Category Archives: 4.03 – Die Kiste aus Shanghai

Frisch digitalisiertes Quartett

Docks of New Orleans DVDNun ja, nicht heute aber im August 2013 war es soweit:
TCM / Warner Home Video brachte weitere 4 Filme in einer Box.

  • Shadows over Chinatown / Schatten über Chinatown
  • Docks of New Orleans / Die Docks von New Orleans
  • Shanghai Chest / Die Kiste aus Shanghai
  • The golden Eye / Das goldene Auge

Ab sofort auf der DVD-Box-Seite bzw. der Einzel-DVD-Seite zu finden.

Vier neue Digitalisierte: “Chan Collection 2”

Warner Charlie Chan Collection 2Wer den kleinen aber feinen Karton im Sinn hat, der Warners erste “Charlie Chan Collection” ausmachte, kann nur erstaunt sein. In der Vorankündigung schien es, als konnte sich die Marketingabteilung noch nicht für ein Box-Covermotiv entscheiden. Wenn man die Schachtel nun in Händen hält, mag man glauben, sie hätten vergessen das Bild mit dem stilisierten Charlie Chan durch echte Fotos zu ersetzen. Aber es ist ja der Inhalt, der zählt.

Vier Standard-Plastikhüllen mit je einer roten Scheibe, so dass man die Filme auch losgelöst von der Box getrennt verkaufen kann. Die Qualität der digitalisierten Versionen ist einwandfrei. An Extras findet sich leider nichts auf den Scheiben. Dialoge in englisch, Untertitel immerhin englisch, französisch und spanisch.

Shadows over Chinatown DVDDie Filme stammen alle vom Ende des Chan-Zeitalters. Mantan Moreland als Birmingham und Victor Sen Young als Jimmy sind immer dabei:

The golden Eye DVD

 

Die Box ist seit August in den USA erhältlich. Drei Filme für die Warner das Copyright hat stehen noch aus, darunter der einst auch synchronisierte “The red Dragon / Charlie Chan in Mexiko” mit Sidney Toler als Chan. Bleibt zu hoffen, dass der Abschluss der Warner-Collection-Boxen nicht noch einmal 3 Jahre auf sich warten lässt.

Die Kiste aus Shanghai – Die Kritiken

Die Titel-Kreativen haben wieder zugeschlagen.
Noch kreativer sind nur die Zuguckuer, die tatsächlich irgendwo eine Kiste stehen sehen und sie für die Titelgebende halten 😉
Hätte man den Alternativtitel »Mord nach Alphabet« verwendet, wäre das näher am Plot gewesen, aber Monogram womöglich  von Agatha Christie (»Die Morde des Herrn ABC«) verklagt worden.
Die Idee mit gefälschten Fingerabdrücken bringt uns 2 Jahre zurück zu Monograms Chan »Ein fast perfektes Alibi«, doch Charlie kann sich nicht an damals erinnern 🙂

Der Film als Gesamtkunstwerk schneidet wieder einmal schlechter ab als seine Einzelteile – sofern dies berücksichtigt wird:

»Variety« (3.9.1948) tadelt das schwache Material und Geschwätzigkeit.
»Motion Picture Guide« (S. 2863) kritisiert Winters als den am wenigsten effektiven der 3 Charlie Chans.
Ken Hanke (»Charlie Chan at the Movies«, McFarland & Co, 1989; S. 234f.) sieht einen einigermaßen starken Plot und meist gute Dialoge. Noch besser: Die Regie gilt als gewissenhaft, atmosphärisch und passend, was zu einem außergewöhnlichen Film führen könnte, wären nicht die vielen, allzu offensichtlichen Lückenbüßerszenen.
Charles P. Mitchell (»A Guide to Charlie Chan Films«, Greenwood, 1999; S. 201) macht den nächsten Tiefpunkt aus, diesmal den der Winters Filme. Der Schauspieler käme als armseliger Chan daher. Immerhin der Humor wird gelobt: Die Fingerabdruck-Szene mit Moreland funkelt, ebenso sein Rausschmeißer und die Sequenz mit Willie Best im Gefängnis.
Die Kritik in »Leonard Maltins Movie Guide« (Plume, 2005; S. 497) ist mit dem Wort “Schwach” zusammen zu fassen.
David Rothel (»The Case Files of the Oriental Sleuths«, BearManor Media, 2011; S. 114) bemerkt eine deutliche Steigerung gegenüber den beiden Vorgänger-Filmen. Für ihn nimmt Winters das Heft in die Hand und wirkt dadurch als glaubhafter Chan. Auch die sichere Hand des Regisseurs kommt gut weg.

Allerlei zu “Die Kiste aus Shanghai”

Originaltitel: »THE SHANGHAI CHEST« (dt. wörtlich übersetzt)
Produktionstitel: »Murder by Alphabet« (»Mord nach Alphabet«)
Laufzeit: 65 Minuten

Produktionszeitraum: Anfang Februar bis Mitte Februar 1948
Copyright: Monogram Film Corporation, 1948
Premiere: 11.7.1948; nicht in Deutschland gezeigt

Charlies beste Sprüche:

  • Unbeschwertester Gang von Briefträger ist in Urlaub
  • Manchmal trübes Wasser, wenn genügend umgerührt, bringt merkwürdige Dinge an Oberfläche.
  • Einige Fakten beginnen zu leuchten, wie Schnee auf entferntem Berggipfel
  • So selten Verstand und Schönheit tanzen in selber Straße gemeinsam

Shanghai Chest Poster2Es spielen:

Roland Winters [Charlie Chan]
Mantan Moreland [Birmingham Brown]
Tim Ryan [Lt. Mike Ruark]
Victor Sen Young [Tommy Chan]
Deannie Best [Phyllis Powers]
Tristram Coffin [Ed Seward]
John Alvin [Victor »Vic« Armstrong]
Russell Hicks [Frank Bronson]
Pierre Watkins [Richter Wesley Armstrong]
Philip van Zandt [Joseph Pindello]
Milton Parsons [Grail]
Olaf Hytten [Bates]
Erville Alderson [Walter Somervale]
George Eldredge [Pat Finley]
Charlie Sullivan [Murphy]
Edward »Eddie« Coke [Thomas Cartwright]
William Ruhl [Wärter]
Lois Austin [Wirtin]
Chabing [Rezeptionist]
John Shay [Stacey]
Paul Scardon [Friedhofangestellter]
Willie Best: [Willie]

Wo kann man die Schauspieler hierzulande noch sehen?

Wie so oft gibt es einige “Wiederholungstäter”: Russell Hicks, George Eldredge und Milton Parsons aus “Ein fast perfektes Alibi” und Tristram Coffin aus “Gefährliches Geld
Auch Tim Ryan war in “Ein fast perfektes Alibi”, aber auch im folgenden “Das goldene Auge” und im letzten Chan “Der Himmelsdrache” wird er dabeisein. Da letztere aber nie synchronisiert wurden, hier einige geeignetere Beispiele: “Charlie Chan auf dem Schatzsucherschiff” (als Bartender), “Orchid, der Gangsterbruder”, “Dr. Kildare – Der Hochzeitstag” und “Verdammt in alle Ewigkeit”.
John Alvin kann man sehen in “Die Bestie mit den fünf Fingern” (mit P.Lorre), “Das Mädchen Irma la Douce” und etlichen Serien wie “Solo für O.N.K.E.L.”, “Tennisschläger und Kanonen”, “Ihr Auftritt, Al Mundy”, “M*A*S*H”, “Hart aber herzlich”, “Mord ist ihr Hobby”.
Von Pierre Watkins gibt es interessantes aus den 30er Jahren: “Dr. Kildare – Sein erster Fall”, “Mr. Smith geht nach Washington”, “Die Marx Brothers im Kaufhaus”, “Das Doppelleben des Herrn Mitty” und “Mr. Moto und der Wettbetrug”.
Ebenfalls “Mr. Smith geht nach Washington” und noch mehr Dr. Kildare, diesmal “Dr. Kildare – Die Heimkehr” steht auf der Liste von Erville Alderson.
Philip van Zandt war in “Citizen Kane” dabei.
Mit Olaf Hytten wird die Liste wieder deutlich länger: “Die tapferen Schotten”, “Blaubarts achte Frau”, “Die Abenteuer des Robin Hood”, “Mr. X auf Abwegen”, “Casablanca”, “Ministerium der Angst” und einige Sherlock Holmes: “Gespenster im Schloß”, “Die Frau in Grün” und “Gefährliche Mission”.

Die Kiste aus Shanghai (worum gehts?)

The Shanghai Chest Poster1(Charlie Chan in “THE SHANGHAI CHEST”, USA, 1948, Monogram Film Corporation)

Wurde Tony Pindello unschuldig verurteilt und hingerichtet? Ein Unbekannter rächt sich an den Prozessbeteiligten und hinterlässt Fingerabdrücke von Pindello. Die nächste Überraschung wartet bei der Exhumierung …

Richter Armstrong wird im eigenen Haus erstochen. Als dessen Neffe durch das Fenster einsteigt und einen Telefonanruf annimmt, wird er niedergeschlagen. Die Anruferin alarmiert die Polizei und die findet den Neffen, soeben wieder zu sich gekommen, mit dem Messer in Hand über der Leiche.
Tommy und Birmingham beobachten auf dem Nachhauseweg wie jemand in ein Haus einsteigt. Leider ist es dessen eigenes Haus, er selbst Untersuchungsrichter, und die beiden, die als Detektive einen Einbrecher stellen wollten, landen im Gefängnis. Charlie kommt vorbei und verspricht sich für sie zu verwenden.
The Shanghai Chest LobbycardBeim Untersuchungsrichter wird gerade der Fall Armstrong besprochen. Der Neffe war just an diesem Tag vom Richter aus dem Haus gewiesen worden. Zu allem übel steht er nahe am bankrott und ihm drohte die Enterbung. Jedoch weisen die Fingerabdrücke am Tatort auf einen anderen, jedoch Toten, hin: Tony Pindello. Den hatte der Richter vor einem halben Jahr zum Tode verurteilt. Die Sekretärin und auch Leutnant Ruark versuchen den ankommenden Charlie für den Fall zu begeistern und dieser möchte gerne informiert werden, sollte sich etwas Neues ergeben.
Charlies Assistenten werden entlassen. Der Untersuchungsrichter wird anderntags tot aufgefunden. Ruark überbringt Charlie die Neuigkeiten, zusammen mit dem Hinweis, auch hier Pindellos Fingerabdrücke gefunden zu haben.
In Richter Armstrongs Büro überraschen Charlie und seine Assistenten dessen Sekretär dabei, wie er Akten durchwühlt, wiegen ihn aber in Sicherheit. Da erscheint der Anwalt des Richters, denn dieser wollte sein Testament ändern. Schnell wird Charlie klar, dass auch der Anwalt in Pindellos Fall involviert war, nämlich als dessen glückloser Verteidiger. Man einigt sich darauf, den Safe des Richters zu öffnen. Dort findet sich ein Schreiben, in dem er Zweifel an Pindellos Schuld äußert.
Charlie schließt daraus, dass möglicherweise alle am Prozess Beteiligten in Gefahr sein könnten. Bis auf einen nach unbekannt Verzogenen wird allen eine Polizeibewachung gestellt. Als nächstes nimmt man sich Pindellos Grab vor. Tommy und Birmingham dürfen schaufeln. Leutnant Ruark öffnet den Sarg: Er ist leer …