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Chang Apana – mehr als ein Charlie Chan Vorbild

Er war nicht Charlie Chan, aber zu jener Zeit bei der Honolulu-Polizei beinahe schon legendär. Als Autor Earl Derr Biggers für seinen Hawaii-Krimi recherchierte, stieß er auf einen Zeitungsbericht über Chang Apana. Schon war die Idee geboren, auf der exotischen Insel einen chinesischen Polizisten ermitteln zu lassen.

Chang Apana, geboren am 26. Dezember 1870 nahe Honolulu auf Oahu, arbeitete bereits als Jugendlicher auf einer Ranch und trug Cowboyhut und Bullenpeitsche. Als amerikanische Truppen die Inseln 1898 besetzten, war Apana bereits als Tierschützer im öffentlichen Dienst tätig. Bald wurde der US-Marshal aufmerksam und Chang Apana wechselte in den Polizeidienst.

Wichtig war ihm eine Spezialerlaubnis, mit der er die Bullenpeitsche, mit der er Vorführungen gab, auch im Einsatz tragen zu dürfen.
Mit Mördern hatte Apana im Gegensatz zu Charlie Chan kaum zu tun, eher mit Opium-Schmugglern und Glücksspielern zuhauf. Da taucht in den Polizei-Meldungen oft lapidar etwas auf wie: »Polizei Offizier Apana fasste gestern in Palama Glücksspieler, brachte zehn in Haft.« (The Pacific commercial advertiser, 27. July 1908)

Apana wich keinem Kampf aus, war nicht gerade für Langmut bekannt und konnte ordentlich Prügel austeilen. Immer wieder verkleidete er sich, um in versteckte Spielhöllen zu gelangen. Etliche überlebte Messerattacken, die Festnahme von 40 Spielern auf einen Streich und ein Sturz aus dem zweiten Stockwerk mit umgehender Rückkehr machten ihn bei Kriminellen zum gefürchteten Gegner.

Apana hatte viele Kinder aus mehreren Ehen. Er sprach nur Hawaiianisch und »Pidgin-Englisch«, konnte nicht lesen, aber das war für die Arbeit nicht wichtig. Eine der Töchter las ihm auf der Veranda des Hauses am Punchbowl Hill gerne aus Magazinen vor oder die Zwischentitel im Kino.

Chang Apana wurde regelmäßig befördert, und ab 1925, nach Erscheinen von Earl Derr Biggers Krimi, wurde er oft als »Charlie Chan« angesprochen. Den Touristen gab er lächelnd Autogramme.
1931, bei den Dreharbeiten zum Chan-Film »Der Tod ist ein schwarzes Kamel« wurde Chang Apana eingeladen, die Dreharbeiten zu besuchen. Er kam gerne und amüsierte sich insbesondere über die Chan-Sprüche. Zusammen mit Hauptdarsteller Warner Oland posierte er vergnügt den Fotografen.

Nach einem Schlüsselbeinbruch bei einen Unfall 1932 wurde Chang Apana pensioniert und arbeitete als Wachmann weiter. Ende des Folgejahres wurde bei dem an Diabetes leidenden Apana eine Beinamputation notwendig, in deren Verlauf er am 8. Dezember 1933 verstarb.
Die Zeitungen titelten landesweit »Charlie Chan ist tot« und verwiesen auf Biggers Ideenfindung. Bei der großen Trauerfeier waren die Mitglieder der Polizei anwesend und das Militärorchester spielte.

Viel hatten der drahtige, zigarettenrauchende Apana und Charlie Chan nicht gemeinsam. Dennoch gestand Earl Derr Biggers, dass wenn Charlie schon ein Vorbild haben müsse, es keinen Besseren als Chang Apana geben könne.

Alias Charlie Chan – Warner Oland

Für die Leinwand prägte zweifellos ein Schauspieler die Rolle des Charlie Chan: Warner Oland.
Der kam am 3. Oktober 1879 in Schweden zur Welt, doch seine Familie übersiedelte 1892 in die USA. Er spielte ab 1898 Theater, u.a bei der »Sarah Bernhardt Company« und der bekannten Alla Nazimova. Er übertrug Henrik Ibsens Stücke und zusammen mit seiner Frau auch August Strindberg.
Die Filmgesellschaften wurden auf den versierten Theatermimen aufmerksam. Schauspieler stellten damals alle möglichen Nationalitäten dar und Oland wurde häufig für asiatische Rollen engagiert. In seiner Hollywoodkarriere drehte er neben den Großen, von Greta Garbo bis Marlene Dietrich. Oland und seine Frau gingen jedoch lieber auf Reisen als Geld und Karriere nachzujagen. Er meinte: »Ich bin nackt auf die Welt gekommen, und nackt werde ich sie verlassen.«

Ende 1930 kaufte Fox Film die Rechte am neuesten Chan-Roman und Oland bekam die Hauptrolle. Der warf sein Talent in die Figur und verlieh ihr eine unverwechselbare Leinwandseele. Publikum und Kritiker waren begeistert, Zuschauer in Amerika, Europa und China wollten mehr! Mehrere Filme pro Jahr entstanden und bald konnte Oland nicht mehr spazieren gehen, ohne erkannt zu werden. Als das Ehepaar 1936 nach Peking reiste, gab es auch dort einen Auflauf, Zeitungen und Wochenschauen berichteten.

Regisseur und Produzent ermunterten Oland zu seinem Unglück zum Trinken: Er wirke entspannter. 1937 konnte Oland Filme nicht mehr ohne Alkohol drehen. Seine Frau reichte die Scheidung ein und bald landete er mit Nervenzusammenbruch im Krankenhaus. Eine Erholungsreise sollte helfen, er wollte die »Kastanienbäume von Florenz wieder sehen.«
Seine Frau war zur Aussöhnung bereit, sollte er dem Alkohol abschwören. Nach einem Sommer in Westeuropa reiste Oland Ende Juli 1938 nach Schweden. Auf Postkarten beschrieb er, wie herzlich ihn alle aufnahmen. Er wohnte in Greta Garbos Sommerhaus und besuchte seine Heimatstadt, fühlte sich wie im Paradies.
Doch dann holte er sich eine Lungenentzündung und wurde ins Stockholmer Krankenhaus gebracht. Dort starb Warner Oland, der Charlie Chan in 16 Filmen gespielt hatte, am 6. August 1938. Hollywood trauerte, doch schnell wurde ein Ersatz gesucht. Olands Frau Edith überlebte ihn um 30 Jahre.

Mehr über Charlies Pop

Über den Autor Earl Derr Biggers hat Barbara Gregorich bereits veröffentlicht.
Nun hat Sie all Ihre Erkenntnisse in einem kleinen Buch zusammengefasst:
“Charlie Chan’s Poppa: Earl Derr Biggers”

Erhältlich ist das Buch seit Anfang Februar.
Englisch, 150 Seiten, ca. 10 Euro

Die Autorin wirft einen Blick auf Biggers Leben und seine Werke, insbesondere natürlich die sechs Charlie Chan Romane.

Kay Linaker

Charlie Chan in Reno - Aushangfoto 45 Auftritte bei Charlie Chan – allerdings nicht in wiederkehrender Rolle. Fans von B-Filmen ist Kay Linaker allerdings für ein ganz bestimmtes Drehbuch bekannt …

Geboren wurde die Schauspielerin und Drehbuchautoin am 13. Juli 1913 in Arkansas als Mary Katherine Linaker.
Auf der Universität in New York besuchte sie Abendklassen in der Schauspielschule. Danach spielte sie Theater am Broadway. Ihren Vertrag, mit dem sie nicht zufrieden war, änderte sie handschriftlich und kam damit durch. Sie gab sich, so eigene Auskunft, nur ein anständiges Gehalt.

Charlie Chan in Rio - Lobbycard 5Hollywood fand, das “Kay” als Vorname sich besser vermarkten lasse. Leider ergaben sich nur wenige Gelegenheiten um vor der Kamera zu stehen.
Sie drehte unter anderem »Charlie Chan in Monte Carlo«, »Charlie Chan in Reno«, »Charlie Chan auf Kreuzfahrt«, »Charlie Chan in Rio« und hatte einen Kurzauftritt in »Charlie Chan auf der Schatzinsel«.

Bei einer Rot-Kreuz-Trainingseinheit traf sie Howard Philips. Der war Sänger und arbeitete Jahre später bei NBC, wo er in den Vorstand aufrückte. Nach ihrer Heirat nahm sie seinen Namen an und hieß fortan Kate Phillips. Zwei Kinder brachte sie zur Welt.
Lange arbeitete sie als Drehbuchschreiber.
Ende der 1950er sollten sie das Skript zu einem Low-Budget-Horrorfilm schreiben – für 150 Dollar. Der Film hieß: »Blob – Schrecken ohne Namen« (The Blob) und der junge Steve McQueen bekam die Hauptrolle.

Zum 80. Geburtstag gönnte sie sich einen Ballonflug, zum 85 einen Fallschirmsprung.
Bis 2006 gab Kate Phillips Unterricht unter anderem als Drama Coach in der Abendklasse der Keene State University, New Hampshire.
Sie starb 2008 an Herzversagen im Alter von 95 Jahren.

Späne vom großen Holzblock

Das Tagebuch des Todes - FilmkurierCharlie Chans Söhne sind alle mehr oder weniger 20 Jahre alt. Sie stehen zwischen Schule und Studium. Das reale Leben sah etwas anders aus.

Keye Luke arbeitete hinter den Kulissen und war schon 30, als er 1934 erstmals Sohn Nummer 1, Lee Chan, neben Warner Oland (56) spielte.
Mit 33 und 8 Filmen stieg er vorerst wieder aus. Im Folgefilm wurde Lee verbal auf die Kunstakademie geschickt, was auch bei seiner Rückkehr Erwähnung fand. Das geschah mit 44 Jahren für 2 weitere Filme. Da war er fast ein halbes Jahr älter als der nominelle “Filmvater” Roland Winters.

The golden Eye - Still1
Sen Yung war Flammschutzvertreter, als er 1938 mit 23 als Sohn Nummer 2, Jimmy Chan, zusammen mit Sidney Toler (64) in die Serie einstieg.
Er spielte über 4 Jahre 10 mal für 20th Century Fox. Nach 4 Jahren Armee kam er als Victor Sen Young im Alter von 31 zurück zur Serie (1946). Binnen Jahresfrist spielte er 3 weitere Male neben Sidney Toler. Danach wurde er zu Tommy umbenannt und drehte über 15 Monate in 5 Filmen neben Roland Winters (43). Beim letzten Auftritt mit 33 Jahren als Victor Sen Yung.

Benson Fong verdingte sich gelegentlich beim Film um ein paar Dollar zu verdienen. Mit 20, beim ersten Chan-Auftritt, war er kein Chan-Sohn und spielte eine Nebenrolle (1936). Als er mit 27 als Sohn Nummer 3, Tommy Chan, startete (1943) hatte er einen Gemüseladen. 6 Filme machte er bis zu seinem Ausstieg Ende 1945, als er mit fast 30 ein Restaurant eröffnete. Später wird Tommy in einer Episode noch einmal erwähnt.

Charlie Chan at the Olympics - Lobbycard 3Es gibt noch 3 jüngere Brüder, die Kurzauftritte hatten. Größte Gemeinsamkeit: Derselbe Darsteller.
Layne Tom, Jr. war gerade 10 Jahre alt, als er Charlie Chan Jr. spielte (1937). Anderthalb Jahre später war er als Tommy Chan zu sehen. Man kann ihn als “dritten” Sohn Nummer 3 ansehen 😉 Noch einmal 14 Monate danach stelle er mit 13 Willie Chan dar. Danach verabschiedete Layne Tom, Jr. sich langsam von Hollywood und wurde Architekt.

alias Tommy Chan: Benson Fong

Charlie Chan in the Secret Service DVDBENSON FONG erblickte am 10. Oktober 1916 in Sacramento das Licht der Welt. Sein Vater starb schon Anfang der 30er Jahre. Fong verließ die High School und ging für 5 Jahre zum Studieren nach China, wo er auf der Bühne stand, Tenor sang und in einer Jazz-Band spielte.

The chinese Cat - Lobby card 2Nach seiner Rückkehr nach Sacramento eröffnete Fong mit Verwandten einen Gemüseladen, verdiente sich aber als Kleindarsteller etwas dazu, so in »Charlie Chan in der Oper«.

1943, beim Dinner mit Freunden, fragte ihn ein Talentscout von Paramount, ob er nicht Lust hätte in Sprechrollen aufzutreten. Während des Krieges waren asiatische Schauspieler stark gesucht. Fong erhielt ein Vertragsangebot, dass er nicht ablehenn konnte. Er radelte von einem Set zum nächsten, spielte einen Japaner hier, einen Filipino da und Andertags einen Chinesen.

Dark Alibi LobbyCard2The chinese Cat - Lobby card 11944 klopfte Monogram an, um Fong als Tommy Chan zu verpflichten. Im selben Jahr freundete er sich mit Gregory Peck an, der die Idee hatte, gemeinsam ein Asiatisches Restaurant zu eröffnen. Es blieb erst einmal eine Idee. Doch zu dieser Zeit traf Fong auf seine spätere Frau. Er wollte heiraten aber brauchte ein berechenbares Einkommen. Er begann zu sparen, entschlossen ein Restaurant mit eigenem Kapital zu eröffnen. 2 Jahre später eröffnete Fong mit 11000 Dollars das »Ah Fong‘s« an der Vine Street in Hollywood. Eine Hochzeit wurde gefeiert und die Ehe hatte über die Jahre fünf Kinder.

The Scarlet Clue - Poster 3Fong spielte zwar weiterhin kleine Rollen, so etwa in »Ein toller Käfer« (The love Bug, 1968) und »Kung Fu« (1972), doch das »Ah Fong‘s« erwies sich als außerordentlich beliebt. Bis 1971 folgten weitere Restaurants und Fong verbrachte seine Freizeit lieber beim Golf oder reiste durch Asien. Bis 1985 verkleinerte sich das Unternehmen nach und nach und Fong verabschiedete sich in Rente.
Am 1. August 1987 erlag Fong einem Schlaganfall. Wenn man ihn zu Lebzeiten fragte, erklärte er schlicht, einfach nur ein glücklicher Mann gewesen zu sein.

Mantan Moreland

The Sky Dragon - Lobbycard 1Viele amerikanische Filmkomiker sind bei uns nie groß bekannt geworden. Das liegt natürlich daran, dass ihre Filme kaum oder gar nicht synchronisiert wurden. Mantan Moreland war einst sogar als kommendes Mitglied der “Stooges” gehandelt worden. Das hätten “Die drei Verrückten” nicht jedem angeboten.

The golden Eye - LobbycardMantan Moreland wurde am 3. September 1902 in Monroe, Louisiana, geboren. Schon als Jugendlicher büxte er aus, um auf dem Rummel zu arbeiten, doch fingen ihn die Jugendbehörden stets schnell ein. In den 1920ern traf er auf Ben Carter, mit dem er lange Jahre ihre berühmte Nummer “Unendliches Quatschen” zur Perfektion brachte. Der Eine begann einen Satz, und bevor die Hauptsache gesagt wurde, antwortet der Andere schon darauf und so weiter.

Meeting at Midnight - VideoEnde der 1930er spielte Moreland kleinere Filmrollen, etwa als Kellner oder Schaffner (siehe etwa den sekundenlangen Auftritt in “Palm Beach Story” oder Dick & Doof “A haunting we will go”), ehe er in Comedy-Abenteuerfilmen eingesetzt wurde.
Zusammen mit Frankie Darro (“Charlie Chan beim Pferderennen”) bildete er anschließend ein Duo, dass mehrere Filme zusammen machte. Auch in 15 Monogram-Chans war er Co-Star. Mit dem erstarken der Bürgerrechtsbewegung galten seine typischen Rollen jedoch als nicht länger vermittelbar. Mehr dazu hier.

Shanghai Chest StillUnbestreitbar wurde gerne das Klischee vom “furchtsamen Schwarzen” herausgeholt, doch spielte Moreland mehr als das. Er wurde von Charlie als “Assistent” angesprochen und respektiert. Den jeweiligen Chan-Sprößlingen stand er stets tapfer zur Seite, ohne einen von denen im Stich zu lassen!
Für die Kinder war er stets Identifikationsfigur, denn man konnte sich wunderbar mit ihm fürchten. Die übermütige Art der Chan-Kinder fand man zwar toll, aber ihr Übereifer schreckte auch ab.

The Trap Sen Young MantanMorelandNach Chan machte Moreland viel Radio. Ende der 50er kehrte er nach 30 Jahren an den Broadway zurück. Nach einigen Schlaganfällen in den 1960ern konnte er dennoch wieder Rollen in Film und Fernsehen spielen, u.a. auch in Jerry Lewis “Die Heulboje”. Auf die Kritik an seinen Rollen hatte der Ende September 1973 verstorbene Moreland die einzig passende Antwort: „Ich war ein Komiker. Wenn ich mich nicht vor Geistern gefürchtet hätte, wäre ich nicht komisch gewesen.“