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Charlie Chan rund um die Welt

La casa sin llaves Biblioteca oroMit den Büchern von Earl Derr Biggers hat alles angefangen. Die waren schnell in aller Welt beliebt. Sogar bevor er 1925 mit Charlie Chan anfing.
Doch was der Autor mit der Erfindung des chinesischen Detektivs lostrat konnte er sich wohl nicht einmal selbst ausmalen. Als der Mann von der Honolulu-Polizei von den Fox Studios ernst genommen wurde, ging die Post ab.

Avaimeton talo   O Ladrão de Diamantes   El secreto de Charlie Chan 1936-03-28 Madrid

Le masque etrangeNicht nur in europäischen Ländern. Von Peking bis Rio de Janeiro kannte und schätze man Charlie. Eine kleine Zusammenstellung findet sich auf der neuen Seite “Charlie Chan international”. Neben Buch und Film folgten weitere Medien, waren aber nicht so erfolgreich.

Den kinesiske papegøje, Dänemark 2011Links die einzige  mir vorliegende Übersetzung der Charlie- Chan- Bücher auf dänisch. —
Es ist nicht ganz einfach, aus allen Gegenden der Welt Material zu finden – selbst aus Europa. Ein großer Teil Asiens und praktisch ganz Afrika sind ebenfalls noch blinde Flecken. Die Zeit wird alles enthüllen …

Hier einige Impressionen aus aller Welt

Stand-In vor 85 Jahren

Zwischen den Jahren 1935-1942 erschien in den Niederlanden die sozialdemokratische Zeitschrift »Wij; ons werk-ons leven«. In Ausgabe Nummer 16 vom 22. Mai 1936, findet sich ein großer Schnappschuss von hinter den Kulissen eines Chan-Films, der bislang in keinem Buch zu finden war.
Wie so oft lauerten Fotografen auf gute Gelegenheiten und die kam hier in einer Drehpause von »Charlie Chan im Zirkus«. Der Film entstand im Januar 1936 im Winterquartier eines echten Zirkusses, nahe Los Angeles.

Links im Bild sitzt Warner Oland mit Zigarette und rechts Alexander Chivra, der ihm Feuer mit einem Zündholz gibt. Warner Oland griff recht häufig zum Lungentorpedo, das erkennt man schon daran, dass er sich selbst als »Kamin« bezeichnete, der im Haushalt so manches Möbel mit Zigaretten-Glut ruinierte. Als Schauspieler machte er sogar Werbung für eine Zigarettenmarke, die »nicht im Hals kratzen« würde.

Alexander Chivra (gelegentlich wird auch »Alex Chirva« genannt) wurde 1894 in Russland geboren. In wenigen Filmen, beginnend mit »Flying Down to Rio« (1933), ist er auch als Nebendarsteller zu sehen, die Hälfte davon gibts auch synchronisiert, u.a. »Ein Butler in Amerika«, »Diamanten-Jim«, »Was geschah gestern?«, »Skandal in der Oper« (alle 1935), »Tödliche Strahlen« (1936), »Einsatz im Nordatlantik« (1943).
Er starb im Mai des Jahres 1945 in Los Angeles.

Über mehrere Jahre arbeitete Alexander Chivra als Stand-In für Warner Oland am Set. Wenn Kameraleute den optimalen Aufnahmewinkel und mit den Beleuchtern das rechte Licht für eine Szene suchten, konnte das schon einige Zeit dauern.
Dafür brauchte man natürlich auch die Schauspieler und so konnte den Hauptdarstellern in der Hitze dann schon mal das Make-Up verlaufen. Damit das nicht passierte, engagierten die Studios für ihre Stars Stand-Ins (auch Lichtdouble genannt), die ihnen von Statur und Haartracht her ähnlich sahen. Kann also gut sein, dass mancher von denen länger in den Kulissen und vor der (nicht laufenden) Kamera stand, nur kennt man fast keinen.

Mephisto im großen Opernhaus

Wann kam »Charlie Chan in der Oper« wo ins Kino?
Charlie Chan war bereits ein eingeführter Name und Publikumsmagnet, als »Charlie Chan in der Oper« in den 1930ern in Europas Kinos kam. Nach der Premiere im Dezember 1936 war der Film ab 8. Januar 1937 in US-Kinos und schon ab 14. in London und später GB zu sehen.
Die Kinowerbung in damaligen Tageszeitungen zeigt, das bis Ende des Jahres die Verleiher wohl jeden Winkel Europas erreicht hatten, aber aufgrund der Beliebtheit zirkulierten die Kopien bis in die 1940er.

Suure ooperi saladus

Estnisches Nachrichtenblatt mit Kinowerbung

Mit dem Titel wurde teilweise etwas frei umgegangen, so lief der Film in Italien als »Der verschwundene Dolch« (Il pugnale scomparso). Im Bereich der ehemaligen KuK etablierte sich größtenteils »Mephisto in der Oper«.
Ungarn war eines der frühesten europäischen Länder und startete im März (Mefiszto az Operában / Charlie Chan az operában), dicht gefolgt von Schweden (Charlie Chan på Operan) und Portugal (Charlie Chan na Ópera).

Dänemark war Ende April dran (Charlie Chan i operaen), im Mai ging es in schneller Folge nach Finnland (Charlie Chan oopperassa), und Tschechoslowakei (Charlie Chan v opere) wo auch eine deutsch untertitelte Version (Charlie Chan in der Oper) gezeigt wurde, so etwa am 8.5.1937 in Brünn/Brno. Dasselbe in Rumänien (Mephisto în opera), wo die Premiere in Hermannstadt/Sibiu am 12. Mai gefeiert wurde.
Estland folgte im Juni mit »Suure ooperi saladus«, was sich mit »Das Geheimnis der großen Oper« übersetzen lässt, siehe Bild des Tallinner Nachrichtenblattes »Postimees« vom 7. Juni 1937, das die Kinowerbung direkt unter dem Titel bringt.

Warner Oland / Charlie Chan in der Oper

Illustrierte Wochenpost aus Österreich

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In Österreich stieg man zur Uraufführung am 29. Juli groß ein mit der Werbung. Die »Illustrierte Wochenpost« brachte am 30.7. Foto und Text zu Oland und darunter noch eine Filmbesprechung zu »Charlie Chan in der Oper«, siehe Bild.

Das Wiener »Sporttagblatt« nannte am 27.7. den Titel »Mord aus Eifersucht«, obwohl »Das Kino-Journal« bereits in der Ausgabe vom 29. Mai mit »Mord im Opernhaus« geworben hatte, was als offizieller Filmtitel für Österreich gilt.
Allerdings wurde auch so mancher Film vor Kinostart mehrmals umbenannt, so dass man erst nach Ansicht des Films definitiv sicher sein konnte 😉

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Charlie Chan in der Oper Luxemburg

Kinowerbung aus Luxemburg

Die französische Fassung (Charlie Chan à l’opéra) ging offenbar erst ab August an den Start. Die Erstaufführung in Luxemburg kam wenig später. Die Werbung überschlug sich naturgemäß immer. Ein schönes Beispiel dafür ist das Bild aus dem Escher »Tageblatt« vom 12. August 1937: »Unheimliche Begebenheiten … Charlie Chan, der berühmte chinesische Detektiv wird zum Retter in der Not … Einzigartig! Gewaltig! Nervenpeitschend!«
Erste Spuren in der Schweiz finden sich ab September im französischen Teil (Lausanne).

Slowenien kam im September in den Genuss (Mefisto v operi). Vermutlich zirkulierten auch dort deutsche Untertitel, die früheste in Marburg an der Drau/Maribor als »Mephisto in der Oper« ist allerdings erst am 22.3.1938 im Burg-Tonkino nachweisbar. Kroatien folgte im Oktober 1937 (Mefisto u operi).
Der Start der italienischen Fassung (Il pugnale scomparso) ist unklar. Sie lässt sich jedenfalls in Südtiroler Kinos als »Der verschwundene Dolch« ab November des Jahres finden. In der Folgezeit auch in der italienischsprachigen Schweiz, z.B. Locarno 1938. Der deutschsprachige Teil war sicherlich nicht außen vor, der früheste Nachweis liegt aktuell aber erst für 1942 (Zürich) vor.

Wenn das so schnell ging, dürfte die Serie schon eine gewisse Popularität gehabt haben, nicht wahr? Zu etlichen Ländern liegen mir leider noch gar keine Informationen vor. In Deutschland und Spanien folgten Aufführungen erst Jahrzehnte später. Die Zeit enthüllt und verdeckt alles …

Charlie Chan: Ein wohlgehütetes Geheimnis

ross-martinAls die Produzenten Anfang der 1970er Jahre auf die Idee kamen, Charlie Chan als Serie wiederaufleben zu lassen, verpassten sie eine prima Gelegenheit Keye Luke, ehemals “Lee Chan”, dafür zu verpflichten. Statt dessen entschieden sie sich für den nächsten “Weissen” in einer Asiatenrolle, in diesem Fall Ross Martin (1920 – 1981), den man etwa als Kunstkritiker in »Columbo: Mord in Pastell« (1971) sehen kann.

Der Pilotfilm hieß zunächst “Happiness Is a Warm Clue” (so auch der deutsche Titel), schließlich kam als “The Return Of Charlie Chan” (Die Rückkehr des Charlie Chan) ins US-Fernsehen. Allerdings erst 1979, also Jahre nach der Produktion, nachdem der Film bereits in Europa ausgewertet wurde. Die ARD strahlte den Film im März 1974 aus, also bevor die Charlie-Chan-Filme hierzulande überhaupt bekannt waren.

Attentat auf den superreichen Reeder Alexander Hadrachi auf seiner Luxusyacht. Die Polizei soll nicht hinzugezogen werden, aber einer der Gäste schlägt vor, Charlie Chan, der sich bereits im Ruhestand befindet, zu benachrichtigen.
Mit den jüngeren Kindern Peter und Doreen, beide in ihren 20ern, macht er sich auf den Weg. Schon bei seiner Ankunft fallen Schüsse, bald gibt es einen ersten Toten, Hadrachi wird erneut attackiert, seine Frau läuft (beinahe) weg, unangenehme Wahrheiten für den Hadrachi-Clan ohne Ende.

Der Film läuft nur selten im Fernsehen. Der bekannteste Name aus der Cast ist Leslie Nielsen als griechischer Reeder, zehn Jahre bevor er mit “Die nackte Kanone” im Comedybereich zum Star wurde.

Der Reihe nach

Charlie Chan carries on PosterDie ersten Charlie-Chan-Bücher (1925-32) von Earl derr Biggers waren erfolgreich genug, um praktisch umgehend zu Hollywood-Drehbüchern umgearbeitet zu werden. Das gilt in gewissen Sinne auch für seinen literarischen »Nachfolger« Mr. Moto. Bei den Verfilmungen hielten sich die Produzenten allerdings an ihre eigene Reihenfolge.

Die ersten 3 Chan-Bücher wurden zunächst in »korrekter« Reihe von verschiedenen Studios verwertet. Dann kam Warner Oland als Chan-Darsteller, und als nacheinander Verfilmungen zu Buch 5 und 4 anno 1931 erfolgreich waren, gab es eine Neuauflage zu Buch 3 im Folgejahr. 1933 war dann Buch 1 erneut dran, 1934 schließlich noch einmal Buch 2. Der sechste und letzte Chan-Krimi »Hüter der Schlüssel« wurde nie verfilmt.

think fast mr moto1934, nachdem mit Biggers Tod das Ende von Charlie Chan gekommen schien, schickte dessen Zeitung den Autor John P. Marquand nach Asien um einen neuen »asiatischen Helden« zu kreieren. Bald nach der Rückkehr des Autors erschien »No Hero« mit Mr. Moto, für den Fox die Filmrechte kaufte aber nie verwertete; auch die 3 letzten Moto-Geschichten (1938, 41, 56) wurden nie auf die Leinwand gebracht.

Nur die Bücher »Thank you, Mr. Moto« (2) und »Think fast, Mr. Moto« (3) waren Grundlage für zwei Drehbücher 1937 – allerdings in umgekehrter Reihenfolge: »Mr. Moto und der Schmugglerring«, »Mr. Moto und der China-Schatz«. Dazwischen wurde jedoch (als zweites) »Mr. Moto takes a Chance« (»Mr. Moto und der Dschungelprinz«) produziert, kam jedoch erst nach Verwertung des Chan-Reworkings »Mr. Moto und der Wettbetrug« als Vierter ins Kino. Auch der achte und letzte der 1930er-Motos hielt sich nicht an die Produktionsreihenfolge sondern wurde schon vor dem als siebten herausgebrachten gedreht.

Die meisten der Film kann man freilich in beliebiger Reihenfolge schauen, ohne dass eine ähnliche Verwirrung aufkäme 🙂

Charlie Chan und das große Titel-Recycling

City in Darkness - Poster 2Irgendwann im Laufe der Serie fiel es weg, das “Charlie Chan in …” im Titel.
Irgendwann gab es genügend Konkurrenz-Serien, von denen man sich titelmäßig abheben musste.
Irgendwann erklärten Marketingfachleute, wie man einen spannenden Titel zu erfinden hatte.

Manches Studio war recht findig darin, Titel zu verwenden, die bis heute immer wieder mal recycled wurden. Fox schaffte es mit dem Charlie-Chan-Film “Stadt in Dunkelheit”, also “City in Darkness“, 1939, nicht ganz. Es gab zwar 1950 bereits wieder ein “Stadt im Dunkel” (Orig. Dark City), dessen Originaltitel 1998 wieder für einen Kinofilm verwendet wurde aber erst 2010 gab es immerhin einen mit Namen “City of Darkness”. Allerdings ist das ein alter Hut, “The City of Darkness” gab es schon 1914.

Black Magic - OriginaltitleWeit erfolgreicher war Monogram. Etwa mit “Schwarze Magie”, alias “Black Magic” von 1944. Als der Titel “Black Magic” 1949 für einen Orson Welles-Streifen gewählt wurde (dt. Graf Cagliostro), benannte man den Charlie Chan-Film “Black Magic” kurzerhand um in “Meeting at Midnight”.

The Red Dragon” von 1945, bei uns als “Charlie Chan in Mexiko” bekannt, wurde 1965 als Englischer Titel für die bundesdeutsche Produktion “Das Geheimnis der drei Dschunken” gewählt. Viel bekannter ist natürlich das gleichnamige Buch rund um den “Schweigen der Lämmer”-Hannibal. Das Buch wurde 1986 schon verfilmt und 2002 erneut als Red Dragon (“Roter Drache” – also nix mit Mexiko :-).

The golden Eye - Poster1Auch “Das goldene Auge”, der Charlie-Chan-Film von 1948, ist bekannter unter seinem Originaltitel “Golden Eye“. Da gab es 1989 die so benannte Verfilmung einer Ian Fleming-Biograpie, der bekanntlich James Bond, 007, erfand. Und der Brosnan-Bond von 1995 hieß denn auch wieder “Golden Eye”.

The Feathered Serpent” gab es als Kinofilm schon anno 1934, hier war der ebenso benannte Charlie Chan-Film von 1948 (Der Himmelsdrache) also später dran. 1976 gab es aber noch eine kurzlebige TV-Serie gleichen Titels.
Dangerous Money” wurde 1924 mit William Powell gedreht. Denselben Titel gab es 1946 für “Charlie Chan – Gefährliches Geld”.
Der Titel “The Trap” (Charlie Chan: Die Falle) von 1946 wurde wieder verwendet für einen Richard Widmark-Film von 1959 (Die Falle von Tula) .

Poster The TrapCharlie Chan ist nicht die einzige Show deren Titel wieder verwendet wurden. “Fast and Furious” war man nicht erst 2001, da gab es schon schwarz-weiße Filme – natürlich mit anderem Inhalt. Manche Titel klingen nur ähnlich, weil der Originaltitel so genial war (und man vielleicht von der Verwechslung profitieren wollte?). Etwa bei Sherlock Holmes “Die Kralle” (1944), dessen Originaltitel “The Scarlet Claw” von Charlie Chans “The scarlet Clue” (1945 – Die blutige Spur) abgewandelt wurde.

Dead men tell” (Charlie Chan auf dem Schatzsucherschiff – 1941), wurde natürlich auch schon oft verwendet, allerdings in der kompletten Form “Dead Men Tell No Tales” (z.B. 1914, 39, 71). Und er wird wiederkommen, voraussichtlich mit “Pirates of the Caribbean 5: Dead Men Tell No Tales” (2017).
Viele Titel sind einfach zu gut, um sie nicht wieder zu verwenden. Nur der Charakter, dieser Detektiv mit seiner Familie, der wartet schon lange auf ein angemessenes Recycling …

Allerlei zu “Der Himmelsdrache”

The Sky Dragon - Lobbycard 1 Originaltitel: »THE SKY DRAGON«
Laufzeit: 64 Minuten

Produktionszeitraum: Dezember 1948
Copyright: Monogram Film Corporation
Premiere: 1.5.1949

Charlies beste Sprüche:

  • Fotoentwicklung bringt manchmal interessante Dinge ans Licht.
  • Ideen, die zu früh gepflanzt werden, oft wie Samen in Winterboden – sterben schnell.
  • Weise Regieanweisungen so weit voraus, dass Schauspieler das Werk nicht weiter stören.

Es spielen:
Roland Winters [Charlie Chan]
Mantan Moreland [Birmingham Brown]
Keye Luke [Lee Chan]
Noel Neill [Jane Marshall]
Tim Ryan [Lt. Mike Ruark]
Iris Adrian [Wanda LaFern]
Elena Verdugo [Connie Jackson]
Milburn Stone [Tim Norton]
Lyle Talbot [Andy Barrett]
Paul Maxey [John Anderson]
Joel Marston [Don Blake]
John Eldredge [William E. French]
Eddie Parks [Jonathan Tibbetts]
Louise Franklin [Lena Franklin]
Lyle Latell [Ed Davidson]