Category Archives: 1.01 – Charlie Chan macht weiter

Der chinesische Spürhund in Europa

Kinowerbung: Thalia Theater -Rotterdam

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In vielen europäischen Staaten startete CHARLIE CHAN CARRIES ON noch im Premierenjahr 1931. Unter dem Titel »Der chinesische Detektiv Charlie Chan« lief der Film offiziellen Quellen nach zum Jahreswechsel in Österreich an. Dennoch wird er erst in »Paimanns Filmlisten« vom 6. Mai 1932 vermerkt. Demzufolge gab es eine »nur sinngemäße Übersetzung (Tableauzwischentexte […]) des englischen Dialogs«.

Nieuw weekblad voor de cinematografie

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Die Niederländer dagegen sahen »De chineesche Speurhond« ab Herbst, siehe Werbung vom 6. November 1931. Das »Nieuw weekblad voor de cinematografie« berichtete schon am 11. September über den Film mit großen Fotos der Hauptdarsteller Warner Oland und Marguerite Churchill.

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Dolomiten Zeitung

Noch ein Fundstück zur Romanveröffentlichung »Charlie Chan macht weiter« im E.Oldenburg-Verlag aus der Südtiroler »Dolomiten Zeitung« vom 9. Mai dJ.: »Ein glänzender Kriminalroman voll Überraschungen und packend bis zur letzten Seite.« (15 Lire)

Offenkundig waren diese Filme in Europa von Anfang an beliebt und gerade die Romane im deutschsprachigen Raum. Da ist es schon verwunderlich, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass es zumindest vor 1933 eine Aufführung direkt in Deutschland gegeben hätte.

An einer Stelle sagt Charlie: »Aller Unfrieden beginnt mit Öffnen eines Mundes.«
Die Geschichte lehrt, dass die Leute daraufhin besser nicht Schweigen sollten. Dann weiß jeder, woran man ist und hält womöglich sogar eine Diskussionskultur aufrecht, die uns 90 Jahre nach Erstaufführung des Films mitunter abhandengekommen scheint.

2021 – 90 Jahre »Charlie Chan macht weiter«

Anfang Januar 1931 fiel die erste Klappe für den Film »Charlie Chan carries on«. Warner Oland spielte die Hauptrolle und machte Charlie Chan zum beliebtesten Filmdetektiv seiner Zeit. Selbst die Produzenten bei Fox waren begeistert: Noch vor der gefeierten Premiere am 12. April 1931 begann der Dreh zum Nachfolger »Das schwarze Kamel«.

Jeder der fünf Romane mit Charlie Chan, die bis 1930 erschienen, wurde umgehend von Hollywood gekauft und auf die Leinwand gebracht. Fox hatte den dritten Roman von Earl Derr Biggers als Abenteuerfilm 1929 umgesetzt. Darin trat Charlie gerade mal kurz vor Schluss als rächenden Arm des Gesetzes auf. Nicht das, was seine Fans sehen wollten.

Der Autor und die Fox-Produzenten kamen überein, dass man dem Detektiv mal die Chance geben sollte, im Mittelpunkt zu stehen. Es war die richtige Entscheidung. Dem Studio sicherte die Filmserie das Überleben während der Weltwirtschaftskrise. Charlie Chan wurde ein unsterblicher Leinwandheld und – damals – ein Statement.

Dass eine Verfilmung ansteht, wurde auch in Europa registriert, allerdings mit leichter Verspätung. Dabei wird klar, dass sowohl Charlie Chan als auch Warner Oland längst bekannt waren.
In Frankreich lief der Film unter dem etwas simplen Titel »Lequel?« was soviel wie »Welcher?« heißt. Für deutschsprachige Lande wählte man das noch seltsamere »Der chinesische Detektiv Charlie Chan«.

»Freie Stimmen« (Österreich) vom 29. September 1931, Seite 3: »Ganz New York in Begeisterung vermögen die Warner-Oland-Filme zu versetzen. Man kennt diesen Schauspieler, der in seiner Verkörperung chinesischer Charaktere ganz unerreicht dasteht noch aus verschiedenen stummen Fassungen früherer Zeit auch in Europa. Man hat seinen älteren Erfolgen einen neuen in dem Detektivfilm “Charlie Chan carries on” hinzugefügt, einer Geschichte, die als Roman schon seinerzeit in der “Saturday Evening Post” erschien […]«

»Das Wort der Frau« (Österreich), 6. September 1931: »Charlie Chan, der chinesische Detektiv, der durch die Romane von Earl Derr Biggers auch bei uns bekannt geworden ist, […] ist nunmehr auch für den Film “entdeckt” worden.«

Rotenturm-Kinowerbung aus
»Die Stunde« vom 29. April 1932

Übersetzungen der Chan-Romane erschienen jeweils binnen Jahresfrist auf deutsch. Das »Pilsner Tagblatt« (Tschechoslowakei) vom 10. November 1931 enthält eine Kurzbesprechung der Roman-Übersetzung (Ernst Oldenburg Verlag) und verweist auf den sehr günstigen Preis von 3 RM.

Das Bild links stammt aus »Mein Film« (Österreich), Heft 331 (1932), zu einem kleinen Bericht. Bildtext: Peter Gawthorne und Warner Oland in dem Film »Der chinesische Detektiv Charlie Chan«

Die »Österreichische Film-Zeitung« vom 7. Mai 1932 beendet ihre Besprechung folgendermaßen: »Den chinesischen Detektiv spielt Warner Oland mit der ihm gewohnten bezwingenden Sicherheit. Die spannende Handlung und die interessanten Szenenbilder machen diesen neuen Fox-Film für das Publikum äußerst sehenswert.«

Die »Illustrierte Kronen-Zeitung« (Österreich) vom 8. Mai 1932 steht nicht auf Detektivfilme und kann dem Werk nicht viel abgewinnen (»an den Haaren herbeigezogen«). Immerhin geht der Rezensent immer mal ins Detail: »Halbdunkelszenen, rascher Bildwechsel, die fremdartigen chinesischen Straßenbilder«. Durch die »einkopierten deutschen Titel« ginge »ein Großteil des Spannungsgehaltes […] verloren«.

Im »Salzburger Volksblatt« vom 20. Juni 1933 gibt es auf Seite 12 unten eine Werbung über die ganze Breite: »Ein fesselndes und spannendes Detektivdrama (100%ig englisch). Erläutert durch ins Bild kopierte deutsche Untertexte.«

Hörspiel 5: Charlie Chan macht weiter

Mord in einem Londoner Hotel. Das Mitglied einer Reisegruppe wurde erdrosselt.
Die Polizei lässt die Weltreisenden jedoch weiterziehen, denn der Inspektor hat ein As im Ärmel: Die Reise führt immer weiter nach Osten, und die letzte Etappe beginnt auf Hawaii, wo Charlie Chan helfen kann, das Rätsel zu lösen.

Seit 19. Juni bereits online erhältlich, wird seit einer Woche auch die CD des Hörspiels “Charlie Chan macht weiter” von Allscore ausgeliefert (Dauer ca 68 min.).
Wie üblich ist die Produktion geschickt darin, Charlie Chan schon recht früh dabei zu haben, obwohl er in der Buchvorlage erst zur Hälfte auftaucht.
Die Handlung kommt trotz Mordfällen in London, Nizza und San Remo angenehm schnell voran, so dass die Weltreisenden bald Honolulu erreichen, wo der Detektiv zusteigt.

Nach dem Tod des bisherigen Chan-Sprechers mit der Widmung “In liebevoller Erinnerung an Helmut Krauss.”
Sprecher sind u.a. Bodo Wolf (als Charlie Chan), Stefan Gossler, Marie-Isabel Walke, Jörg Hengstler, Arne Stephan, Dagmar Dreke.
Sehr schön auch die (zu unrecht gut versteckte) Ankündigung von Teil 6 der Serie, “Hüter der Schlüssel“, der im November erscheinen soll.

Zweiter Anlauf für »Charlie Chan macht weiter«

Das Hörspiel zu Earl Derr Biggers fünftem Charlie Chan Roman soll nun am 24. April 2020 veröffentlicht werden:
Auf einer Weltreise wird ein Reisender in London ermordet. Scotland Yard muss die Reisegruppe weiter ziehen lassen. Es wird spannend sein, herauszufinden, wie die Autoren es schaffen werden, den Hörer, der auf Charlies Auftritt wartet, bis Hawaii bei der Stange zu halten. Denn erst auf der letzten Etappe der Reise steigt der chinesisch-hawaiianische Detektiv zu.

Nach dem Tod von Helmut Krauss Mitte des Jahres 2019 hat Allscore mit Bodo Wolf einen bewährten Sprecher für Charlie Chan gefunden. Wolf hat schon bei einigen der dort entstandenen Krimiserien wie »Sherlock Holmes« und »Inspektor Lestrade« mitgewirkt. Außerdem hat er für Kino und TV schon viel gearbeitet, u.a. in diversen Wallander-Verfilmungen, als Stimme von Robin Williams ab 2005, als »Monk« (Tony Shalhoub), Odo in »Deep Space Nine« usw.

Die Charlie Chan Fans dürfen sich also auch nächstes Jahr wieder an Neuem erfreuen.

Kriminal-Hörspiel zum fünften: Charlie Chan macht weiter

Nach anderthalb Jahren Pause geht es nun doch weiter bei Allscore Media. Auch der fünfte Roman von Earl Derr Biggers »Charlie Chan macht weiter« ist bald als Hörspiel erhältlich. Bewährter Sprecher ist Helmut Krauss.

Eine Gruppe Weltreisende erlebt in London ein böses Erwachen: Einer der ihren wurde ermordet. Ein Inspektor von Scotland Yard ermittelt und muss die Leute schließlich ziehen lassen. Auf Hawaii, kurz vor Ende der Reise, schlägt der Mörder wieder zu und Charlie Chan greift ein, um auf der Schluss-Etappe den Killer zu enttarnen.

Erhältlich ab 17. Mai 2019. Grund zum Freuen!

Buch 5: Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiterEine Weltreisegruppe hat einen ungebeten Gast; ein Mörder dezimiert die Teilnehmer, denn leider erweist er sich als nicht immer zielsicher und trifft Unschuldige. Der erste Tote wird in London gefunden. Scotland Yard-Inspektor Duff hat keine heiße Spur aber bleibt dran. Der Mörder auch und so trifft es den Nächsten in Südfrankreich und in San Remo folgt dessen nicht mitreisende Frau. Eine Verbindung ist gefunden und sie weist weit in die Vergangenheit. Über Ägypten geht es nach Asien, wo ein Londoner Polizist sich inkognito zur Gruppe gesellt. Wenig später stirbt auch er.

Honolulu ist die vorletzte Station, bevor die Reise in San Francisco enden wird. Ein Attentat auf Duff in Charlie Chans Büro nimmt letzterer persönlich. Duff fällt aus und Charlie Chan macht weiter. An Bord des Schiffes ist Charlie nicht bei allen gern gesehen, aber er bleibt daran und überführt den Täter. Nebenher findet sich auch ein Pärchen, dass sich von Charlie verkuppeln lässt …

ICharlie Chan carries on Posterm Titel steht Charlie Chan, doch der erscheint erst nach der Hälfte des Buches. Der Leser verbringt viel Zeit beim Warten auf den Hauptdarsteller.
Auch Kashimo aus DAS SCHWARZE KAMEL ist wieder dabei und geht gegen den Willen der Kollegen an Bord um mitzuermitteln. Damit ähnelt er diversen Chan-Söhnen in den Filmen .
Die „Saturday Evening Post“ veröffentlichte »CHARLIE CHAN CARRIES ON« zwischen 9. August und 13. September 1930. Wenig später erschien das Buch.
Mit der Verfilmung dieses Krimis bei Fox Film (1931) begann Charlies Siegeszug auf der Leinwand. Im Film stellt Charlie am Ende eine Falle, die im Buch nicht vorkommt.

Besser ein Remake als gar kein Chan

DVD The Black Camel Drehbuch-Recycling ist für Hollywood nichts neues.
Stummfilme wurden als Tonfilm neu aufgelegt, schwarz-weisses in Farbe, europäische Geschichten amerikanisiert, 2D als 3D wiedergeboren, Blockbuster als ReStart-Blockbuster und es wird so weiter gehen. Nicht dass man das Original zwangsläufig wiedererkennen muss – aber in Charlies Fall lagen die Remakes zeitlich so dicht beeinander, dass manch Zuschauer schon in den 1930/40er Jahren ins Grübeln gekommen sein dürfte.

Zunächst verfilmte 20th-Century/Fox fünf der sechs Charlie Chan Bücher neu, wovon 3 der alten Filme von Fox selber stammten:

  • Behind that Curtain (1929) – Charlie Chan’s Chance (1932)
  • House without a Key (1926) – Charlie Chan’s Greatest Case (1933)
  • The Chinese Parrot (1927) – Charlie Chan’s Courage (1934)
  • Charlie Chan carries on (1931) / Eran Trece (1931) – Charlie Chan‘s Murder Cruise (1940)
  • The Black Camel (1931) – Charlie Chan in Rio (1941)

Hamilton MacFadden war Regisseur von “The Black Camel” und spielte eine Mini-Rolle als Regisseur der Crew-im-Film. Im Remake “Charlie Chan in Rio” war er nur als Schauspieler dabei und dürfte geweint haben, wie man den Stoff 10 Jahre später so viel schlechter umsetzen konnte.

Monogram machte keine Remakes im engeren Sinn sondern arbeitete ältere Drehbücher um.
So startete der dritte Chan-Darsteller der Serie mit zwei gut abgehangenen Drehbüchern von Mr. Wong-Krimis. Mr. Wong war – ähnlich wie Mr. Moto – überhaupt erst wegen Charlies Erfolg als asiatischer Ermittler geschaffen worden. Und kaum hatte man mit “The golden Eye” schon fast einen Chan-Western gemacht, passte man für den Nachfolgefilm sogar ein Western-Skript an:

  • Mr. Wong in Chinatown (1939) – The Chinese Ring (1947)
  • Mr. Wong, Detective (1938) – Docks of New Orleans (1948)
  • Riders of the whistling Skull (1937) – The feathered Serpent (1948)

Drehbuchschreiber Oliver Drake schrieb nicht nur den Western “Riders of the whistling Skull” (lt. Jon Tuska, “In Manors and Alleys”, Greenwood, 1988), sondern bastelte das ganze selber zum Charlie Chan “The feathered Serpent” um. Schauspieler Robert Livingston war in beiden Streifen dabei.

Alles nichts gegen den Erfinder von Charlie Chan: Earl Derr Biggers veröffentlichte 1913 seinen Roman “Seven Keys to Baldpate”, der bis zu seinem Tod 1933 viermal verfilmt wurde, davon dreimal stumm, und bis 1947 folgten zwei weitere Remakes.