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Warner Oland – Reise nach Schweden

Charlie Chan på kapplöpning - Plakat, Schweden 1936Am 6. August 1938 starb in Stockholm der Schauspieler Warner Oland, der als Johan Werner Ö(h)lund 1879 in Bjurholm im schwedischen Ångermanland, zur Welt gekommen war.

Obwohl ihm die Rolle des Charlie Chan in den 1930er Jahren weltweit bekannt machte, hat ihn die Welt vergessen.
Ganz Vergessen? Nein! Einige unbeugsame Interessierte und Fans hören nicht auf immer wieder an Oland und Charlie zu erinnern.

Gehen wir auf eine kleine Reise nach Schweden. Alles, was der nicht-schwedisch-sprechende Reisende braucht, ist die Übersetzungsfunktion des Browsers …

Oland - Buch 2024Bereits am 24. April 2024 erschien beim schwedischen Appell-Verlag in Stockholm das Buch „Oland – Sveriges glömda Hollywoodstjärna (schwedische Website), auf deutsch: Oland – Schwedens vergessener Hollywoodstar (416 Seiten, Hardcover, ca 26 Euro).

Der Autor Kim Khavar Fahlstedt recherchierte dafür zehn Jahre. Bereits 2019 schrieb er das Kapitel „Charlie Chan’s Last Mystery, or the Transcultural Disappearance of Warner Oland“ für das Buch „Nordic Film Cultures and Cinemas of Elsewhere“ (Amazon, englisch).
2022 hielt er den Vortrag „The Swedish Peril! Warner Oland and the Birth of Film Propaganda“ (Youtube, englisch, 40 Min.) zum 40sten des Swenson Centers.

Mit seinem Buch liefert er nicht nur das Porträt eines heute wegen seiner Rollen umstrittenen Hollywoodstars, sondern eine Geschichte über Träume, Zugehörigkeit und Flucht und wie man ethnische Stereotypen im Film konstruiert. Hier die Bekanntgabe der Universität Örebro (schwedisch) und eine Kurzvorstellung bei „Swedish Association for American Studies“ (englisch).

Ist Olands Alkoholismus, der seine Gesundheit ruinierte, womöglich auf die Enttäuschung darüber zurückzuführen, dass seine Künstlerischen Ambitionen (Stringberg-Theater!) nie großes Publikum fanden? In Filmen auf eindimensionale Bösewichte festgelegt zu werden war nicht sein Wunsch, doch spielte er die Rollen, da auch er Rechnungen zu bezahlen hatte. Mit der Figur des familiären Detektivs Charlie Chan, fand Oland eine Rolle (oder die Rolle ihn?) die seinem Naturell weit mehr entsprach (im schwedischen Buch-PDF ein Foto „als Holzfäller“).

Charlie Chan - der Detektiv der verschwandEine Woche vor dem Erscheinen des Buches hörte man am 18. April im schwedischen Radio die Dokumentation „Charlie Chan – detektiven som försvann (schwedisch), Charlie Chan – der Detektiv, der verschwand.
Auf der Webseite kann man die 43 Minuten als MP3 herunterladen. Zudem gibt es eine kleine Galerie mit Bildern der „Werner Öhlund Straße“ in Bjurholm, von Olands Heimat-Besuch 1938, von Abgüssen seiner Totenmaske und mehr.

Rolf Hellberg aus Brattsbacka.

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Ebenfalls mit Olands Heimat-Besuch 1938 beschäftigt sich ein kurzes Video, in dem Rolf Hellberg aus Brattsbacka sich an sein Treffen mit Warner Oland (Youtube, schwedisch mit englischen Untertiteln, 11 Min.) erinnert.

Unbestritten ging Warner Olands Ehe an seiner Alkoholsucht zugrunde. Aber starb er an einer Lungenentzündung oder an Leberzirrhose? Hollywood strickte gerne an Legenden, vielleicht auch bei der Todesursache seines Stars?

Anno 1995 gründete sich in Schweden der Verein „Warner Oland Academy“ (schwedisch), um die Erinnerung an den einst weltberühmten Schauspieler aus der Region zu erhalten.
Kontaktperson ist Ann-Christin Backlund aus Bjurholm.

2015 wurde in Schweden das Theaterstück „Warner Oland – Der Traum vom Zitronenfalter“ aufgeführt, das von der Academy initiiert (schwedisch) worden war.
Radio: Bericht zum Theaterstück
(vorab: Schwedisches Radio vom 8. September 2015 und vom 10. September 2015)
Darin geht es um Warner Oland, den Jungen aus Bjurholm, der ein Hollywoodstar wurde. Über Identität und die Konsequenzen der Entscheidungen, die wir im Leben treffen:
Reichtum und Ruhm, aber in der Rollenschublade feststecken? Über die Liebe zu seiner Frau und seine fatale Alkoholsucht. (Anzeigeblatt, PDF, schwedisch)

Warner Oland TheaterstückTrailer: Warner Oland – Drömmen om citronfjärilen (Youtube, englisch, 93 Sek.)
Von: Kristian Hallberg
nach einem Theaterstück von: Hans-Ola Stenlund
Besetzung: Greger Ottosson (rechts), Margareta Niss
Regie: Josette Bushell-Mingo
(Nachbericht: Schwedisches Fernsehen vom 14. September 2015)

Premiere war am 12. September 2015 in Skellefteå.
Tourpremiere in Bjurholm am Samstag, 3. Oktober 2015, dann vom 8. bis 10. Oktober 2015 in Umeå.

Genug der Tragik. Leider gibt es keine bewegten Bilder von Olands Heimat-Besuch. Gehen wir vom Todesjahr zwei Jahre zurück um den Menschen noch quicklebendig zu sehen, gefilmt 1936 für die Kino-Wochenschau: Warner Oland in Shanghai (Youtbue, englisch, 23 Sek.), auf der ersten Station seiner China-Reise.

Das Jahr der Charlie Chan Bücher

Das Jahr 2023 war eindeutig ein Charlie-Chan Buch-Jahr. Das könnte nur durch ein Charlie-Chan Film-Jahr getoppt werden. Vielleicht 2024? Träumen darf man ja 😉

Hier erstmal Krimistoff für den Winter:

The Californian Curse - VoglerThe Californian Curse: Charlie Chan in Hollywood
Charlie Chan und Tochter Lily suchen 1940 in Hollywood nach einem verschollenen Drehbuch. Mysterien, Rätsel, Geheimnisse, Affären und Gerüchte.

Die Fortsetzung des „new Charlie Chan canon“ von Adrian Vogler erscheint gleichzeitig auf englisch und deutsch: „Der kalifornische Fluch: Charlie Chan in Hollywood“ / „Der neue Charlie Chan Kanon„.

Gestartet am 1. Dezember 2023. Gestartet? Ja, tatsächlich handelt es sich diesmal um ein in Fortsetzungen geschriebenes Werk, bei dem die Leser über einen längeren Zeitraum gefesselt werden, bevor sie die Auflösung erfahren können. (Band 1 vom Juni)

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The Case of the Chicago Murder - ValamontesCharlie Chan: The Case of the Chicago Murder
Chicago, 1946: Ein Showgirl lebt gefährlich, denn sie kennt finstere Geheimnisse über die Reichen und Schönen der Stadt.

Autor Antonios Valamontes startete am 15. Juni 2023 seine Serie um „The Enigmatic Chronicles of Charlie Chan„.

Nachdem er über einige Wochen immer neue Geschichten nachschob, scheint die Serie seit 15. Juli mit diesem neunten Buch beendet zu sein.

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A Charlie Chan piace il jazz? - Bagini, MicheloneA Charlie Chan piace il jazz?

In Italien gibt es offenbar große Chan Fans und immer wieder etwas zu entdecken: Bereits am 9. November 2006 erschien der Band von Biagio Bagini und Guido Michelone bei Lampi di Stampa.

Ob die Frage aus dem Titel, „Mag Charlie Chan Jazz?„, beantwortet wird, kann ein italienisch sprechender Leser beantworten. Würde mich freuen, wenn sich jemand meldet.

Das Buch enthält offenbar zwei Geschichten mit Charlie Chan, die 1925 und 1940 spielen. Ein wenig Exotik, ein wenig Morbidität, dazu afroamerikanischer Swing.

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Sons of Charlie Chan - Nollen 1Sons of Charlie Chan
Dieses Sachbuch ist den asia-amerikanischen Schauspielern gewidmet, welche mehrfach Charlie Chans Söhne darstellten: Keye Luke, Sen Yung and Benson Fong.
Band 1 erzählt auf 472 Seiten ihre Lebensgeschichten bis 1942 inklusive all ihrer Filme.

Das brandneue Sachbuch des zwischenzeitlich verstorbenen Scott Allen Nollen und seiner Ehefrau Yuyun Yuningsih Nollen erschien am 2. November 2023 bei BearManor Media.

 

 

China and the Chinese in Popular Film - RichardsChina and the Chinese in Popular Film: From Fu Manchu to Charlie Chan
Dieses Sachbuch von Jeffrey Richards über Kino und Gesellschaft erschien bereits vor einigen Jahren.

Es beschäftigt sich mit der stereotypen Darstellung von Chinesen (Opiumhöhle, Tong Kriege, Warlords etc.) ebenso wie dem Gegenteil (The Good Earth, Charlie Chan etc.).

Charlie Chan and I (ohne Abb.)
Nur wegen des Titels genannt! – Erschienen am 17. August 2023 geht es hier weniger um einen Hund namens Charlie Chan sondern dessen Herrchen, Autor Leo Sedillos, und seinen Alkoholismus.

Zurück in der Zeit

Bald erscheinen neue Sachbücher! Wie, noch mehr lesen?
Gemach! Das ist nicht irgendein Stoff. In den nächsten Tagen kommen zwei Leckerbissen auf den Markt. Zumindest lassen die Ankündigungen das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Daughter of the Dragon - Yunte HuangLadies first: Am 22. August kommt mit «Daughter of the Dragon: Anna May Wong’s Rendezvous with American History» ein weiteres von Yunte Huangs Werken auf den Markt, der als Experte der Asia-Amerikanischen Geschichte stets tiefe Einblicke in vergangene Zeiten gewährt. Anna May Wong (1905 – 1961) musste sich lange gegen ein Hollywood wehren, dass ihr beständig stereotypische Rollen anbot.
Wer «Eine schwarz/weiße Ära» gelesen hat, dem ist Anna May Wong nicht nur bei der Verfilmung von «Der chinesische Papagei» begegnet. Yunte Huang liefert nun die ausführliche Biographie eines faszinierenden chinesisch-amerikanischen Superstars. Wieso zögern? Bestellen!
(Liveright, 382 Seiten)

The Wisdom Within Earl Derr Biggers Charlie Chan - Lou ArmagnoDer Postmann bringt gerne mehr: Wenn ein Kenner der sechs von Earl Derr Biggers 1925 – 1932 geschriebenen Chan-Romane die Texte analysiert, wird man dem literarischen Charlie zweifellos näher kommen.
Am 26. August erscheint «The Wisdom Within Earl Derr Biggers‘ Charlie Chan: The Original Aphorisms Inside The Charlie Chan Canon» von Lou Armagno digital und wenige Tage später auch gedruckt. Den Blick fürs Detail beweist der Autor auch auf seiner Website. Wer erfreut sich nicht an Charlies Sprüchen? Will ein Chan-Fan sich eine Freude machen, wird er hier zuschlagen.
(BookBaby, 112 Seiten)

Anna May Wong – Barbie

Anna May Wong - BarbieAnna May Wong war ein absoluter Hollywoodstar und kämpfte lange gegen chinesische Klischee-Rollen. Immerhin ist die Filmikone nicht ganz vergessen (siehe Doodle oder Quarter). Seit Anfang des Monats gibt es eine ihr gewidmete Spezial-Barbie von Mattel.

Anna May Wongs Rolle als Tänzerin im Film „The Chinese Parrot“ (Der chinesische Papagei, damals: Der Chinesenpapagei) war zugegeben kurz und heute nur noch in Fotos erhalten. Doch Sie gehört dennoch zu Charlies Film-Kosmos.

Der Streifen nach dem zweiten Chan-Buch kam 1927 raus. Gerade mal einen Monat nachdem Regisseur Paul Leni den schwarzhumorigen „The Cat and the Canary“ über die Leinwand flimmern ließ.
Mit dabei sind auch Marion Nixon (Hauptrolle in „Charlie Chan’s Chance„) oder Slim Summerville (Charlie Chan in Reno) sowie unter anderem Albert Conti (Stadt in Dunkelheit) oder George Kuwa (spielte Charlie Chan im vorangegangenen „The House Without a Key“ 1926).

Anna May Wong – Quarter

The chinese parrot - WongBei Charlie Chan war die Schauspielerin Anna May Wong nur einmal, in der Verfilmung des zweiten Romans, dabei: 1926 im Stummfilm „The chinese parrot„, von Paul Leni.
Mit Warner Oland, dem Charlie-Chan-Hauptdarsteller der 1930er Jahre, stand Sie etliche Male in anderen Filmen vor der Kamera.

Sicher nicht wegen Ihres Kurzauftritts in „Parrot“, sondern weil die Frau ein Asia-Amerikanischer Kinostar war, ist Sie nun ausgewählt worden für die neue Quarter-Münze (25 Cents) der USA.

Anna May Wong Quarter Sie hat sich gegen Klischeerollen von Hollywood aufgelehnt und lieber auf der Bühne gespielt oder im Radio gesprochen.

Anna May Wong (1905-1961) ist die fünfte Frau, die mit einer  solchen Münze geehrt wird. Demnächst wird ein Film über Ihr Leben in die Kinos kommen.

James Hong auf dem Weg des Ruhms

Am 10. Mai war es so weit: US-Schauspieler James Hong bekam einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Mit seinen 93 Jahren ist er der Älteste, der seit der Einrichtung des Walk anno 1960 damit ausgezeichnet wurde. Er spielte seit 1955 in beinahe 500 Fernsehshows und -Serien sowie fast 150 Spielfilmen.

James Hong Hollywood Live Stream

Video / Live Stream

Unter seinen Filmen finden sich »Alle Herrlichkeit auf Erden« (1955), »Kanonenboot am Yangtse-Kiang« (1966), »Chinatown« (1974) oder »Dieses Land ist mein Land« (1976). Außerdem »Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug« (1980), »Blade Runner« (1982), »Big Trouble in Little China« (1986) oder »Wayne’s World 2« (1993).
Im TV war er in Klassikern wie »Bonanza« zu Gast und von »Drei Engel für Charlie«, »Hart aber herzlich«, »Akte X«, »The Big Bang Theory« bis »Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D.«

James Hong Hollywood auf NTV

James Hong auf NTV

Die 1950er Jahre Serie »Die neuen Abenteuer des Charlie Chan« war leider nicht besonders gelungen und James Hongs Rolle als Barry Chan eher albern.
Zuletzt stand er neben Schauspielerin Jamie Lee Curtis im SF-Film »Everything Everywhere All at Once« von Produzent Daniel Dae Kim vor der Kamera. Beide waren bei der Enthüllung des Sterns an der Seite des vermutlich produktivsten Schauspielers unserer Zeit.

Stand-In vor 85 Jahren

Zwischen den Jahren 1935-1942 erschien in den Niederlanden die sozialdemokratische Zeitschrift »Wij; ons werk-ons leven«. In Ausgabe Nummer 16 vom 22. Mai 1936, findet sich ein großer Schnappschuss von hinter den Kulissen eines Chan-Films, der bislang in keinem Buch zu finden war.
Wie so oft lauerten Fotografen auf gute Gelegenheiten und die kam hier in einer Drehpause von »Charlie Chan im Zirkus«. Der Film entstand im Januar 1936 im Winterquartier eines echten Zirkusses, nahe Los Angeles.

Links im Bild sitzt Warner Oland mit Zigarette und rechts Alexander Chivra, der ihm Feuer mit einem Zündholz gibt. Warner Oland griff recht häufig zum Lungentorpedo, das erkennt man schon daran, dass er sich selbst als »Kamin« bezeichnete, der im Haushalt so manches Möbel mit Zigaretten-Glut ruinierte. Als Schauspieler machte er sogar Werbung für eine Zigarettenmarke, die »nicht im Hals kratzen« würde.

Alexander Chivra (gelegentlich wird auch »Alex Chirva« genannt) wurde 1894 in Russland geboren. In wenigen Filmen, beginnend mit »Flying Down to Rio« (1933), ist er auch als Nebendarsteller zu sehen, die Hälfte davon gibts auch synchronisiert, u.a. »Ein Butler in Amerika«, »Diamanten-Jim«, »Was geschah gestern?«, »Skandal in der Oper« (alle 1935), »Tödliche Strahlen« (1936), »Einsatz im Nordatlantik« (1943).
Er starb im Mai des Jahres 1945 in Los Angeles.

Über mehrere Jahre arbeitete Alexander Chivra als Stand-In für Warner Oland am Set. Wenn Kameraleute den optimalen Aufnahmewinkel und mit den Beleuchtern das rechte Licht für eine Szene suchten, konnte das schon einige Zeit dauern.
Dafür brauchte man natürlich auch die Schauspieler und so konnte den Hauptdarstellern in der Hitze dann schon mal das Make-Up verlaufen. Damit das nicht passierte, engagierten die Studios für ihre Stars Stand-Ins (auch Lichtdouble genannt), die ihnen von Statur und Haartracht her ähnlich sahen. Kann also gut sein, dass mancher von denen länger in den Kulissen und vor der (nicht laufenden) Kamera stand, nur kennt man fast keinen.