigno (“Der Schwanengesang”): Mondadori, 1972;
Perché mi hai mentito? (“Warum hast du mich angelogen?”): Salani, 1975

VI. Mondadori  VI. Newton Compton eBook  VI. Salani 1975

Doppelbände von Sugarco, 1983: I./II, III./V., IV./VI. :
Doppelband I./II. Sugarco 83 III./V. Sugarco 1983 IV./VI. Sugarco 1983

IV. Corriere della Sera 2016In Italien gab und gibt es unglaublich viele Ausgaben von Charlies Büchern. Google hilft bei der Suche, dennoch hat man das Gefühl nur einen kleinen Teil gefunden zu haben.

VI. Mondadori 1972 RückseiteViele verschiedene Chan-Porträts haben die Designer über die Jahre erschaffen. Die bekannten Gesichter aus dem Film (Oland, Toler) finden sich zwar selten auf der Cover-Vorderseite aber dafür gerne mal auf der Rückseite (siehe rechts Mondadori VI., 1972).

Charlie scheint von je her sehr beliebt gewesen zu sein bei den Lesern. Fast jedes Jahrzehnt neu aufgelegt und jeder Band zigmal übersetzt. Auch die Verlage wechselten immer wieder. Inwieweit diese Verlage (inzwischen) zusammengehören ist allerdings eine andere Frage.

Die Abbildungen stammen größtenteils aus dem WWW. Man kann nicht alle(s) haben …

Anna May Wong – Barbie

Anna May Wong - BarbieAnna May Wong war ein absoluter Hollywoodstar und kämpfte lange gegen chinesische Klischee-Rollen. Immerhin ist die Filmikone nicht ganz vergessen (siehe Doodle oder Quarter). Seit Anfang des Monats gibt es eine ihr gewidmete Spezial-Barbie von Mattel.

Anna May Wongs Rolle als Tänzerin im Film “The Chinese Parrot” (Der chinesische Papagei, damals: Der Chinesenpapagei) war zugegeben kurz und heute nur noch in Fotos erhalten. Doch Sie gehört dennoch zu Charlies Film-Kosmos.

Der Streifen nach dem zweiten Chan-Buch kam 1927 raus. Gerade mal einen Monat nachdem Regisseur Paul Leni den schwarzhumorigen “The Cat and the Canary” über die Leinwand flimmern ließ.
Mit dabei sind auch Marion Nixon (Hauptrolle in “Charlie Chan’s Chance“) oder Slim Summerville (Charlie Chan in Reno) sowie unter anderem Albert Conti (Stadt in Dunkelheit) oder George Kuwa (spielte Charlie Chan im vorangegangenen “The House Without a Key” 1926).

Charlie, Berlin und die Olympischen Spiele

Die Aufführung von «Charlie Chan bei den Olympischen Spielen» im Berliner Zeughauskino im Oktober 2020 war ein schönes Ereignis. Der Streifen lief im Rahmen einer Retrospektive um die Darstellung Berlins im Kino der damaligen Zeit. Nach dem  Blick auf den Zeppelinflug im Film also ein  weitere schönes Thema, das hier mal vertieft gehört.

Berliner Dom und ZeppelinWas bekommt man von Berlin zu sehen?

Einige bekannte touristische Ziele und einige sehr unbekannte. Sehr leicht identifizierbar ist die Aufnahme mit dem Luftschiff über dem Berliner Dom. Der befindet sich in Berlin Mitte, «Am Lustgarten» (btw, Hundert Meter vom Zeughauskino entfernt).

Brandenburger Tor mit Olympia-BusDen Bus mit der amerikanischen Mannschaft an Bord sieht man durchs Brandenburger Tor fahren. Die Flaggen dort wurden ebenso wegretuschiert wie auf den Flossen des Zeppelins.

Im Bus gibt es eine Unterhaltung: «So this is Berlin. So many bicycles.» So viele Fahrräder? Es ist fast, als kannten sie die heutigen Pop-Up-Radwege.
Noch mehr Klischee gibt es wenig später. Was will man von Berlin zuerst wissen? Nach was frägt man? «Where is the Sauerkraut emporium?» – Das sucht man wohl vergebens 😉

Zwei weitere Gebäude, die im folgenden auftauchen, sind bislang unklar:

  • Hughes WagenNach dem Diebstahl des Fotoapparates aus dem Bus sieht man Hughes in seinem Wagen.Dahinter sieht man den oberen Teil der Fassade eines großen, nicht identifizierbaren  Gebäudes. Das kann im Krieg natürlich zerstört worden sein, aber vielleicht erkennt es jemand?
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  • Hotel in BerlinVom Hotel, in dem alle Beteiligten wohnen, sieht man nur das Innere. Für das ADLON nahe dem Brandenburger Tor wäre die Straße, auf der Yvonne Roland vorfährt, zu eng. Zudem waren vermutlich sämtliche Räume vom Internationalen Olympischen Komitee ausgebucht.

Das Berliner Olympiastadion ist mehrfach im Bild. Zunächst aus der Luft beim Überflug des Geländes, von Norden nach Süden gesehen.

Stadion und Fackel
Einmarsch der NationenDazu kommen dann Wochenschau-Ausschnitte vom Fackelläufer der zum Stadion abbiegt und seinem Weg über die Treppen, bis er das Feuer entzündet. Bald folgt der festliche Einmarsch der Nationen ins Stadion. Alles am 1. August 1936.

Staffellauf.
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Von den Wettbewerben sind mehrere zu sehen. Zunächst der 1500m Lauf mit neuseeländischem Gewinner. Dann die 4x100m Staffel, gewonnen von den USA (Startläufer Jesse Owens wurde ebenfalls Erster über 100m, 200m und im Weitsprung). Dazu sieht man Ausschnitte vom Stabhochsprung und dem 100m Freistil Schwimmwettbewerb.

Wettbewerbe

Ein Blick auf das «Olympische Dorf» ist uns nicht vergönnt. Es befand sich satte 18 Kilometer entfernt, außerhalb der Stadtgrenzen, in Wustermark / Elstal, wo man heute, trotz diverser Zwischennutzung, noch Spuren davon finden kann.
Betty im Zimmer
Einmal sieht man Betty, die mit ihren Kameradinnen das Zimmer bezieht. Spielt das trotz der Straße direkt unterm Fenster im Dorf? Später werden bei einem Gespräch am Zaun im Hintergrund einige Athleten trainieren, wobei nicht völlig klar ist, wo genau das stattfindet.
Und so stellt sich die Frage:

Wie realistisch ist Berlin dargestellt?

Am ZaunDie angesprochene Szene am Zaun mit Betty und Dick, später Lee, passt nicht ganz zu den Umständen um das Olympische Dorf. Das befand sich nicht nur viele Kilometer westlich vom Stadion, es war auch nur für die Männer reserviert. Die Frauen waren nicht im Dorf oder auch nur in dessen Umgebung untergebracht, sondern nordöstlich vom Stadion im nahe gelegenen »Deutschen Sportforum«. Aber natürlich: Wieso sollte Betty nicht für einen kleinen Streit mit Dick nach auswärts gefahren sein?

KolonadenDie Szenen auf den Tribünen des Stadions, wo man Charlie und andere sitzen sieht, wurden natürlich nicht vor Ort gedreht. Hier behalf man sich mit dem «Los Angeles Memorial Coliseum». Das gilt auch für Lees Entführung am Eingang, die an den Kolonaden des Coliseum gedreht wurde.

Der Ablauf der Spiele ist im Film leicht durcheinandergeraten. Charlie scheint direkt am Ersten Wettkampftag (2. August) im Stadion zu sein. Er sieht jedoch dem 1500m Lauf zu, der am 6. August stattfand.
Bald folgt im Film der 4x100m Staffellauf. Den gabs aber erst am 8. (Vorläufe) und 9. August zu sehen. Das Finale im Stabhochsprung, zu dem Dick direkt anschließend antritt, war jedoch bereits am 5. August.
Parallel zum Staffellauf, am 8./9., gingen die Schwimmwettbewerbe im 100m Freistil über die Bühne, an denen Lee nach seiner Entführung teilnahm.

Inspektor Strasser mit TschakoDie Kostümabteilung hat bei der deutschen Polizei ganze Arbeit geleistet. Das Tschako, mit großem Stern darauf, samt Uniform ist sehr realistisch. Einem so ausgestatteten Schupo konnte man damals auf Berliner Straßen begegnen.
Ob auch ein Inspektor wie Strasser derart ausstaffiert herumlief?
Der Inspektor hat seinen Dienstsitz offenbar in Berlin. Wieso er dann auch in Hamburg auftaucht, als die MANHATTAN mit der amerikanischen Mannschaft andockt, ist unklar. Offenbar wurde er Charlie mit Spezialauftrag zur Seite gestellt.

Man sieht, wie in den anderen Filmen, dass Charlie kein 007 ist, der unentdeckt in fremden Ländern herumschleicht. Er ist stets offiziell vor Ort und sichert sich die Unterstützung lokaler Behörden. Selbst wenn er in Spionagegeschichten einmal undercover unterwegs sein sollte, wie später in Panama.

KompassAls die Polizei mit dem Peilsender Charlies Entführern folgt, sieht man Stadtplan und Kompass. Beide sind englisch beschriftet, was natürlich völlig daneben ist. Immerhin wurde der Plan gezeigt, samt den Markierungen der Peilung.
Das bringt uns zur spannenden Frage:

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Wo stand Zarakas Residenz?

StadtplanWo nur befindet sich die Höhle des Löwen, der Ort, wo alles zusammenläuft und der Höhepunkt des Films stattfindet.
Die Antwort ist einfach: Zarakas Residenz lag auf einem Parkplatz gegenüber dem heutigen Platz der Nachbarschaft an der Lehrter Strasse.
Klingt überraschend schwach, aaaaber: Das Gebäude stand eben 1936 dort. Punkt.
Laut Plan liegt das Dreieck zwischen Nordhafen, Moabit und Unter den Linden.
Und das sieht man sich am besten eingezeichnet auf Google Maps an. Trotzdem hier ein aktueller Stadtplan verwendet wird, ist die Zuordnung unproblematisch.

Charlie im StadionÜbrigens: Auch die anderen, oben genannten Orte sind in Maps markiert und man bemerkt verwundert: Die liegen alle mehr oder weniger auf einer Linie von Ost nach West.

Es ist insgesamt kein tiefgreifendes Berlin-Bild, aber ein prima Charlie Chan Abenteuer.

Bleibt noch eine letzte Frage zu klären: Hat Charlie das Paddel für Lee mitgebracht oder in welchem Laden in Berlin könnte er es gekauft haben?