Archiv der Kategorie: Allgemein

Zurück in der Zeit

Bald erscheinen neue Sachbücher! Wie, noch mehr lesen?
Gemach! Das ist nicht irgendein Stoff. In den nächsten Tagen kommen zwei Leckerbissen auf den Markt. Zumindest lassen die Ankündigungen das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Daughter of the Dragon - Yunte HuangLadies first: Am 22. August kommt mit «Daughter of the Dragon: Anna May Wong’s Rendezvous with American History» ein weiteres von Yunte Huangs Werken auf den Markt, der als Experte der Asia-Amerikanischen Geschichte stets tiefe Einblicke in vergangene Zeiten gewährt. Anna May Wong (1905 – 1961) musste sich lange gegen ein Hollywood wehren, dass ihr beständig stereotypische Rollen anbot.
Wer «Eine schwarz/weiße Ära» gelesen hat, dem ist Anna May Wong nicht nur bei der Verfilmung von «Der chinesische Papagei» begegnet. Yunte Huang liefert nun die ausführliche Biographie eines faszinierenden chinesisch-amerikanischen Superstars. Wieso zögern? Bestellen!
(Liveright, 382 Seiten)

The Wisdom Within Earl Derr Biggers Charlie Chan - Lou ArmagnoDer Postmann bringt gerne mehr: Wenn ein Kenner der sechs von Earl Derr Biggers 1925 – 1932 geschriebenen Chan-Romane die Texte analysiert, wird man dem literarischen Charlie zweifellos näher kommen.
Am 26. August erscheint «The Wisdom Within Earl Derr Biggers‘ Charlie Chan: The Original Aphorisms Inside The Charlie Chan Canon» von Lou Armagno digital und wenige Tage später auch gedruckt. Den Blick fürs Detail beweist der Autor auch auf seiner Website. Wer erfreut sich nicht an Charlies Sprüchen? Will ein Chan-Fan sich eine Freude machen, wird er hier zuschlagen.
(BookBaby, 112 Seiten)

I libri di Charlie Chan in italiano

Charlie Chan Bücher auf italienisch

II. Newton 2004Krimi geht immer. Das gilt für Deutschland wie für unsere Nachbarn.

Da lohnt ein kleiner Blick über den Zaun, um zu sehen, was dort erschienen ist und unter welchem Titel (nur falls ein Titel deutlich vom Original abweicht, wird die Übersetzung angegeben). Das Fazit lautet: Charlie Chan ist auch zwischen Buchdeckeln immer und überall gut aufgelegt.

Auf italienisch erschienen die sechs Chan-Bücher von Earl Derr Biggers unter vielen verschiedenen Titeln (trotz der großen Cover-Menge, kein Anspruch auf Vollständigkeit).

Die ältesten Ausgaben der Romane I. – VI. aus den 1930er Jahren (verschiedene Verlage):
I. Corriere della Sera 1936  II. Corriere della Sera 1934  III. Mondadori 1933

IV. Bemporad 1930  V. Bemporad 1935  VI. Salani 1935

Einst prägten Mondadoris Bücher im gelben („giallo“) Umschlag in Italien den Begriff IL GIALLO für Krimis. Hier aber schwarz und eckig: Mondadori Anfang der 1970er Jahre.
I. Mondadori 1973  II. Mondadori 1972  III. Mondadori 1972IV. Mondadori 1973  . . . . . . . . . . (V.?) . . . . . . . . . .  VI. Mondadori 1972

Anfang der 1990er: Die „Garden“ Ausgabe (hier II/III/IV) mit ein wenig gelb.
II. Garden 1992  III. Garden editoriale 1993   IV. Garden 1992

Newton nahm die Cover ein Jahr später auf und wurde dem Begriff GIALLO gerecht:
I. Newton Compton 1995  II. Newton 1993  III. Newton Compton 1994

IV. Newton 1993  V. Newton Compton 1993  VI. Newton 1993

Und jetzt zu den sechs Romanen im Einzelnen und weiteren verschiedenen Covern:

I. Mondadori 2016   I. Newton Compton 2018   I. Polillo 2004
I. Corriere della Sera - Polillo 2013
I. Das Haus ohne Schlüssel (1925)

La casa senza chiave:
Corriere della Sera, Mondadori, Newton Compton, Polillo
1936-2018

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II. Newton 2018   II. Newton   II. Mondadori 2015 ebook
II. Der chinesische Papagei (1926)
Il pappagallo cinese: Corriere della Sera, Mondadori, Garden, Newton 1934 – 2015

III. Mondadori De-Agostini 1991   III. Newton-Compton 2012 ebook   III. Mondadori 2012
Drei Titel – selber Roman: III. – mit sehr viel „Mondadori-Giallo“

III. Hinter dem Vorhang (1928)
Sangue sul grattacielo („Blut auf dem Wolkenkratzer“): Mondadori, 1932 – 1991
Dietro quel sipario: Garden, Newton Compton, 1993-2018
La donna inesistente („Die nicht existierende Frau“): Mondadori 1972 – 2012

III. Mondadori 1932   III. Mondadori 1940   III. Mondadori 1960

IV Das schwarze Kamel (1929)
Il cammello nero: Bemporad, Mondadori, Garden, Newton Compton, Polillo, Corriere della Sera 1930 – 2016
IV. Mondadori 2016  IV. Newton Compton  IV. Polillo 2010

V Charlie Chan macht weiter (1930)
La crociera del delitto („Die Mord-Kreuzfahrt“): Bemporad, 1935
La tragica promessa („Das tragische Versprechen“): Newton Compton, 1993
La crociera tragica („Die tragische Kreuzfahrt“): Polillo, Mondadori 2014/2016
V. Mondadori 2016  V. Newton Compton eBook  V. Polillo 2014

VI Der Hüter der Schlüssel (1932)
Il custode delle chiavi: Newton Compton, De Agostini, 1993-2007
Quello che teneva le chiavi („Der mit den Schlüsseln“): Salani, 1935
Il canto del cigno („Der Schwanengesang“): Mondadori, 1972;
Perché mi hai mentito? („Warum hast du mich angelogen?“): Salani, 1975

VI. Mondadori  VI. Newton Compton eBook  VI. Salani 1975

Doppelbände von Sugarco, 1983: I./II, III./V., IV./VI. :
Doppelband I./II. Sugarco 83 III./V. Sugarco 1983 IV./VI. Sugarco 1983

IV. Corriere della Sera 2016In Italien gab und gibt es unglaublich viele Ausgaben von Charlies Büchern. Google hilft bei der Suche, dennoch hat man das Gefühl nur einen kleinen Teil gefunden zu haben.

VI. Mondadori 1972 RückseiteViele verschiedene Chan-Porträts haben die Designer über die Jahre erschaffen. Die bekannten Gesichter aus dem Film (Oland, Toler) finden sich zwar selten auf der Cover-Vorderseite aber dafür gerne mal auf der Rückseite (siehe rechts Mondadori VI., 1972).

Charlie scheint von je her sehr beliebt gewesen zu sein bei den Lesern. Fast jedes Jahrzehnt neu aufgelegt und jeder Band zigmal übersetzt. Auch die Verlage wechselten immer wieder. Inwieweit diese Verlage (inzwischen) zusammengehören ist allerdings eine andere Frage.

Die Abbildungen stammen größtenteils aus dem WWW. Man kann nicht alle(s) haben …

Anna May Wong – Barbie

Anna May Wong - BarbieAnna May Wong war ein absoluter Hollywoodstar und kämpfte lange gegen chinesische Klischee-Rollen. Immerhin ist die Filmikone nicht ganz vergessen (siehe Doodle oder Quarter). Seit Anfang des Monats gibt es eine ihr gewidmete Spezial-Barbie von Mattel.

Anna May Wongs Rolle als Tänzerin im Film „The Chinese Parrot“ (Der chinesische Papagei, damals: Der Chinesenpapagei) war zugegeben kurz und heute nur noch in Fotos erhalten. Doch Sie gehört dennoch zu Charlies Film-Kosmos.

Der Streifen nach dem zweiten Chan-Buch kam 1927 raus. Gerade mal einen Monat nachdem Regisseur Paul Leni den schwarzhumorigen „The Cat and the Canary“ über die Leinwand flimmern ließ.
Mit dabei sind auch Marion Nixon (Hauptrolle in „Charlie Chan’s Chance„) oder Slim Summerville (Charlie Chan in Reno) sowie unter anderem Albert Conti (Stadt in Dunkelheit) oder George Kuwa (spielte Charlie Chan im vorangegangenen „The House Without a Key“ 1926).

Charlie, Berlin und die Olympischen Spiele

Die Aufführung von «Charlie Chan bei den Olympischen Spielen» im Berliner Zeughauskino im Oktober 2020 war ein schönes Ereignis. Der Streifen lief im Rahmen einer Retrospektive um die Darstellung Berlins im Kino der damaligen Zeit. Nach dem  Blick auf den Zeppelinflug im Film also ein  weitere schönes Thema, das hier mal vertieft gehört.

Berliner Dom und ZeppelinWas bekommt man von Berlin zu sehen?

Einige bekannte touristische Ziele und einige sehr unbekannte. Sehr leicht identifizierbar ist die Aufnahme mit dem Luftschiff über dem Berliner Dom. Der befindet sich in Berlin Mitte, «Am Lustgarten» (btw, Hundert Meter vom Zeughauskino entfernt).

Brandenburger Tor mit Olympia-BusDen Bus mit der amerikanischen Mannschaft an Bord sieht man durchs Brandenburger Tor fahren. Die Flaggen dort wurden ebenso wegretuschiert wie auf den Flossen des Zeppelins.

Im Bus gibt es eine Unterhaltung: «So this is Berlin. So many bicycles.» So viele Fahrräder? Es ist fast, als kannten sie die heutigen Pop-Up-Radwege.
Noch mehr Klischee gibt es wenig später. Was will man von Berlin zuerst wissen? Nach was frägt man? «Where is the Sauerkraut emporium?» – Das sucht man wohl vergebens 😉

Zwei weitere Gebäude, die im folgenden auftauchen, sind bislang unklar:

  • Hughes WagenNach dem Diebstahl des Fotoapparates aus dem Bus sieht man Hughes in seinem Wagen.Dahinter sieht man den oberen Teil der Fassade eines großen, nicht identifizierbaren  Gebäudes. Das kann im Krieg natürlich zerstört worden sein, aber vielleicht erkennt es jemand?
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  • Hotel in BerlinVom Hotel, in dem alle Beteiligten wohnen, sieht man nur das Innere. Für das ADLON nahe dem Brandenburger Tor wäre die Straße, auf der Yvonne Roland vorfährt, zu eng. Zudem waren vermutlich sämtliche Räume vom Internationalen Olympischen Komitee ausgebucht.

Das Berliner Olympiastadion ist mehrfach im Bild. Zunächst aus der Luft beim Überflug des Geländes, von Norden nach Süden gesehen.

Stadion und Fackel
Einmarsch der NationenDazu kommen dann Wochenschau-Ausschnitte vom Fackelläufer der zum Stadion abbiegt und seinem Weg über die Treppen, bis er das Feuer entzündet. Bald folgt der festliche Einmarsch der Nationen ins Stadion. Alles am 1. August 1936.

Staffellauf.
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Von den Wettbewerben sind mehrere zu sehen. Zunächst der 1500m Lauf mit neuseeländischem Gewinner. Dann die 4x100m Staffel, gewonnen von den USA (Startläufer Jesse Owens wurde ebenfalls Erster über 100m, 200m und im Weitsprung). Dazu sieht man Ausschnitte vom Stabhochsprung und dem 100m Freistil Schwimmwettbewerb.

Wettbewerbe

Ein Blick auf das «Olympische Dorf» ist uns nicht vergönnt. Es befand sich satte 18 Kilometer entfernt, außerhalb der Stadtgrenzen, in Wustermark / Elstal, wo man heute, trotz diverser Zwischennutzung, noch Spuren davon finden kann.
Betty im Zimmer
Einmal sieht man Betty, die mit ihren Kameradinnen das Zimmer bezieht. Spielt das trotz der Straße direkt unterm Fenster im Dorf? Später werden bei einem Gespräch am Zaun im Hintergrund einige Athleten trainieren, wobei nicht völlig klar ist, wo genau das stattfindet.
Und so stellt sich die Frage:

Wie realistisch ist Berlin dargestellt?

Am ZaunDie angesprochene Szene am Zaun mit Betty und Dick, später Lee, passt nicht ganz zu den Umständen um das Olympische Dorf. Das befand sich nicht nur viele Kilometer westlich vom Stadion, es war auch nur für die Männer reserviert. Die Frauen waren nicht im Dorf oder auch nur in dessen Umgebung untergebracht, sondern nordöstlich vom Stadion im nahe gelegenen »Deutschen Sportforum«. Aber natürlich: Wieso sollte Betty nicht für einen kleinen Streit mit Dick nach auswärts gefahren sein?

KolonadenDie Szenen auf den Tribünen des Stadions, wo man Charlie und andere sitzen sieht, wurden natürlich nicht vor Ort gedreht. Hier behalf man sich mit dem «Los Angeles Memorial Coliseum». Das gilt auch für Lees Entführung am Eingang, die an den Kolonaden des Coliseum gedreht wurde.

Der Ablauf der Spiele ist im Film leicht durcheinandergeraten. Charlie scheint direkt am Ersten Wettkampftag (2. August) im Stadion zu sein. Er sieht jedoch dem 1500m Lauf zu, der am 6. August stattfand.
Bald folgt im Film der 4x100m Staffellauf. Den gabs aber erst am 8. (Vorläufe) und 9. August zu sehen. Das Finale im Stabhochsprung, zu dem Dick direkt anschließend antritt, war jedoch bereits am 5. August.
Parallel zum Staffellauf, am 8./9., gingen die Schwimmwettbewerbe im 100m Freistil über die Bühne, an denen Lee nach seiner Entführung teilnahm.

Inspektor Strasser mit TschakoDie Kostümabteilung hat bei der deutschen Polizei ganze Arbeit geleistet. Das Tschako, mit großem Stern darauf, samt Uniform ist sehr realistisch. Einem so ausgestatteten Schupo konnte man damals auf Berliner Straßen begegnen.
Ob auch ein Inspektor wie Strasser derart ausstaffiert herumlief?
Der Inspektor hat seinen Dienstsitz offenbar in Berlin. Wieso er dann auch in Hamburg auftaucht, als die MANHATTAN mit der amerikanischen Mannschaft andockt, ist unklar. Offenbar wurde er Charlie mit Spezialauftrag zur Seite gestellt.

Man sieht, wie in den anderen Filmen, dass Charlie kein 007 ist, der unentdeckt in fremden Ländern herumschleicht. Er ist stets offiziell vor Ort und sichert sich die Unterstützung lokaler Behörden. Selbst wenn er in Spionagegeschichten einmal undercover unterwegs sein sollte, wie später in Panama.

KompassAls die Polizei mit dem Peilsender Charlies Entführern folgt, sieht man Stadtplan und Kompass. Beide sind englisch beschriftet, was natürlich völlig daneben ist. Immerhin wurde der Plan gezeigt, samt den Markierungen der Peilung.
Das bringt uns zur spannenden Frage:

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Wo stand Zarakas Residenz?

StadtplanWo nur befindet sich die Höhle des Löwen, der Ort, wo alles zusammenläuft und der Höhepunkt des Films stattfindet.
Die Antwort ist einfach: Zarakas Residenz lag auf einem Parkplatz gegenüber dem heutigen Platz der Nachbarschaft an der Lehrter Strasse.
Klingt überraschend schwach, aaaaber: Das Gebäude stand eben 1936 dort. Punkt.
Laut Plan liegt das Dreieck zwischen Nordhafen, Moabit und Unter den Linden.
Und das sieht man sich am besten eingezeichnet auf Google Maps an. Trotzdem hier ein aktueller Stadtplan verwendet wird, ist die Zuordnung unproblematisch.

Charlie im StadionÜbrigens: Auch die anderen, oben genannten Orte sind in Maps markiert und man bemerkt verwundert: Die liegen alle mehr oder weniger auf einer Linie von Ost nach West.

Es ist insgesamt kein tiefgreifendes Berlin-Bild, aber ein prima Charlie Chan Abenteuer.

Bleibt noch eine letzte Frage zu klären: Hat Charlie das Paddel für Lee mitgebracht oder in welchem Laden in Berlin könnte er es gekauft haben?

10 Jahre Blogging

Allerlei BilderKein Aprilscherz: Das erste Posting auf der Subdomain «charliechan.mhoefler.de» gab es am 1. April 2013. Seither ist viel passiert.

2013 erschienen gerade die ersten deutschsprachigen DVDs und bis Anfang 2015 folgten dann insgesamt: 5 Einzel-DVDs von CHANDLER mit späten Toler-Monogram-Chans sowie 3 Boxen mit dem 12 Oland-Fox-Chans von KOCHMEDIA.
Erst 2018/19 brachte uns PIDAX zehn Toler-Fox– und die von der ursprünglichen Synchronisation noch übrig gebliebenen beiden Toler-Monogram-Chans.

Die Herausgabe der sechs Hörspiele zu den Romanen bei ALLSCORE zog sich von 2016 bis 2020.
Während MGM und 20/FOX die Digitalisierung ihrer Filme schon in den 2000er Jahren abschlossen, startete WARNER erst spät und ließ sich auch viel Zeit. Vier kamen 2013, die letzten drei folgten 2016.

Bücher gab es ebenfalls: »Charlie Chan – Eine schwarz/weiße Ära« kam 2017 raus und gleich zwei folgten 2018: »Charlie Chan’s Poppa: Earl Derr Biggers« und »The Charlie Chan Films«. Wäre mal wieder Zeit für ein Neues 😉

Über 300 Postings gab es hier in den 10 Jahren.

Das persönliche Highlight war, nach 20 Jahren mal wieder Charlie im Kino zu sehen und dazu noch eine Einleitung sprechen zu dürfen: «Charlie Chan at the Olympics» im Berliner Zeughauskino.

Weitere Ereignisse gab es vor allem 2022 um Anna May Wong (Quarter), James Hong (Walk of Fame) sowie eine Doku über Biggers/Charlie auf Hawaii (Arte-Mediathek).

Besondere Postings sind unter anderem: Sachmet im Ägyptischen Museum, Stan und Olli auf der Schatzinsel, Mephisto im Opernhaus, Charlie macht weiter wird 90 oder der Dreiteiler zu Charlie auf der Rennbahn.
Natürlich wurde über die Zeit auch die Bücherseite bunter oder die Liste aller Original- und deutscher DVDs vollständiger. Wer einfach so reinschmökern will, sollte sich die Kategorie Artikel vornehmen.

Zum Schluss sei die Gelegenheit genutzt, die übliche Frage zu beantworten: Meine Lieblinge sind Charlie Chan im Zirkus und Charlie Chan in Reno, weil Chemie und Humor stimmen.

CHARLIE CHAN AT THE OLYMPICS (1937)

Charlie Chan bei den Olympischen Spielen - DVDEs gibt hier eine Übersichtsseite zu Charlie Chan schon seit Anfang der 2000er, aber die Subdomain charliechan.mhoefler.de besteht mit April 2023 10 Jahre. Zudem ist im März 2023 mein Buch «Zeppelinträume – Bodensee im Sturm» erschienen. Es schildert die Ereignisse zwischen 1919 und 1921, in denen Menschen für die Zukunft der zivilen Luftschifffahrt-Fahrt kämpften. Das machte einen Koloss wie den HINDENBURG wie er in «Charlie Chan bei den Olympischen Spielen» zu sehen ist, überhaupt erst möglich.
Grund genug, sich die Zepplinfahrt im Film genauer anzuschauen.

Wie kommt Charlie zu den Olympischen Spielen in Berlin?

Als klar wird, wohin all die Verdächtigen im Mordfall reisen, plant der Inspektor von der Honolulu Polizei seine Reiseroute nach Europa. Er startet mit dem Wasserflugzeug (Clipper) auf Hawaii und fliegt in 18 Stunden gen San Francisco.
Darauf folgt ein 13-Stunden-Transkontinentalflug bis New York.
Dort fährt er raus zum Marinestützpunkt Lakehurst, wo er den Zeppelin HINDENBURG erreichen möchte. Damit geht es in 61 Stunden über den Atlantik nach Friedrichshafen.

Charlie Chan Olympia - Reiseroute

Das ist ein Marathon um die halbe Erde mit den schnellsten, besten und bekanntesten fliegenden Kisten seiner Zeit. Die Atlantiküberquerung interessiert besonders, denn sie erfolgte mit dem 1936 in Dienst gestellten Zeppelin HINDENBURG (LZ-129), dem mit 245 Metern Länge bis heute größten Passagier-Fluggerät. Nach den Luftschiffen BODENSEE (LZ-120, 1919) und NORDSTERN (LZ-121, 1921) im innerdeutschen Verkehr, bediente er zusammen mit seinem Vorläufer GRAF ZEPPELIN (LZ-127, 1928) die Routen zwischen Europa und Rio de Janeiro oder New York.

Charlie Chan Olympia - Zeppelin HindenburgWo Dampfschiffe über den Atlantik knapp eine Woche brauchten, kalkulierte man für den Flug im Zeppelin etwa 50 bis 60 Stunden. Das zeigt, wie das Reisen beschleunigt wurde – zumindest für diejenigen, die es sich leisten konnten, da ein Ticket die damals stolze Summe von ca. 400$ kostete. Falls man das bezahlen will, stimmt die Rechnung für die Reise so weit.

Im Film ist einiges Filmmaterial des HINDENBURG im Flug zu sehen. Die hässliche Flagge an den Heckflossen wurde einst zumeist mehr oder weniger elegant manuell geschwärzt. Das tragische Ende des Luftschiffes ist bekannt. Er verbrannte bei der Landung in Lakehurst am 6. Mai 1937, kurz vor Erscheinen des Films am 21. Mai.

Hätte Charlie ein Ticket bekommen?

Die «Manhattan», das Schiff, mit dem das amerikanische Team zu den Olympischen Spielen reiste, legte am 15. Juli in New York ab. Nicht nur Charlie Chans Sohn Lee ist an Bord, sondern auch einige der Verdächtigen. Da diese von Hawaii aus anreisten, müsste der Film also allerspätestens in der zweiten Juliwoche beginnen, besser gibt man ihnen eine Woche als Zugabe.
Als der Zeppelin HINDENBURG das Schiff auf offener See überholt, schauen alle interessiert nach oben. Bei der Ankunft der «Manhattan» am 24. Juli in Hamburg wird sie bereits von Charlie und der Polizei erwartet.

Charlie Chan Olympia - Manhattan Blick nach oben

In der Realität hätte Charlie das nie schaffen können, denn im Gegensatz zum Film startete der Zeppelin tatsächlich einige Stunden vor der «Manhattan», war ihr also stets weit voraus. Der Flug dauerte von 15. bis 17. Juli. Als das Schiff in Hamburg anlegte, war der HINDENBURG längst auf Südamerikafahrt und bereits in Rio de Janeiro eingetroffen.

Charlie Chan Olympia - Katherine DeMilleAußerdem: Der Flug war wie meistens vorab ausgebucht. Jedoch: Charlie wäre natürlich nicht Charlie, wenn er nicht dennoch einen Weg gefunden hätte, an Bord zu kommen.

Kleiner Zufall: Katherine DeMille, die im Film die Spionin Yvonne Roland darstellt, spielte bereits 1930 in der Musical-Komödie «Madame Satan» die Teilnehmerin eines Maskenballs der ausgerechnet in einem Luftschiff stattfindet.

Landete Charlie in Friedrichshafen?

Charlie Chan Olympia - DeutschlandCharlie sagt, er nimmt den Zeppelin nach Friedrichshafen. Obwohl damals wie heute eine kleine Stadt, war Friedrichshafen durch die Zeppelinflüge weltbekannt geworden.
In den 1930ern wurde jedoch Frankfurt zum großen deutschen Flug-Drehkreuz ausgebaut, zum «Flug- und Luftschiffhafen Rhein-Main».

Die Machthaber bestimmten, das der Zeppelin von nun an dort zu starten und zu landen habe. Die Weltoffenheit und der Gedanke der Völkerverständigung unter den Zeppelinern war der damaligen Regierung suspekt. Friedrichshafen wurde von da ab nur mehr selten als Ausweich-Landeplatz bei Schlechtwetter genutzt.
Charlie Chan Olympia - Im ZugabteilRiesige Zeppelinhallen wurden in Frankfurt errichtet. Mit Indienststellung des HINDENBURG war der Umzug dann vollzogen.

Charlie landete also in Frankfurt. Von dort, auch wenn das nicht gesagt wird, muss er Hamburg erreichen und schließlich sehen wir ihn im Zug nach Berlin.

Flog der Zeppelin über dem Olympia-Stadion?

Als die Spiele am 1. August in Berlin begannen, war der HINDENBURG aus Südamerika zurück und zog ab dem frühen Nachmittag mit wehender Flagge mehrere Schleifen über das Olympia-Stadion bzw. das «Reichssportfeld». Zu dieser sogenannten „Olympiafahrt“ startete das Luftschiff morgens in Frankfurt am Main und kehrte nach 14-stündiger Fahrt am Abend wieder zurück.

Beide Passagierluftschiffe, die im Nord- und Südamerikadienst fuhren, landeten wie bereits erwähnt in Frankfurt. Charlie hätte bei einem regulären Atlantik-Flug keinen Blick auf das Stadion erhaschen können, so sehr er oder die Passagiere sich einen solchen Umweg vielleicht gewünscht hätten.
Ob alle im Film zu sehenden Luftbilder aus dem Zeppelin geschossen wurden, ist nicht bekannt. Sie zeigen jedenfalls das Olympiastadion von Norden nach Süden gesehen.

Charlie Chan Olympia - Stadionblick vom LuftschiffIn einer Szene sieht man Charlie und Hopkins auf der Fensterpromenade des HINDENBURG.
Dabei erfolgt ein Zwischenschnitt auf das Stadion. Die löchrigen Alustreben links im Bild zeigen, das die Aufnahme nicht auf der Promenade gemacht wurde. Selbst der im Vergleich dazu einfache Salon im Luftschiff GRAF ZEPPELIN war komplett verkleidet, um den Passagieren das von jedem Schiff gewohnte Bild kompakter Wände zu geben. Es handelt sich bei diesen Schnappschuss also eher um einen Blick aus dem unverkleideten Steuerraum heraus.

Charlie Chan Olympia - Hindenburg FensterpromenadeAnsonsten ist die Situation mit Fluggästen auf der Promenade gut getroffen. Charlie und Hopkins stehen an den Aussichtsfenstern, direkt daneben sitzt ein Zeitungsleser. Die Konstruktion seines Aluminiumstuhls sieht aus, als stamme er wahrhaftig vom Zeppelin.
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Soweit alles sehr real, aber dann läuft eine Dame vor allen Dreien vorbei!
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Charlie Chan Olympia - Hindenburg Promenade Vorbeigehen
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Charlie Chan Olympia - Promenadendeck HindenburgDas wäre so kaum möglich gewesen!
Vor dem Fenster gab es zwar einige fest installierte Sitze, doch die Sitzbereiche mit den Alu-Stühlen sind von der Promenade abgetrennt. Hätte jemand einen Stuhl tatsächlich dorthin gezogen, wo er zu sehen ist, wäre der Durchgang beinahe blockiert gewesen. Sofort käme der Steward. So viel Platz war da nicht, dass man das jeden hätte machen lassen.

Charlie Chan Olympia - Think Fast Mr MotoNoch etwas Besonderes: Der Zeitungsleser liest offenbar über die kommenden Kinofilme von 20/Fox. Ein Artikel ist deutlich lesbar mit »Think fast, Mr. Moto« (dt. »Mr. Moto und der Schmugglerring«) überschrieben. Dieser Film wurde direkt im Anschluss an Charlie Chans Abenteuer gedreht.

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Eine Fortsetzung beschäftigt sich mit Berliner Szenen

Ägypten? Das Rätsel der Titel

Charlie Chan in Aegypten - Neue Zürcher Zeitung 1935-11-06Im Juni 1935 konnten die Kinogeher in den USA Charlie Chan beim Lösen eines Krimirätsels in Ägypten zusehen: «Charlie Chan in Egypt». Wenig später kam der Film nach Europa und arbeitete sich von August an zunächst von den skandinavischen Ländern nach Süden vor. Im November war die SCHWEIZ an der Reihe.

Die Werbung vom Bellevue Kino (Neue Zürcher Zeitung, 6. November 1935) nennt als Titel dieser «sensationellen» Erstaufführung nicht nur «Charlie Chan in Aegypten» sondern als Untertitel auch «Das Geheimnis der Mumie» und fügt etwas kleiner noch «und der Pyramide» an.
Die ersten beiden Angaben stimmen: Charlie ist in Ägypten und enthüllt das Geheimnis um eine Mumie. Pyramiden jedoch werden nur bei Charlies Ankunft überflogen. Die Handlung spielt bei Luxor, am Tal der Könige, wo die Gräber versteckt im Fels liegen.

Prager Tagblatt 1936-03-27.
Der Originaltitel des Films wurde in vielen Ländern direkt übersetzt, so bei der Aufführung in der Hauptstadt der damaligen Tschechoslowakei: Das «Prager Tagblatt» vom 27. März 1936 listet mehrere Aufführungen von «Charlie Chan in Ägypten», so im PRAHA und im AVION.
(links: Werbung zusammen montiert)
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L´Express 1936-04-03
Im französischen Sprachraum sah man «Charlie Chan en Egypte», doch nutzte man ebenso Untertitel wie «Le secret des pyramides», so beim PALACE von Neuchatel (L´Express 3. April 1936). Hier ist es also nicht mehr das Geheimnis einer Mumie oder einer Pyramide sondern gleich «der Pyramiden».

Popolo e Libertà 1936-07-13Ganz ohne Charlie oder Ägypten im Titel erfolgte die italienische Vorführung in Belinzona: «Il segreto delle piramidi» (Popolo e Libertà, 13. Juli 1936) – also erneut «der Pyramiden».

Oberländer Tagblatt 1936-08-26Im Tannenhof-Kino drehte man schlichtweg Haupt- und Untertitel um und ließ die Pyramiden weg: «Das Geheimnis der Mumie» und klein und in Klammern «Charlie Chan in Ägypten» (Oberländer Tagblatt, 26. August 1936).Filmkurier - Das Geheimnis der Mumie

Unter «Das Geheimnis der Mumie» lief der Film dann auch in Österreich (siehe Illustrierter Filmkurier, rechts). Nur einen Katzensprung von Wien entfernt, im ungarischen Sopron zeigt man Charlies Film als «Das Rätsel von Ägypten»
(Oedenburger Zeitung, 13. August 1936).

Oedenburger Zeitung 1936-08-13.

Ein sehr schöner zweiseitiger Artikel erschien in in der Familienzeitung «En famille – revue illustrée pour la famille» vom 25. Mai 1936 unter dem ebenso schlichten wie eingängigen «Charlie Chan en Egypte». So oder so – die Zuschauer waren begeistert.

En famille - revue illustrée pour la famille 1936-05-25