Category Archives: 4.04 – Das Goldene Auge

Frisch digitalisiertes Quartett

Docks of New Orleans DVDNun ja, nicht heute aber im August 2013 war es soweit:
TCM / Warner Home Video brachte weitere 4 Filme in einer Box.

  • Shadows over Chinatown / Schatten über Chinatown
  • Docks of New Orleans / Die Docks von New Orleans
  • Shanghai Chest / Die Kiste aus Shanghai
  • The golden Eye / Das goldene Auge

Ab sofort auf der DVD-Box-Seite bzw. der Einzel-DVD-Seite zu finden.

Besser ein Remake als gar kein Chan

DVD The Black Camel Drehbuch-Recycling ist für Hollywood nichts neues.
Stummfilme wurden als Tonfilm neu aufgelegt, schwarz-weisses in Farbe, europäische Geschichten amerikanisiert, 2D als 3D wiedergeboren, Blockbuster als ReStart-Blockbuster und es wird so weiter gehen. Nicht dass man das Original zwangsläufig wiedererkennen muss – aber in Charlies Fall lagen die Remakes zeitlich so dicht beeinander, dass manch Zuschauer schon in den 1930/40er Jahren ins Grübeln gekommen sein dürfte.

Zunächst verfilmte 20th-Century/Fox fünf der sechs Charlie Chan Bücher neu, wovon 3 der alten Filme von Fox selber stammten:

  • Behind that Curtain (1929) – Charlie Chan’s Chance (1932)
  • House without a Key (1926) – Charlie Chan’s Greatest Case (1933)
  • The Chinese Parrot (1927) – Charlie Chan’s Courage (1934)
  • Charlie Chan carries on (1931) / Eran Trece (1931) – Charlie Chan‘s Murder Cruise (1940)
  • The Black Camel (1931) – Charlie Chan in Rio (1941)

Hamilton MacFadden war Regisseur von “The Black Camel” und spielte eine Mini-Rolle als Regisseur der Crew-im-Film. Im Remake “Charlie Chan in Rio” war er nur als Schauspieler dabei und dürfte geweint haben, wie man den Stoff 10 Jahre später so viel schlechter umsetzen konnte.

Monogram machte keine Remakes im engeren Sinn sondern arbeitete ältere Drehbücher um.
So startete der dritte Chan-Darsteller der Serie mit zwei gut abgehangenen Drehbüchern von Mr. Wong-Krimis. Mr. Wong war – ähnlich wie Mr. Moto – überhaupt erst wegen Charlies Erfolg als asiatischer Ermittler geschaffen worden. Und kaum hatte man mit “The golden Eye” schon fast einen Chan-Western gemacht, passte man für den Nachfolgefilm sogar ein Western-Skript an:

  • Mr. Wong in Chinatown (1939) – The Chinese Ring (1947)
  • Mr. Wong, Detective (1938) – Docks of New Orleans (1948)
  • Riders of the whistling Skull (1937) – The feathered Serpent (1948)

Drehbuchschreiber Oliver Drake schrieb nicht nur den Western “Riders of the whistling Skull” (lt. Jon Tuska, “In Manors and Alleys”, Greenwood, 1988), sondern bastelte das ganze selber zum Charlie Chan “The feathered Serpent” um. Schauspieler Robert Livingston war in beiden Streifen dabei.

Alles nichts gegen den Erfinder von Charlie Chan: Earl Derr Biggers veröffentlichte 1913 seinen Roman “Seven Keys to Baldpate”, der bis zu seinem Tod 1933 viermal verfilmt wurde, davon dreimal stumm, und bis 1947 folgten zwei weitere Remakes.

Vier neue Digitalisierte: “Chan Collection 2”

Warner Charlie Chan Collection 2Wer den kleinen aber feinen Karton im Sinn hat, der Warners erste “Charlie Chan Collection” ausmachte, kann nur erstaunt sein. In der Vorankündigung schien es, als konnte sich die Marketingabteilung noch nicht für ein Box-Covermotiv entscheiden. Wenn man die Schachtel nun in Händen hält, mag man glauben, sie hätten vergessen das Bild mit dem stilisierten Charlie Chan durch echte Fotos zu ersetzen. Aber es ist ja der Inhalt, der zählt.

Vier Standard-Plastikhüllen mit je einer roten Scheibe, so dass man die Filme auch losgelöst von der Box getrennt verkaufen kann. Die Qualität der digitalisierten Versionen ist einwandfrei. An Extras findet sich leider nichts auf den Scheiben. Dialoge in englisch, Untertitel immerhin englisch, französisch und spanisch.

Shadows over Chinatown DVDDie Filme stammen alle vom Ende des Chan-Zeitalters. Mantan Moreland als Birmingham und Victor Sen Young als Jimmy sind immer dabei:

The golden Eye DVD

 

Die Box ist seit August in den USA erhältlich. Drei Filme für die Warner das Copyright hat stehen noch aus, darunter der einst auch synchronisierte “The red Dragon / Charlie Chan in Mexiko” mit Sidney Toler als Chan. Bleibt zu hoffen, dass der Abschluss der Warner-Collection-Boxen nicht noch einmal 3 Jahre auf sich warten lässt.

Das Goldene Auge – Die Kritiken

The golden Eye - Lobbycard2 Ein Charlie Chan Western ist “Das Goldene Auge” nicht geworden.
Der Plot um eine Goldmine in Texas stammte möglicherweise von einem der vielen Western, die Monogram produzierte – immer wieder auch auf der im Film gezeigten Ranch.
Wirklich gut ist die Schmuggelidee nicht umgesetzt und dass Charlie den schwerverletzten Manning und seine Tochter lange unbeteiligt in der “Obhut” der Bande belässt ist schon sehr irritierend.

The golden Eye - OriginalTitle

Wer bei späten Chans die Highlights nicht mit der Lupe sucht, wird wie gewöhnlich enttäuscht sein:

Für »Variety« (22.9.1948) kommt der Film dem Standard der Serie nicht nahe und kann mit Roland Winters als Charlie Chan nicht viel anfangen.
Die »Motion Picture Guide« (S. 2095) findet das ganze nur zum vergessen.
Ken Hanke (»Charlie Chan at the Movies«, McFarland & Co, 1989; S. 241 u. 245) sieht den letzte gelungenen Chan-Film, auch wenn er nicht mit den drei ersten Winters Chan-Auftritten mithalten kann.
Unterhaltsames, ungewöhnliches, nicht ohne Charme bemerkt Charles P. Mitchell (»A Guide to Charlie Chan Films«, Greenwood, 1999; S. 162 u. 164) und lobt den starken und lebendigen Sinn für Humor, wobei Winters als besonders unterhaltsam wegkommt.
Auch für David Rothel (»The Case Files of the Oriental Sleuths«, BearManor Media, 2011;  S. 117) ist dies einer der interessanteren Roland Winters Chan-Auftritte. Der Plot wäre besser als viele der späten Serienfolgen.

Allerlei zu “Das Goldene Auge”

Originaltitel: »THE GOLDEN EYE« (dt. wörtlich übersetzt)
Laufzeit: 69 Minuten

Produktionszeitraum: Mitte bis Ende April 1948
Copyright: 22.8.1948, Monogram Film Corporation
Premiere: 29.8.1948

Charlies beste Sprüche:
Leute die an Türen lauschen hören selten Gutes über sich selbst.
Kleine Dinge erzählen oft große Geschichte.
Kleine Untersuchung bringt manchmal großes Wissen.
Geringes Wissen manchmal sehr gefährliches Gut.

The golden Eye - Poster1Es spielen:

Roland Winters [Charlie Chan]
Wanda McKay [Evelyn Manning]
Mantan Moreland [Birmingham Brown]
Victor Sen Young [Tommy Chan]
Bruce Kellogg [Talbot Bartlett]
Tim Ryan [Lt. Mike Ruark]
Evelyn Brent [Sister Teresa]
Ralph Dunn [Driscoll]
Lois Austin [Mrs. Margaret Driscoll]
Forrest Taylor [Manning]
Lee “Lasses” White [Pete]
Lee Tung Foo [Wong Fai]
Michael Gaddis [Verfolger]

Wo kann man die Schauspieler hierzulande noch sehen?

Bruce Kellogg ist ein Veteran von “Charlie Chan: Schatten über Chinatown” und drehte unter anderem in “Schnellboote vor Bataan” (1945, J.Wayne).
Tim Ryan kennen wir schon von “Ein fast perfektes Alibi”, Lois Austin von “Die Falle” und “Die Kiste aus Schanghai”.
Ralph Dunn sieht man immer wieder in (Polizei-)Uniform, etwa in “Charlie Chan: Mord über New York” oder “Charlie Chan auf dem Schatzsucherschiff”. Ebenfalls in: “Mr. Moto und der Wettbetrug”, “Mr. Moto und die geheimnisvolle Insel”, “Mr. Moto und sein Lockvogel”, “Früchte des Zorns”, “Dick und Doof in geheimer Mission” oder “Das Doppelleben des Herrn Mitty”.
Auch Forrest Taylor war schon früh dabei, in “Charlie Chan beim Pferderennen” aber auch in “Der junge Edison” oder “Fuzzy außer Rand und Band”.
Noch einmal “Das Doppelleben des Herrn Mitty” steht bei Sam McDaniel auf der Liste. Er war unter anderem in “Orchid, der Gangsterbruder” zu sehen.

Das Goldene Auge (worum gehts?)

Belgisches Poster - Charlie Chan au Texas (THE GOLDEN EYE, USA, 1948, Monogram Pictures Corporation)

Charlie und seine Assistenten werden nach Arizona gerufen, wo eine erschöpfte Goldmine geradezu vor neuen Funden übersprudelt.
Merkwürdige Unfälle, seltsame Hospiz-Schwestern und grummelige Goldgräber strecken die Ermittlungen im gemütlichen Ferienressort angenehm in die Länge. Doch dann gibt es Tote …

Minenbesitzer Manning fühlt sich seit einiger Zeit bedroht und besucht daher in San Francisco Fongs Antiquitätenladen. Dort erhält er Hinweise auf Charlie Chans Aufenthaltsort und beauftragt telefonisch seine Tochter um ihn zu holen. Wenig später wird auf Manning geschossen, aber er kommt noch einmal davon.
Charlie erscheint und erklärt sich bereit nach Arizona mitzugehen. Er wird sich auf einer nahegelegenen Ferienranch einquartieren, um unauffällig in der Nähe von Mannings Mine zu kommen.
Kaum ist Charlie dort, trifft er auf Lt. Ruark, der ebenfalls unter falschem Namen ermittelt. Man trifft sich zu einer Lagebesprechung. Dabei erfährt Charlie, das Manning an diesem Tag einen schweren Unfall in der Mine hatte und bei einem Sturz schwer am Kopf verletzt wurde.
Die Mine, das Goldene Auge, galt 2 Jahre als erschöpft, nun aber wird dort mehr Gold gefördert als den Behörden normal vorkommt.
Charlie beschließt Manning aufzusuchen, wo er sich gegenüber Mineninspektor Driscoll als alter Bekannter des Hausherrn ausgibt, der Jade verkaufen möchte. Mannings Tochter lässt ihn zu dem Verunglückten. Der Doktor hat soeben Mannings Kopf bandagiert und meint, dass dieser noch längere Zeit ohne Bewusstsein bleiben wird. Driscoll hat ein Nahe gelegenen Hospiz benachrichtigt, so dass bald eine Schwester als Pflegerin vorbeikommen wird.
Als Charlie bei Mannings eintraf, verabschiedete sich Geologe Bartlett gerade. Nun sitzt er in Charlies Bungalow und erwartet ihn. Man kennt sich von Honolulu und Bartlett, der die Verkleidung als Jadeverkäufer somit sofort durchschaute, möchte helfen.
In dessen Büro trifft anderntags ein alter Goldgräber ein, der offenbar über einen Seiteneingang in seiner Hütte das Goldene Auge heimlich mit ausbeutete. Dies schließt Bartlett aus der Analyse des ihm zur Begutachtung gebrachten Erzes. Der Goldgräber gibt es zu und will Charlie Zugang gewähren. Nachts, bei einem geheimen Besuch in der Mine, finden Charlie, Tommy und Birmingham die halb verschüttete Leiche des Goldgräbers …