Archiv der Kategorie: Comics

Charlton Comics – Gekappte Fortsetzung – 1955/56

Charlton ChansCHARLTON schloss sich mit seinen Comicheften wenige Jahre später direkt an Prize Comics an: »All new mystery adventures – World famous detective«. Sie lieferten ab Juni 1955 in vier Ausgaben bis März 1956 tatsächlich so etwas wie einen Neuanfang.

Von der Nummerierung her handelt es sich um eine Fortsetzung der Prize-Ausgaben, inhaltlich aber sind die Geschichten zumindest anfangs deutlich besser.
Die Zeichnungen wirken souveräner. Eindeutig ist ein junger Warner Oland das Vorbild für Chan und eine Mischung aus Jimmy und Tommy für Sohn Nr. 1.
Birmingham ist manchmal dabei und darf sogar Attentate auf Chan vereiteln.
Es gibt weniger Kritik an Sohn 1, obwohl ein »idiot son« zu hören ist. Ansonsten gibt es einige leicht abgewandelte Sprüche aus der Serie.
Erzählerisch sollte man keine Knaller erwarten, dann kommt man ohne Enttäuschung durch.

Charlton 6 - Britische Ausgabe  Charlton 6  Charlton 7

6: Juni 1955
See no evil
Pawns of peril
Pitfall
Story »Ride ‚em Birmingham«

7: August 1955
Silent witness
Talking stone face
Trick ending

Charlton 8  Charlton 9  Charlton 9 - Brasilien

8: Oktober 1955
Clever victim
The emerald turtle
The lock without a key

9: März 1956
Troublesome time
Fools Gold
The penalty

Die Hefte gibt es zum Download im wunderbaren Family Home, der schönsten und umfangreichsten Charlie-Chan-Oase im Web. Zum Online-Lesen seien ComicBookPlus und ComicsRoyale empfohlen.

Prize Comics – Simon & Kirby: Cover vs. Inhalt 1948/49

Prize Chan mit SohnPRIZE veröffentlichte fünf Charlie-Chan-Hefte von Juni 1948 bis Februar 1949. Versprochen wird »All new material«, doch geboten werden ebenso krude Klischees wie Geschichten. Earl Derr Biggers hätte vermutlich geweint.
Möglicherweise dienten diese Comics vor allem als Werbeträger, denn auf dem Cover wird für eine Radioshow geworben.

Prize Heft 1In den wenige Seiten starken Geschichten wird das von MONOGRAM kultivierte Muster Vater-hackt-auf-Sohn-herum, unangenehm weiter aufgepumpt.
Sohn Nr. 1 hat keinen Namen und wird als Dummie gebraucht, gelegentlich in Liebelei verfallen, die nie real ist. In etwa der Hälfte der Fälle gerät er über kurz oder lang in die Hände der Bösewichter.
Ständig muss er sich »this miserable son« (unglückseliger, jämmerlicher, missratener Sohn) anhören oder schlicht »foolish son«. Die übrigen Sprüche sind ebenso lau.

Die Erzählungen bieten kaum Überraschungen, originelle Ansätze sind selten. Oft genug dreht es sich mehr um die Täter und Opfer als um Charlies Ermittlungsarbeit. Ein krasses Ungleichgewicht, das wohl keine neuen Fans gewinnen wird.

Die Heftcover stammen von Altmeister Jack Kirby (erfand mit Joe Simon „Captain America“) sind jedoch eine Welt für sich, da sie praktisch nichts mit dem Inhalt zu tun haben.
Prize Heft 4Die eigentlichen Comics stammen von verschiedenen Zeichnern, doch keiner lieferte bemerkenswerte Qualität. Klare Vorbilder für Chan oder Sohn scheint es nicht zu geben – einheitliche Gesichtszüge ebenso wenig.

1: Juni/Juli 1948
The hit and run Murder Case
You are guilty of many crimes
The land of the leopard men

2: September 1948
Number One Trouble
The vanishing jewel salesman
Murder on the midway

Prize 4 - Britische Ausgabe

3: Oktober/November 1948
The secret of the smuggled silk
The mystery of the phantom killer
Man who laughs last, still alive

4: Dezember 1948/Januar 1949
The burial-at-sea murder mystery
The model murder case
The case of the missing planet

5: Februar/März 1949
The antique burglar
Murder on ice
The dude ranch hold-up

Prize Heft 2  Prize Heft 3  Prize Heft 5

Alten Blog-Einträgen des Kirby-Museums nach, hatten Simon & Kirby dieselben Rechtsanwälte wie das Earl Derr Biggers Estate. Vermutlich war ein ohnehin überlasteter Carmine Infantino für die  meisten Zeichnungen verantwortlich, auch wenn einige Zuschreibungen später aktualisiert wurden.

RadiowerbungNeugierig? Auf der schönsten Site für Chan-Fans, dem Family-Home, kann man alle Prize-Hefte zum Lesen herunterladen.
Wer lieber Online liest, für den sind ComicBookPlus oder ComicsRoyale richtig.

Jemand hätte gerne eine französische Übersetzung bei Amazon gekauft? Sogar das ist machbar!
Charlie Chan 01, 02, 03, 04 détective (Traduit): Bande dessinée – policier – comics âge d’or – ebook

Eckig und schräg: Bilder-Romane aus Den Haag, 1947/49

Charlie Chan von Nico DraakEnde der 1940er Jahre in den Niederlanden: Der junge Amsterdamer Zeichner Nico Draak setzte diverse Comicserien nach eigenen Ideen fort, u.a. Tarzan. Vermutlich geschah das, ohne irgendeine Lizenz dafür zu haben.
Diese Comics wurden vom »VERLAG I.C. en T.I.« aus der Kikkerstraat 24 in Den Haag als Bilder-Romane vermarktet.
Darunter auch vier Heftchen mit Abenteuern um Charlie Chan zwischen 1947 und 1949.

draak 1 Jacht op gestolen documentenHeft 3 wurde mit »Charley Chan« betitelt. Vielleicht lag das an MONOGRAM, wo damals noch Chan-Filme gedreht wurden, jedoch die Schreibweise mitunter ebenfalls frei interpretiert wurde.

Über die Qualität der Comics lässt sich mangels Sprachkenntnissen wenig sagen. Die Charaktere sind recht kantig gezeichnet. Jedes Heft enthält 128 „nummerierte Bilder“ (2 Reihen pro Seite) auf jeweils 64 Seiten. Alles schwarz/weiß.

Die Titel der vier Hefte:

  1. Jagd nach gestohlenen Dokumenten
  2. Chan schlägt zu
  3. Diamantenräuber
  4. Das Drama in der Telefonzelle

Wieder einmal ein nettes Kuriosum rund um den sympathischen Detektiv Charlie Chan.

draak 2 Chan slaat toe draak 3 Charley Chan Diamant-bandieten draak 4 Het drama in de telefooncel

Kleine Chan-Geschichten: The Better little book – 1939-42

Hier handelt es sich nicht um Comics, obwohl die BETTER LITTLE BOOKS auf Alfred Andriolas Chan-Comics basieren. In diesen drei kleinen Büchern werden einige der Täglichen Strips schlicht nacherzählt.

Je einer Seite Text steht eine Illustration aus Andriolas Comic gegenüber.

Blick hinein: Illustration und Text

 

Charlie Chan„, #1478, Whitman, 1939:
„Dunkles Licht“ und „Grissac, der Juwelendieb“

Charlie Chan - Better little book 1

Charlie Chan Solves A New Mystery„, #1459, Whitman, 1940:
„Das Geheimnis des Papageis“

Charlie Chan solves a new mystery - Better little book 2

Inspector Charlie Chan – Villainy On The High Seas„, See ‚em move, #1424, Whitman, 1942:
„Der Golfstrom-Damm“

Charlie Chan - Better little book 3 Villainy on the high seas

Andriolas Chan-Sonntagsseiten deutsch – Luxemburg 1939/40

A-Z - Luxemburger illustrierte Wochenschrift 40-03-24Nicht nur in den USA wurde Alfred Andriolas Charlie Chan Comic veröffentlicht. In der Luxemburger illustrierten Wochenschrift »A-Z« erschien ab 23.12.1939 ein Nachdruck des Charlie Chan Sonntagscomics. Es handelt sich dabei um den Schluss von »Keeno der Entführer«, der in den USA im Frühjahr erschienen war. Charlie ist zusammen mit dem Kollegen Kirk Barrows und seiner Freundin Gina Lane auf der Spur von Entführern.

A-Z umarmen-kiss Andriola McNaught Syndicate

Geschnipselt und Umgetextet: Küssen wird zu umarmen

Wieso man dabei mitten in der Story einstieg, mit den abschließenden zwei Panels vom 19.03.1939, gerade als Gina dem Übeltäter die Waffe aus der Hand geschlagen hat, ist unklar.
Nach zwei A-Z-Ausgaben ohne Comic ging es ab 15. Januar weiter, jedoch endet der Abdruck am 24.3.40 (mit Original-Panels vom 04.06.39), kurz vor der kriegsbedingten Einstellung der Zeitschrift mit dem 12. Teil.
Von den 24 oder mehr Seiten der A-Z blieben für die fünf letzten Ausgaben im April und zum ersten Mai nur mehr 8 Seiten ohne Comic übrig.

A-Z rot-red Andriola McNaught SyndicateLeider hielt man sich nicht an die Original-Formatierung, d.h. statt 3×4 Panels wurden 3×3 abgedruckt, so dass mögliche Cliff-Hanger des Originals nicht stattfanden.
Die Kolorierung ist okay, wurde aber ebenfalls geändert. Wo Gina im Original ein gelbes Kleid trägt, als sie sagt »Ich sehe schrecklich aus in rot«, trägt sie in der A-Z ein rotes (ok, rot-braunes).
Noch prüder als die Amis wird es, als drei Strand-Panels vom 28.05. des Originals entfallen. Aus einem Dialog wie »Honey, I could kiss you!« wird »Ich möchte dich dafür umarmen«, aber ehrlicherweise ist die Übertragung insgesamt eher holprig.

A-Z Was im Kopfe ... Andriola McNaught SyndicateMan kann einiges bemängeln, bis hin zum Lettering, das gelegentlich die Sprechblasen sprengt, aber immerhin sind es die Luxemburger überhaupt mal angegangen.
Es ist vermutlich bis heute die einzige deutschsprachige Übersetzung von Charlie Chan Comics. Kein Schatz aber ein nettes Kuriosum. Lesen bei Luxemburgensia

 

Unten: Beispiele für Nachdrucke in verschiedenen Ländern aus der Zeit und später (u.a. Italienische Liste „Comic Stars“)

Andriolas Comics – Liste der Geschichten: 1938 – 1942

Feature ComicsDie unten genannten Titel zu Charlies Fällen in Andriolas Zeitungscomics sind mehr oder weniger »erfunden« und dienen der Unterscheidung. Offizielle Titel gab Andriola offenbar nicht heraus.

Big ShotEinige Nachdrucke von damals gibt es im Web zu lesen: Angefangen bei »Feature Comics« (abgekürzt: FC), ab August 1939, und »Big Shot Comics« (BS), ab Mai 1940  – Jeweils monatlich und in Farbe (Pause zwischen April und September 1942)!

Seither gab es zahlreiche Nachdrucke. Die letzte kurzzeitige Heft-Ausgabe einiger Abenteuer erschien offenbar von März bis August 1989 bei »Eternity« (ET).
Wie üblich fällt bei Nachdrucken gerne mal ein Panel raus oder wird verändert, daher geht im Zweifel nichts über die Originalausgabe.

Charlie Chan Club NewsBei Caniffs »Terry und die Piraten« wurden bald täglicher und Sonntags-Comic zu einer durchgängigen Geschichte verschmolzen. Hieran versuchte sich auch Andriola. Die beiden so publizierten Geschichten, in der Liste unten betitelt als »Keeno schlägt wieder zu« und »Zirkus-Mörder«, lesen sich allerdings recht holprig und der Zeichner beendete diese Phase bald wieder.
Kurioserweise übersahen Nachdrucke häufig die Verbindung und so veröffentlichte »Big Shot Comics« 1941 nur für die zweite Geschichte einige Sonntagsseiten, wodurch die Leser es mitunter echt schwer hatten zu folgen.
Vielleicht der Grund, wieso der „Pacific Comics Club“ just diese beiden Geschichten 2001/2 nachdruckte, und „Daily and Sunday strips“ berücksichtigt.

Charlie Chan Club News 2Immer wieder wurde dem täglichen Strip beim Erstabdruck ein Panel mit »Charlie Chan Club News« beigefügt, in denen die Leser zu Wort kamen, ihnen Zeichnungen gewidmet oder deren Werke gezeigt wurden.

Tägliche Strips, teilweise ab 24., offiziell erst ab 31. Okt 1938:

-29. Okt 1938 – 6 Bewerbungs-Streifen –
-17. Dez 1938 Dunkles Licht (FC23)
-28. Jan 1939 Grissac, der Juwelendieb (FC24)
-27. Apr 1939 Opfer der Goldmine (FC25-26, ET1-2)
-01. Jun 1939 Kind in Angst (BS4-5, ET3)
-25. Jul 1939 Tödlicher Kameraschuss (BS1-3, ET4)
-16. Sep 1939 Südamerika-Reise (BS6-9, ET5)
-17. Nov 1939 Das Geheimnis des Papageis (BS9-12, ET6)
Alfred Andriola - Charlie Chan Daily Comics-14. Jan 1940 Keeno schlägt wieder zu (BS12-15)
-21. Mär 1940 Zirkus-Mörder (BS16-22)
-22. Aug 1940 Der Falke und das Kind (BS23,27-36)
-16. Okt 1940 U-Boot-Abenteuer (BS36-40)
-19. Nov 1940 Der Golfstrom-Damm (BS41-43)
-21. Dez 1940 Jagd auf Spione (BS43-45)
-14. Mär 1941 Das Arsenal (BS45-52)
-09. Mai 1941 Überfahrt nach Japan (BS52-55)
-14. Aug 1941 Die verschwundenen Hunde
-29. Nov 1941 Dschungel Poppy
-18. Feb 1942 Des Königs Kopf
-06. Apr 1942 Condor Ranch
-30. Mai 1942 Shark Island

Reprint - Daily/Bigshot Comic

BigShot Reprint – Hier wurde ausnahmsweise nicht gekürzt sondern Beine angestückelt

Eternity 1-6, 1989

Sonntags-Comic, ab 30. Okt 1938:

-20. Nov 1938 – Ein-Seiter –
Alfred Andriola - Charlie Chan Sunday Comics-12. Feb 1939 Der ermordete Hollywoodstar (FC27)
-21. Mai 1939 Keeno der Entführer (FC28-29)
-30. Jul 1939 Clipper Piraten (FC30)
-01. Okt 1939 Crofts Tempelrubine (FC31)
-19. Nov 1939 Wan Chings Gewehrpläne
-21. Mär 1940 – Siehe tägliche Strips –
-09. Jun 1940 Der vergiftete Baseball (Mickey Finn 3, S. 53-65)
-25. Aug 1940 Die hypnotisierte Frau
-10. Nov 1940 – Ein- und Zwei-Seiter – (BS56,57,58)
-08. Dez 1940 Mörder in Weiß (BS59)
-22. Dez 1940 Fälscher-Weihnachten (BS62/)
-12. Jan 1941 Entführer in der Mühle (BS65)
-02. Feb 1941 Der Tod der Brautjungfer (BS64)
Chan und Lee im Sonntagscomic-16. Feb 1941 Lee knackt einen Code (BS62/)
-09. Mär 1941 Der Boswell-Smaragd-Anhänger (BS63)
-16. Mär 1941 Zwei Seiten von Lee (BS57/)
-18. Mai 1941 Der maskierte Mann (BS76-78)
-08. Jun 1941 Schießerei in der Schweiz (BS61)
-06. Jul 1941 Die Katze als Einbrecher (BS60)
-14. Sep 1941 Mord durch Lotterie (BS71-73)
-19. Okt 1941 Die Zahl des Teufels
-30. Nov 1941 Mord im Pfandhaus (BS74-75)
-01. Feb 1942 Flugzeugabsturz (BS66-67)
-19. Apr 1942 Lee in der Falle (BS68-70)
-10. Mai 1942 Theatermord
-31. Mai 1942 Arsen und Cholera Morbus

LOAC Essentials Volume 13 Charlie Chan
»LOAC Essentials Volume 13: Charlie Chan«
Nachdruck täglicher Charlie Chan Comics von 1938/39
(Hardcover im Strips-Format, 344 Seiten, 3.9.2019)

Alfred Andriola: Charlie Chan Zeitungs-Comics – 1938-42

Chan und Sohn - Alfred AndriolaAlfred Andriola (1912 – 1983) hatte immer schon viel gezeichnet und heuerte nach seinem Studium anno 1935 bei Milton Caniff (»Terry und die Piraten«) an. Als das McNaught Syndicate 1938 einen Zeitungscomic rund um Charlie Chan herausbringen wollte, bewarb sich Andriola darum und bekam den Zuschlag.
Tatsächlich wurden seine Handvoll Bewerbungs-Strips in einigen Zeitungen schon vorab veröffentlicht, obwohl sie keine Auflösung und Zusammenhang zum Rest hatten.

Charlie Chan by Alfred Andriola McNaught SyndicateDie Idee zu Charlies wiederkehrendem Ausruf »Haie!« von Andriola ist etwas gewöhnungsbedürftig, doch ansonsten lehnte er sich stark an die Filmserie an, um den Lesern zu geben, was sie mochten.
Chan ist graphisch Hauptdarsteller Warner Oland nachempfunden und sein ältester Sohn heißt auch Lee und trägt zumindest anfangs Züge von Keye Luke. In frühen Strips kommt zudem Sohn Barry vor, der nach Layne Tom, Jr. gestaltet wurde, der zu unterschiedlichen Zeiten die Söhne Charlie und Tommy, später auch Willie darstellte.

Evening Star - Werbung für den Comic 1938-10-25Lee wird nie von seinem Vater abgekanzelt, wie Söhne später in der Serie, und sein jugendliches Englisch bereitet Charlie gelegentlich Ohrschmerzen. Die Schauplätze wechseln wie in den Filmen und wiederholt sah man Romanzen oder Pärchen-Kabbelei. Auch wenn die Abenteuer nicht alle von hoher Qualität sind, bleiben zumindest die Kriminalfälle eher glaubwürdig. Dass Chan öfters Kampfsporttechniken nutzt, um Gegner zu entwaffnen, ist nicht exklusiv Comic, kommt aber in keinem der existierenden Filme so vor. Vom Ausgangspunkt London (Täglicher Comic-Strip) bzw. Honolulu (Sonntags-Comicblock) bereist Charlie v.a. die USA und macht einige Ausflüge in fiktionale Orte Südamerikas.

Mit fortschreitender Erscheinungsdauer häufen sich Spionagefälle. Einige Male wird es abseitig, mit fiktiven Erfindungen wie etwa Keenos Supersprengstoff, im Dunkeln sehen können oder als ein Opfer voll im Bild erdrosselt wird. Manche Alleingänge Charlies, z.B. in »Der Falke und das Kind« oder die Welt zu retten wie in »Der Golfstrom-Damm«, bringen ihn weit weg vom Buch- / Film-Chan. Immerhin: Andriola erschuf kein Superhelden-Opus. Charlie bleibt ruhig und weise.

Alfred Andriola Charlie Chan Sunday Comic

So oder so musste sich Charlie für die Comicabenteuer anpassen: Milton Caniffs Geschichten lieferten Andriola viel Inspiration für die erste eigene Comic-Serie. Ein täglicher schwarz/weißer Strip von Montag bis Samstag mit je 4 Panels ist oft gut für lustige Kurzgeschichten, hier aber galt es einen Krimi oder ein Abenteuer aufzubauen und die Leser mehrere Wochen mitzuziehen. Die Sonntagsausgabe mit 3 Strips a 4 Panels in Farbe eignete sich dagegen gut für abgeschlossene kleine Erzählungen: Vier zum Start der Sonntags-Comics und später in 1- und 2-Teilern ab Herbst 1940 in denen Charlie häufig Lee von früheren Fällen erzählt und dabei immer mal Detektiv-Lektionen einbaut.

Charlie Chan Gina Kirk Alfred Andriola McNaught SyndicateImmer wieder gibt es Assistenten für Charlie und einen Polizisten-Kollegen sogar wiederkehrend: Kirk Barrows (erinnert ein wenig an John Quincy aus „Das Haus ohne Schlüssel„).
Charlie mag kein zuschlagender Held sein, Kirk schon. Auch eine andere Rolle übernimmt dieser: Romanzen. Wollte man mit dem gutaussehenden Kerl um Leserinnen werben? Oder doch nur einen Weißen neben dem Chinesen einsetzen, wie böse Zungen meinen? Gina Lane, Kirks Flamme, tritt bereits kurz nach ihm im Sonntagscomic auf. Auch sie ist bald in einen Fall involviert und zeigt, dass die Damenwelt in Andriolas Comic samt und sonders nicht nur mit den Waffen einer Frau umgehen kann. Die beiden Helfer verabschieden sich nach »Keeno schlägt wieder zu« von Charlies Sonntagscomic und begleiten ihn künftig v.a. im täglichen Strip.

Andriola Charlie Chan Daily Panel 1939Als Lee im Herbst 1941 zu Spendensammlungen für China aufbricht, kehrt Kirk zurück, allerdings ist seine Rolle etwas kleiner geworden. Zusammen mit Charlie haut er den wenig später in eine Falle geratenen Lee raus, verschläft dann jedoch den letzten Fall. Der kam schneller als gedacht.
Nach gutem Start zirkulierten die Comics landesweit in vielen Tageszeitungen. Bis Ende 1941 sanken die Zahlen aber und als mit Kriegseintritt der USA auch 20/Fox sich von seinem einstigen Zugpferd trennte, suchte Andriola nach einem Weg sich von Charlie zu lösen. Für den Abschluss Ende Mai 1942 brachte er Lee wieder zurück und so verabschiedeten sich Vater und Sohn im letzten Sonntags-Panel ganz offiziell von ihren Lesern, gaben allerdings eine große Abschiedsparty im täglichen Strip der vorherigen Tage.

Auf der schönsten Charlie Chan Website, dem Family Home, kann man alle Sonntags-Comics lesen. Dort gibt es auch das erste Jahr der Täglichen Strips. Viel Info und Download-Möglichkeiten gibts auf dem Blog zu NewsPaperComics.