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Juli vor 90 Jahren: Charlie Chans Courage

Charlie Chans Courage - Plakat

El valor de Charlie ChanDer Film »Charlie Chans Courage« feierte in den Vereinigten Staaten am 6. Juli 1934 Premiere. Es war die zweite Verfilmung des Buches »The chinese Parrot« von Earl Derr Biggers. Hauptdarsteller Warner Oland spielte die Rolle des Charlie Chan zum fünften Mal.
Nach Aufführungen im englischsprachigen Raum kam der Film Ende 1934 nach Kontinental-Europa.

Die ersten Aufführungen in Österreich als »Der chinesische Papagei« datieren von September 1934. Spanien mit »El valor de Charlie Chan« war Mitte Juni 1935 dran. Bald sah auch Frankreich »Le perroquet chinois«, wobei eine deutschsprachige Zeitung die direkte Übersetzung »Charlie Chans Heldenmut« vorzog.

Mitte September 1935 ging es nach Ungarn unter dem Titel »A kinai papagaj«. Ende jenes Monats dann nach Portugal als »A Coragem de Charlie Chan«. In der damaligen Tschechoslowakei (Charlie Chanova odvaha) gab es Ende 1935 Aufführungen mit deutschen Untertiteln als »Charlie Chans Mut«.

A kinai papagaj - Uj Kelet - 1935-12-04 Charlie Chans Mut - Tagesbote Brünn 1935-12-13

Charlie Chans Courage - PlakatMan sieht: Entweder hielten sich die Verleiher an die Übersetzung des Filmtitels oder nahmen das Buch als Vorlage. Eigene Wege ging man etwa in Brasilien mit »O Mistério das Pérolas« (Das Geheimnis der Perlen).

Leider ist der Film verloren gegangen.
Vermutlich wäre Fans der damalige Titel egal, Hauptsache, sie könnten den Streifen heute noch sehen.

Der Detektiv und der Papagei

Hinter den Kulissen einer Filmproduktion laufen beständig Fotografen herum. Da Bauten, Make-Up oder auch nur Kostüme sich während einer Produktion ständig wandeln können, gilt es, die Darsteller zum richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Nach einem langen Arbeitstag vor der Filmkamera, sicher nicht der beliebteste Moment, sich von Fotografen diktieren zu lassen, wie man gerade posieren soll.

In „Charlie Chans Courage„, 1934 nach dem zweiten Chan-Roman „Der chinesische Papagei“ gedreht, lässt sich der Detektiv auf einer Ranch als Koch anwerben.

An diesem einsamen Ort in der Wüste erschreckt ein Papagei die Anwesenden mit seinen „Mörder„-Rufen. Ist hier tatsächlich ein Mord geschehen? Da das Tier am anderen Tag vergiftet wird, liegt dieser Verdacht sehr nahe.

Im Bild, genauer gesagt: auf allen Bildern, sehen wir Warner Oland in seiner Rolle als verkleideter Charlie Chan. Das Tier auf der Hand hält so still, dass es vermutlich ein gewesener Papagei ist.
Jedenfalls gelingt mit diesen drei, vor weißem Hintergrund fotografierten Bildern, mit dem markanten Schlagschatten, etwas besonderes: bei schnellem Durchschauen entsteht der Eindruck einer Bewegung, fast wie bei einem Daumenkino. Wann hat man zuletzt Bewegtbilder dieses verschollenen Films gesehen?

Chan-Hörspiel 2: Der chinesische Papagei

Das zweite Hörspiel nach Earl Derr Biggers Romanen mit Helmut Krauss in der Rolle des Charlie Chan.

Es ist eine angenehm anzuhörende Umsetzung geworden, bei der die Charaktere gut voneinander unterschieden werden können.
Für das etwas über eine Stunde dauernde Stück wurden mit einigem Geschick die Längen der Vorlage gekappt.
So ist Charlie von Anfang weg gut in der Handlung: Allscore Media: Der chinesische Papagei

Teil 3 folgt Ende Juni.

Buch 2: Der chinesische Papagei

buch-the-chinese-parrot
Die Leser des ersten Buches wollten mehr von Charlie Chan hören. Sie mussten mehr als ein Jahr warten, dann erschien die Geschichte »THE CHINESE PARROT« in „The Saturday Evening Post“ als Fortsetzungsroman, anschließend als Buch.

Diesmal ist Charlie von Beginn an im Mittelpunkt, allerdings spielt er lange Zeit das Klischee eines chinesischen Kochs.

Genau das wurde bei den kommenden Verfilmungen (»The Chinese Parrot«, 1927 und »Charlie Chans Courage«, 1934) stets negativ vermerkt, weil es ihm zu wenig Spielraum lässt.

Der chinesische Papagei - Filmkurier
Zur Story: Charlie arbeitete einst (als Jugendlicher?) für die mittlerweile in finanziellen Schwierigkeiten steckende Alice Phillmore-Jordan. Die möchte ihre wertvolle Perlenkette zu Geld machen, was den millionenschweren P.J. Madden ins Spiel bringt.

Charlie reist als Vertrauensperson zu Maddens Wüstendomizil, will sich umsehen und den Perlen-Deal durchziehen. Er lässt sich als Vertretung des Kochs anstellen und schaut sich um. Ein Papagei, der über Mord plappert, stirbt vor seiner Zeit.

 

buch-der-chinesische-papagei

Merkwürdige Vorgänge und eine Filmcrew sorgen für Wirbel. Die Auflösung kommt schließlich nicht mehr sehr überraschend. Es gibt jedoch genug Exotik und ein sich-findendes Pärchen um die Leser zufrieden zu stellen und eine Fortsetzung zu wünschen.

Charlie Chans Courage – Die Kritiken

Charlie Chans Courage - Poster 1Dies ist der Anfang von Charlies Reisetätigkeit, die ihn zwar nicht zum ersten Mal aufs Festland bringt, aber offenbar hatten die Produzenten genug von Hawaii und der Westküste. Das nächste Mal sehen wir Charlie in London, Paris, Luxor, Shanghai …
Seine Tarnung als Ah Kim, mit den leider üblichen klischeehaften Sprachproblemen von denen „L“ für „R“ nur eines ist, verhindert das er zu seinen üblichen Dialogen und Sprüchen findet. Auch sind mit Bob und Paula zwei weitere Hauptrollen stark vertreten, so dass der Film doch etwas leidet.

Charlies Einführung auf dem Schiff ist aber wie immer fein. Er spricht mit Kindern und zeigt deren Mutter anschließend Bilder des eigenen Nachwuchses. Charlie ist und bleibt Familienmensch. Danach wird zuviel neues ausprobiert, wie schon gesagt, natürlich gemäß der literarischen Vorlage („Der chinesische Papagei“), doch das funktioniert nicht gut und wird so in den folgenden 2 Jahrzehnten nie wiederholt.

»Variety« stellte den Streifen als weniger gelungen vor und sah Oland durch das Skript behindert.
Die »Motion Picture Guide« findet die titelgebende Courage oder Tapferkeit bei Oland, indem er diesen Film durchmachte.
»Paimanns Filmlisten« vom 28.9.1934 merkte das flotte Regietempo an, sah zweckentsprechende Bauten und einwandfreie Photographie, hörte ebensolchen Ton und sorgfältige Musik um wie üblich zum Schluss „Guter Mittelfilm“ zu kommen.

Allerlei zu “Charlie Chan’s Courage”

Charlie Chans Courage - Lobbycard 1 Originaltitel: »Charlie Chan’s Courage«
Laufzeit: 74 Minuten

Produktionszeitraum: 23. April bis Ende Mai 1934
Copyright: FOX Film Corporation
Premiere: 6. Juli 1934

Charlies beste Sprüche:

  • Nadel in Heuhaufen zu suchen benötigt nur genaue Untersuchung des Heus
  • Große Zuckerdose zieht viele Fliegen an.
  • Vorsichtig handeln. Bitte erinnern das auch Henne vorsichtig auf Eiern sitzt.
  • Immer angenehme Reise die unter Freunden endet.

Der chinesische Papagei - FilmkurierEs spielen:

Warner Oland [Charlie Chan]
Drue Leyton [Paula Graham]
Donald Woods [Bob Crawford]
Paul Harvey [J. P. Madden]
Murray Kinnell [Martin Thorne]
Reginald Mason [Alexander Crawford]
Virginia Hammond [Sally Jordan]
Si Jenks [Will Holley]
Harvey Clark [Professor Gamble]
Jerry Jerome Phil „Sharky“ Maydorf]
Jack Carter [Victor Jordan]
James Wang [Louie Wong]

Screen Actors Guild – Die Schauspielergewerkschaft

Es verging einige Zeit zwischen „Charlie Chans größter Fall“ und “Charlie Chan’s Courage”.
Die 1933 gegründete Schauspielergewerkschaft etablierte sich in der Zwischenzeit und brachte deutliche Erleichterungen, für die damals noch beim Studio festangestellten Schauspieler.

Das „Studio System“ bestimmte bis dahin den kompletten Tagesablauf eines Kontrakt-Schauspielers. Sie mussten unlimitiert von früh bis spät in jedem Streifen mitwirken, den das Studio zuteilte. In dem unkündbaren Vertrag wurden zahllose Vorgaben diktiert, selbst (Essens)Pausen durfte man erst einlegen wenn die Prdoduktion es erlaubte. Neben dem Grundgehalt gab es zwar eine Einsatzprämie, aber nur die wenigen Stars bekamen zigtausend Euro pro Film.

Von Anfang an bei der Screen Actors Guild dabei sind auch bekannte Stars und Schauspieler, die in Charlie-Chan-Filmen auftauchten. Alan Mowbray etwa (Charlie Chan in London), wurde Vizepräsident, was seiner Karriere nicht förderlich war.
Horrorstar Boris Karloff (Charlie Chan in der Oper) hatte bereits 25-Stündige Dreharbeiten in schwerer Maske geleistet und wußte, warum die Gewerkschaft gebraucht wurde.
Keye Luke („Lee Chan“), ab 1935 Mitglied, erinnerte sich ebenfalls lebhaft an dicht gedrängte Drehpläne und zeichnete sogar Karikaturen für die ersten Ausgaben des Gewerkschafts-Magazins.
Von Warner Oland („Charlie Chan“) gibt es ein Foto, bei dem er von Kollegen umrahmt unterzeichnet, u.a. sind da Groucho Marx und James Cagney.

Überliefert ist, das James Cagney einer Kollegin gerade die Papiere für die Gewerkschaft überreichen wollte, als der Boss des Warner-Studios um die Ecke kam und beide rauswarf. Da er allerdings seinen Star brauchte, erhielt Cagney schnell einen neuen Vertrag, den er aber erst schloß, als auch seine Kollegin wieder eingestellt worden war.

Charlie Chan’s Courage (worum gehts?)

Charlie Chans Courage - Poster 3Eine alte Freundin ist in Geldnöten und bittet Charlie eine wertvolle Perlenkette an einen Millionär zu verkaufen. Doch etwas ist seltsam auf der Ranch, wo kurz vor der Ankunft Schüsse fallen. Ein Papagei der Mörder anklagt und Blutflecken auf dem Boden. Charlie ermittelt undercover …

Um den Ruin abzuwenden, muss sich Mrs. Jordan von ihrer wertvollen Perlenkette trennen und beauftragt einen befreundeten Juwelier in San Francisco, einen Käufer zu finden. Der Millionär P.J. Madden ist bereit eine hohe Summe zu zahlen und wünscht eine Lieferung nach New York. Charlie Chan, der als Junge für die Jordans gearbeitet hatte, bringt das wertvolle Stück von Hawaii herüber. Da Bob Crawford, Sohn des Juweliers, der ihn am Kai abholen sollte, bereits Verfolger bemerkt hatte, ignoriert er Charlie und tut so, als wäre der Überbringer nicht an Bord. Da in der Zwischenzeit auch Madden sich meldete und zwischenzeitlich eine Lieferung zu seiner Wüstenranch wünscht, kommen den Beteiligten Zweifel, ob sich das Geschäft so reibungslos abwickeln lässt wie gewünscht. Zusammen mit Bob Crawford, der vorausfährt, macht sich Charlie auf den Weg, die Halskette bei dem Millionär abzuliefern.
Während Bob mit dem Wagen vorausfährt und sich einquartiert, kommt Charlie nach.
Der Ranchkoch ist vorübergehend abwesend und da kommt es dem Sekretär des noch abwesenden Millionärs gerade recht, als ein chinesischer Tagelöhner vorbeischaut und nach Arbeit fragt. Charlie Chan, verkleidet als Ah Kim, wird sofort eingestellt.
Thorne fährt ab, um seinen Chef abzuholen. Derweil untersuchen Bob und Charlie die Ranch. Der Waffensammlung an der Wand fehlt ein Revolver und in Maddens Schlafzimmer wurden Einschusslöcher kaschiert. Auch Reste eines Blutfleckes auf dem Boden sind erkennbar.
Später dann, ein Schrei: „Hilfe! Mörder!“ …