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Keye Luke

Das Tagebuch des Todes - Filmkurier Keye Luke wurde am 18. Juni 1904 im chinesischen Kanton geboren, als seine Eltern gerade das »Land der Ahnen« besuchten. Die Rolle des Lee Chan stand an den Anfängen, bald wurde er einer der ersten asiatischen Stars im Filmgeschäft der USA.

Luke arbeitet zunächst bei Fox als Bühnenbildner, vor allem Kunstmaler, hinter den Kulissen. In Filmen mit chinesischem Hintergrund trat er gelegentlich als Kleindarsteller auf. Als die Idee aufkam, Charlie Chans Sohn auftreten zu lassen, erinnerte sich ein Produzent an Luke und empfahl ihn für die Rolle.

Ohne Zweifel hat die Kombination Keye Luke als Lee Chan neben Warner Oland als Charlie Chan sofort funktioniert. Das Duo harmonierte hervorragend und so kam es nicht nur zu einer Fortsetzung, sondern schließlich sogar zu einer Dauerrolle.

Charlie Chan in Shanghai Pressefoto 1Nach Olands Tod 1938 sollte es mit neuem Hauptdarsteller weiter gehen, doch der Produzent kürzte zunächst mal Lukes Gehalt. Anschließend machte er ihm klar, dass er nicht die Hauptrolle spiele. Luke hatte ohnehin Zweifel, ob sich der »neue Chan« durchsetzen könne und ob die »Chemie« stimmen würde. Er schmiss hin.

Nach der Rolle des Lee Chan stellte Luke unter anderem Kato im »Green Hornet« Serial dar. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten kehrte er 1948 für 2 Auftritte zu seiner Rolle als Chan-Sohn zurück. Neben dem Film hatte er auch am Broadway einigen Erfolg.

Keye Luke und Warner Oland auf der PferderennbahnEs folgten viele Filme und TV-Serie, z.B. in den 1970ern als Meister Po in »Kung Fu«. Zu dieser Zeit synchronisierte er auch »Chan« in der Zeichentrickserie »Der erstaunliche Chan und der Chan-Clan« oder spielte regelmäßig in »Anna und der König von Siam«.

In der Regel schaffte es Luke als »Good Guy« aufzutreten, selbst als im Film die »Gelbe Gefahr« gefragt war. Für seine Zuverlässigkeit bekannt, wurde er immer wieder gerne in kleinen Rollen eingesetzt, z.B. als Ladenbesitzer in »Gremlins«. Keye Luke starb an einem Schlaganfall am 12. Januar 1991 in Whittier, Kalifornien.

Sidney Toler

Sidney Toler als Charlie Chan1938 war »Charlie Chan« ein eingeführter Charakter, der sich gut vermarkten ließ. Als Warner Oland, der Schauspieler, der ihn in 16 Filmen über 6 Jahre Leben eingehaucht hatte, so unerwartet verstarb, waren Drehbeginn und Marketingplan für den nächsten Film längst festgelegt.

20th Century/Fox musste dringend einen Ersatzmann finden. Zu diesem Zweck gab es ein Vorsprechen dutzender Schauspieler, die geeignet schienen. Als »Sieger« ging Sidney Toler hervor, der am 28. April 1874 in Warrensburg, Missouri, geboren wurde und damit mehr als 5 Jahre älter war als Oland.

Tolers Test fand am 17. Oktober 1938 statt, der Dreh für »Charlie Chan in Honolulu« begann eine Woche später. Produzent und Regisseur fanden Tolers Chan dann aber bald etwas hölzern und empfahlen das damals probate Mittel: Charlie Chan in Honolulu DVDAlkohol! Soviel also zur bedauerlicherweise in Hollywood grassierenden Alkoholsucht – vom Produzenten verordnet, vom Regisseur verschrieben war offenbar nicht selten!

11 Chan-Filme drehte Toler bis 1942 in den Fox-Studios, dann kam das Ende. Die Produktionseinheit für diese Art Filme wurde geschlossen, da der verkleinerte Auslandsmarkt zu wenig Gewinn abwarf und die Umstellung auf kriegswichtige Produktionen mehr Geld versprach.

Sidney Toler sicherte sich bei der Witwe von Autor Earl der Biggers die Rechte an Charlie Chan-Filmen und suchte auf eigene Faust einen Ausweg. Vor allem während dieser Zeit trat er wieder verstärkt in anderen Filmen auf. Mit Monogram fand sich schließlich eine Firma, die dem Detektiv »Asyl« gewährte.

Charlie Chan in the Secret Service DVD11 weitere Filme drehte Toler als Charlie Chan, mit häufig wechselnder Besetzung an seiner Seite: Zwei Chan-Töchter, Iris und Frances, wurden Co-Stars, etwas öfter Sohn Tommy (Nr. 3), einmal Eddy (4), schließlich wieder Jimmy (2). Am 12. Februar 1947 verlor Toler jedoch den Kampf gegen den Krebs.

Monogram beschloss mit anderem Hauptdarsteller fortzusetzen, doch war die Magie des Charakters Charlie Chan längst vergangen, die Zeiten andere geworden.

Sidney Toler war definitiv ein anderer Charlie Chan als Warner Oland vor ihm, doch gab es auch hier Highlights. Das Zusammenspiel mit seinen Film-Kindern funktionierte – wenn auch auf anderer Ebene als mit Keye Luke als Lee Chan neben Oland.
Dies gehört zum wichtigsten Eckpfeiler der Serie (herhören, falls mal jemand an eine Neuauflage denkt …). Der andere Pfeiler ist die menschliche Seite, eine Aura, die der Darsteller dem Charakter verleiht und die Toler seinem Chan mitgeben konnte.

Charlies Autor: Earl Derr Biggers

Der amerikanische Autor Earl Derr Biggers, geboren 1884 in Warren/Ohio, starb vor 80 Jahren am 5. April 1933. Vor 100 Jahren, 1913 schrieb er seinen ersten Roman: “Seven Keys To Baldpate”, der 5 Mal verfilmt wurde.

Noch mehr Romanze und Melodrama ließ er mit “LOVE INSURANCE” (1914) folgen, bei “THE AGONY COLUMN” (1916) kam noch eine Prise Krimi hinzu. Daneben schrieb Biggers fürs Theater und eine Musical-Version von “LOVE INSURANCE”.

Ab 24.9.1925 wurde “THE HOUSE WITHOUT A KEY” (englisch beim Projekt Gutenberg), als Fortsetzung in “THE SATURDAY EVENING POST” veröffentlicht. Hier erschien erstmals Charlie Chan auf, den der Autor noch in seinen fünf folgenden Romanen auftreten ließ.

Parallel zu seinen Büchern erlebte der Autor noch 6 Verfilmungen bis zu seinem frühen Tod. Dabei wurde Charlies Rolle gegenüber den Büchern allerdings zunächst deutlich vernachlässigt:
Noch 1925 brachte Pathé “THE HOUSE WITHOUT A KEY” ins Kino.
Auch der Folgeroman “THE CHINESE PARROT” (1926) wurde 1927 bei Universal unter der Regie von Paul Leni stumm verfilmt.
Den dritten Roman “BEHIND THAT CURTAIN” (1928) drehte Fox bereits als Sprechfilm; er kam 1929 auf die Leinwand.

Erst 1931 kamen die Fans von Charlie Chan wirklich auf ihre Kosten und ihr Held rückte in den Mittelpunkt. Mit Warner Oland in der Hauptrolle entstanden 1931 Verfilmungen von “Charlie Chan carries on” und “The Black Camel”, sowie ein Jahr darauf “Charlie Chan’s Chance” (Remake von “BEHIND THAT CURTAIN”).

Ob Biggers ahnen konnte, dass dies nur der Anfang war?
Seine Kreation überlebte ihn und wurde zu einem der bekanntesten und beliebtesten Leinwandfiguren der 1930er Jahre.

Links zu Büchern beim Projekt Gutenberg, jeweils englische Originalfassung:
SEVEN KEYS TO BALDPATE – http://www.gutenberg.org/ebooks/30836
THE AGONY COLUMN – http://www.gutenberg.org/ebooks/1814