Charlie Chan beim Geheimdienst – Die Kritiken

Charlie Chan in the Secret Service TitleDer Film ist ein tiefer Einschnitt in die Chan-Kinogeschichte. Die Budgets von Monogram lagen weit unter denen von Fox, was sich nicht nur in billigen Sets und noch formelhafteren Drehbüchern bemerkbar machte. Hier waren Regisseure gefragt, die dafür berühmt waren ohne großes Hin und Her die erste Aufnahme durchzuwinken.

Wo die eine Zuschauerschicht wegfiel, weil sie ihre knappen Kino-Dollars nicht in “Billigheimer” investierte, sorgte ein Komiker für garantierte Aufmerksamkeit nicht nur bei jüngeren sondern auch bei Afroamerikanischen Kinogängern: Mantan Moreland (1902-1973), beim Publikum längst bekannt und beliebt, wurde zum Co-Star der Serie und spielte, zunächst als Taxifahrer, später als Charlies Chauffeur, die Rolle des Birmingham Brown.

Manten Moreland Poster

Im besten Falle spielte Moreland den Kumpel der Chan-Söhne, der trotz seiner Furcht nicht zuschauen mochte, wie sie sich in Schwierigkeiten begaben. Er war einer, der wunderbar Kalauern konnte, am besten mit seinen alten Bühnenpartner Ben Carter (z.B. in “Ein fast perfektes Alibi”), Leute zum Lachen brachte, kiekste und manch klugen Spruch machte und regelmäßig das Schlußwort exerzierte.

Im schlechten Fall jedoch bekam Moreland nicht nur kein Material, a la “Hier hast du einen Curio Shop. Mach was Lustiges!”, schlimmer noch, immer wieder wurde der Stereotyp vom furchtsamen Schwarzen wiederholt. Wo Hollywood seinen afroamerikanischen Mitbürgern keine Hauptrolle erlaubte, beschäftigte es sie auch nur in limitierten Klischeerollen.

Wenn Tommy oder Jimmy auch den ganzen Film über nichts zustande bringen, dürfen sie am Ende doch noch eine kleine Heldentat vollbringen. Für Birmingham (oder seinen Cousin Chattanooga) gibt es keinen derartigen Ausgleich, sie sind höchstens dabei gewesen. Moreland durfte immer nur den augenrollenden, über jede Kleinigkeit entsetzten Hasenfuß spielen.

Charlie Chan in the Secret Service Still2Die einseitige Darstellung auch in anderen Streifen jener Zeit flog der Filmindustrie bald um die Ohren. Darunter litten dann aber auch die Darsteller, die ihre Kunst nur in jenem engen Rahmen hatten zelebrieren dürfen. Sie erhielten kaum weitere Engagements und ihre Filme wurden lange Zeit als minderwertig angesehen.

Das Mancher diese Chans deswegen ablehnt ist verständlich. Sie sind jedoch ein historisches Zeugnis, ein manchmal verblüffend unverstellter Blick auf das Hollywood und die Gesellschaft der 1930/40er Jahre. Beim zuschauen können wir heute viel mehr sehen und müssen all das und noch mehr einordnen.

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Kritiken zu Monogram-Chans sind selten positiv, daher:

»Variety« (12.1.1944) merkte als erster, dass das Drehbuch nicht zu den besten der Serie gehört, bemängelt lahme Regie und geschwätziges Material.
Ken Hanke (»Charlie Chan at the Movies«, McFarland & Co, 1989; S. 172ff) meint, der schlaffe und uninteressant konstruierte Plot mache Film und Zuschauer zu Gefangenem in diesem Haus.
Charles P. Mitchell (»A Guide to Charlie Chan Films«, Greenwood, 1999; S.106) sieht künstlich-wirkende Sets und hört käsige Recylcling-Musik, Monogram hätte die Serie mit einem echten Reinfall neu gestartet.
Für »Leonard Maltins Movie Guide« (Plume, 2005, S. 96) sind vor allem die geringeren Produktionsmittel allzu offensichtlich.
David Rothel (»The Case Files of the Oriental Sleuths«, BearManor Media, 2011, S. 78) hat Mitleid mit den Zuschauern, die sich schon bei früheren Chans über die langsame Story beschwerten.