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Kay Linaker

Charlie Chan in Reno - Aushangfoto 45 Auftritte bei Charlie Chan – allerdings nicht in wiederkehrender Rolle. Fans von B-Filmen ist Kay Linaker allerdings für ein ganz bestimmtes Drehbuch bekannt …

Geboren wurde die Schauspielerin und Drehbuchautoin am 13. Juli 1913 in Arkansas als Mary Katherine Linaker.
Auf der Universität in New York besuchte sie Abendklassen in der Schauspielschule. Danach spielte sie Theater am Broadway. Ihren Vertrag, mit dem sie nicht zufrieden war, änderte sie handschriftlich und kam damit durch. Sie gab sich, so eigene Auskunft, nur ein anständiges Gehalt.

Charlie Chan in Rio - Lobbycard 5Hollywood fand, das „Kay“ als Vorname sich besser vermarkten lasse. Leider ergaben sich nur wenige Gelegenheiten um vor der Kamera zu stehen.
Sie drehte unter anderem »Charlie Chan in Monte Carlo«, »Charlie Chan in Reno«, »Charlie Chan auf Kreuzfahrt«, »Charlie Chan in Rio« und hatte einen Kurzauftritt in »Charlie Chan auf der Schatzinsel«.

Bei einer Rot-Kreuz-Trainingseinheit traf sie Howard Philips. Der war Sänger und arbeitete Jahre später bei NBC, wo er in den Vorstand aufrückte. Nach ihrer Heirat nahm sie seinen Namen an und hieß fortan Kate Phillips. Zwei Kinder brachte sie zur Welt.
Lange arbeitete sie als Drehbuchschreiber.
Ende der 1950er sollten sie das Skript zu einem Low-Budget-Horrorfilm schreiben – für 150 Dollar. Der Film hieß: »Blob – Schrecken ohne Namen« (The Blob) und der junge Steve McQueen bekam die Hauptrolle.

Zum 80. Geburtstag gönnte sie sich einen Ballonflug, zum 85 einen Fallschirmsprung.
Bis 2006 gab Kate Phillips Unterricht unter anderem als Drama Coach in der Abendklasse der Keene State University, New Hampshire.
Sie starb 2008 an Herzversagen im Alter von 95 Jahren.

Späne vom großen Holzblock

Das Tagebuch des Todes - FilmkurierCharlie Chans Söhne sind alle mehr oder weniger 20 Jahre alt. Sie stehen zwischen Schule und Studium. Das reale Leben sah etwas anders aus.

Keye Luke arbeitete hinter den Kulissen und war schon 30, als er 1934 erstmals Sohn Nummer 1, Lee Chan, neben Warner Oland (56) spielte.
Mit 33 und 8 Filmen stieg er vorerst wieder aus. Im Folgefilm wurde Lee verbal auf die Kunstakademie geschickt, was auch bei seiner Rückkehr Erwähnung fand. Das geschah mit 44 Jahren für 2 weitere Filme. Da war er fast ein halbes Jahr älter als der nominelle „Filmvater“ Roland Winters.

The Golden Eye - Still1Sen Yung war Flammschutzvertreter, als er 1938 mit 23 als Sohn Nummer 2, Jimmy Chan, zusammen mit Sidney Toler (64) in die Serie einstieg.
Er spielte über 4 Jahre 10 mal für 20th Century Fox. Nach 4 Jahren Armee kam er als Victor Sen Young im Alter von 31 zurück zur Serie (1946). Binnen Jahresfrist spielte er 3 weitere Male neben Sidney Toler. Danach wurde er zu Tommy umbenannt und drehte über 15 Monate in 5 Filmen neben Roland Winters (43). Beim letzten Auftritt mit 33 Jahren als Victor Sen Yung.

Benson Fong verdingte sich gelegentlich beim Film um ein paar Dollar zu verdienen. Mit 20, beim ersten Chan-Auftritt, war er kein Chan-Sohn und spielte eine Nebenrolle (1936). Als er mit 27 als Sohn Nummer 3, Tommy Chan, startete (1943) hatte er einen Gemüseladen. 6 Filme machte er bis zu seinem Ausstieg Ende 1945, als er mit fast 30 ein Restaurant eröffnete. Später wird Tommy in einer Episode noch einmal erwähnt.

Charlie Chan at the Olympics - Lobbycard 3Es gibt noch 3 jüngere Brüder, die Kurzauftritte hatten. Größte Gemeinsamkeit: Derselbe Darsteller.
Layne Tom, Jr. war gerade 10 Jahre alt, als er Charlie Chan Jr. spielte (1937). Anderthalb Jahre später war er als Tommy Chan zu sehen. Man kann ihn als „dritten“ Sohn Nummer 3 ansehen 😉 Noch einmal 14 Monate danach stelle er mit 13 Willie Chan dar. Danach verabschiedete Layne Tom, Jr. sich langsam von Hollywood und wurde Architekt.

Charlie Chans Welt – 1932

Wie war die Welt zu Zeiten der alten Serie? Splitter einer fernen Zeit …

+++ Krimi-Schriftsteller Edgar Wallace stirbt +++ Das Luftschiff »Graf Zeppelin« fliegt regelmäßig von Deutschland nach Südamerika +++ Franklin D. Roosevelt gewinnt die amerikanischen Präsidentschafts-Wahlen +++

Am 20. Mai 1927 flog Charles A. Lindbergh als erster von Amerika zum europäischen Festland. Er heiratete 1929. Am 22. Juni 1930 wurde Sohn Charles III. geboren.
Doch der Familie war kein ruhiges Leben vergönnt. Der Sohn wurde am 1. März 1932 entführt. Die Zeitungen übertrafen sich in Schlagzeilen und Beiträgen – die erste Entführung, die im grellen Licht der Öffentlichkeit ablief. Mehrere angebliche Entführer meldeten sich.
Wochenlanges hoffen und bangen, doch am 12. Mai wurde das Kind in der Nähe des Elternhauses aufgefunden. Es war schon in der Nacht der Entführung gestorben.

Krimi-Schriftstellerin Agatha Christie lehnte wenig später ihren »Mord im Orient-Express« an die Ereignisse an. In der Rückschau ist es nicht schwer, zu erkennen, wo Autoren die Schlagzeilen ihrer Zeit binnen kurz oder lang verarbeitet haben. Auch bei Charlie Chan …

Charlie Chan vor verschlossenen TürenKino/Kultur:

  • Letzter Charlie Chan Roman: »Keeper of the Keys« – Der Hüter der Schlüssel (Charlie Chan vor verschlossenen Türen) von Earl derr Biggers
  • Aldous Huxley veröffentlicht »Schöne neue Welt«
  • »Das Haus an der Düne« von Agatha Christie
  • »Blonde Venus« von Josef von Sternberg mit Marlene Dietrich, Cary Grant und Sidney Toler
  • »Shanghai Express« von Josef von Sternberg mit Marlene Dietrich, Warner Oland und Anna May Wong
  • »Die Mumie« und »Die Maske des Fu-Manchu« mit Boris Karloff
  • »Die Teufelsbrüder« mit Laurel und Hardy
  • »Blühender Blödsinn« von den Marx-Brothers
  • Fritz Lang dreht »Das Testament des Dr. Mabuse«

Charlie Chan Geschenkpaket

Charlie Chan - Warner Oland CollectionKochmedia beschert Chan-Fans einen angenehmen Herbst, am 8. Oktober 2015 erscheint „Die komplette Warner-Oland-Collection„.
Sie besteht aus 12 DVDs – da ist anzunehmen, dass dasselbe drauf ist, wie auf den Scheiben der 3 vorangegangenen Boxen.

  • Der Tod ist ein schwarzes Kamel
  • Charlie Chan in London
  • Charlie Chan in Paris
  • Charlie Chan in Ägypten
  • Charlie Chan in Shanghai
  • Charlie Chans Geheimnis
  • Charlie Chan im Zirkus
  • Charlie Chan beim Pferderennen
  • Charlie Chan in der Oper
  • Charlie Chan bei den Olympischen Spielen
  • Charlie Chan am Broadway
  • Charlie Chan in Monte Carlo

Bei einem Preis von knapp 80 Euro sollte sich nun auch der letzte Zögernde überlegen, sich ein Weihnachtsgeschenk zu machen 🙂
Und dann hoffen wir mal, dass Kochmedia auch nächstes Jahr einen Boxenstop bei Charlie einlegt …

Der Reihe nach

Charlie Chan carries on PosterDie ersten Charlie-Chan-Bücher (1925-32) von Earl derr Biggers waren erfolgreich genug, um praktisch umgehend zu Hollywood-Drehbüchern umgearbeitet zu werden. Das gilt in gewissen Sinne auch für seinen literarischen »Nachfolger« Mr. Moto. Bei den Verfilmungen hielten sich die Produzenten allerdings an ihre eigene Reihenfolge.

Die ersten 3 Chan-Bücher wurden zunächst in »korrekter« Reihe von verschiedenen Studios verwertet. Dann kam Warner Oland als Chan-Darsteller, und als nacheinander Verfilmungen zu Buch 5 und 4 anno 1931 erfolgreich waren, gab es eine Neuauflage zu Buch 3 im Folgejahr. 1933 war dann Buch 1 erneut dran, 1934 schließlich noch einmal Buch 2. Der sechste und letzte Chan-Krimi »Hüter der Schlüssel« wurde nie verfilmt.

think fast mr moto1934, nachdem mit Biggers Tod das Ende von Charlie Chan gekommen schien, schickte dessen Zeitung den Autor John P. Marquand nach Asien um einen neuen »asiatischen Helden« zu kreieren. Bald nach der Rückkehr des Autors erschien »No Hero« mit Mr. Moto, für den Fox die Filmrechte kaufte aber nie verwertete; auch die 3 letzten Moto-Geschichten (1938, 41, 56) wurden nie auf die Leinwand gebracht.

Nur die Bücher »Thank you, Mr. Moto« (2) und »Think fast, Mr. Moto« (3) waren Grundlage für zwei Drehbücher 1937 – allerdings in umgekehrter Reihenfolge: »Mr. Moto und der Schmugglerring«, »Mr. Moto und der China-Schatz«. Dazwischen wurde jedoch (als zweites) »Mr. Moto takes a Chance« (»Mr. Moto und der Dschungelprinz«) produziert, kam jedoch erst nach Verwertung des Chan-Reworkings »Mr. Moto und der Wettbetrug« als Vierter ins Kino. Auch der achte und letzte der 1930er-Motos hielt sich nicht an die Produktionsreihenfolge sondern wurde schon vor dem als siebten herausgebrachten gedreht.

Die meisten der Film kann man freilich in beliebiger Reihenfolge schauen, ohne dass eine ähnliche Verwirrung aufkäme 🙂

Charlie Chans Welt – 1931

Wie war die Welt zu Zeiten der alten Serie? Splitter einer fernen Zeit …

+++ Einweihung des Empire State Building +++ Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau stirbt +++ Gangsterboß Al Capone wird wegen Steuerhinterziehung zu elf Jahren Gefängnis verurteilt +++ Spanien wird Republik +++ Japan besetzt die chinesische Region Mandschurei +++

Warner Oland war bei Fox gesetzt wenn es darum ging, asiatische Schurkenrollen zu besetzten. Keine Frage, wer in den ersten Fu-Manchu-Streifen der Tonfilmzeit den absoluten Bösewicht spielte. So geschehen in „The Mysterious Dr. Fu Manchu“ (1929) und „The Return of Dr. Fu Manchu“ (1930) sowie im selben Jahr – als Cameo – in „Paramount on Parade“.

Charlie Chan carries on PosterDoch dann kam 1931 und die Verfilmung des im Vorjahr erschienenen Buches „Charlie Chan macht weiter“. Schnell schloß sich „Der Tod ist ein schwarzes Kamel“ an. Warner Oland spielte Charlie Chan, die Verkörperung des aufrechten Chinesen, der für Gesetz und Ordnung sorgt. Gewiss stand er noch einmal als Fu Manchu vor der Kamera, neben Myrna Loy in „Daughter of the Dragon“, gewiss gab er auch künftig noch den Schuft, etwa als rachsüchtiger Dr. Boris Karlov in „The Drums of Jeopardy“, gewiss …

Als Ende 1931 „Charlie Chan’s Chance“ produziert wurde, war es jedoch unvorstellbar geworden, dass man mit Warner Oland noch einmal das personifizierte Böse assozieren würde. Kein Problem: Als Charlie Chan verdiente er gut und seine Popularität stieg in ungeahnte Höhen. Für den nächsten Fu Manchu Film fand sich ein nicht Unbekannter als Ersatz: Boris Karloff, soeben als „Frankenstein“ berühmt gworden.

Kino/Kultur 1931:

  • »Lichter der Großstadt« von Charles Chaplin
  • »Frankenstein« mit Boris Karloff
  • »Dracula« mit Béla Lugosi
  • »Mata Hari« mit Greta Garbo
  • »Der Malteser Falke« – 1. Verfilmung des Dashiell Hammett-Buches vom Vorjahr; mit Ricardo Cortez – siehe Charlie Chan in Rio
  • »Entehrt« mit Marlene Dietrich und Warner Oland
  • »Die Marx Brothers auf See« (Monkey Business)
  • »M – Eine Stadt sucht einen Mörder« von Fritz Lang mit Peter Lorre
  • »Der Zinker« – Erster deutscher Edgar-Wallace-Tonfilm
  • »Fünf falsche Fährten« (Five Red Herrings) von Dorothy L. Sayers
  • »Die gute Erde« (The Good Earth) von Pearl S. Buck

alias Tommy Chan: Benson Fong

Charlie Chan in the Secret Service DVDBENSON FONG erblickte am 10. Oktober 1916 in Sacramento das Licht der Welt. Sein Vater starb schon Anfang der 30er Jahre. Fong verließ die High School und ging für 5 Jahre zum Studieren nach China, wo er auf der Bühne stand, Tenor sang und in einer Jazz-Band spielte.

The chinese Cat - Lobby card 2Nach seiner Rückkehr nach Sacramento eröffnete Fong mit Verwandten einen Gemüseladen, verdiente sich aber als Kleindarsteller etwas dazu, so in »Charlie Chan in der Oper«.

1943, beim Dinner mit Freunden, fragte ihn ein Talentscout von Paramount, ob er nicht Lust hätte in Sprechrollen aufzutreten. Während des Krieges waren asiatische Schauspieler stark gesucht. Fong erhielt ein Vertragsangebot, dass er nicht ablehenn konnte. Er radelte von einem Set zum nächsten, spielte einen Japaner hier, einen Filipino da und Andertags einen Chinesen.

The Chinese Cat - LobbycardDark Alibi - Lobbycard1944 klopfte Monogram an, um Fong als Tommy Chan zu verpflichten. Im selben Jahr freundete er sich mit Gregory Peck an, der die Idee hatte, gemeinsam ein Asiatisches Restaurant zu eröffnen. Es blieb erst einmal eine Idee. Doch zu dieser Zeit traf Fong auf seine spätere Frau. Er wollte heiraten aber brauchte ein berechenbares Einkommen. Er begann zu sparen, entschlossen ein Restaurant mit eigenem Kapital zu eröffnen. 2 Jahre später eröffnete Fong mit 11000 Dollars das »Ah Fong‘s« an der Vine Street in Hollywood. Eine Hochzeit wurde gefeiert und die Ehe hatte über die Jahre fünf Kinder.

The Scarlet Clue - Poster 3Fong spielte zwar weiterhin kleine Rollen, so etwa in »Ein toller Käfer« (The love Bug, 1968) und »Kung Fu« (1972), doch das »Ah Fong‘s« erwies sich als außerordentlich beliebt. Bis 1971 folgten weitere Restaurants und Fong verbrachte seine Freizeit lieber beim Golf oder reiste durch Asien. Bis 1985 verkleinerte sich das Unternehmen nach und nach und Fong verabschiedete sich in Rente.
Am 1. August 1987 erlag Fong einem Schlaganfall. Wenn man ihn zu Lebzeiten fragte, erklärte er schlicht, einfach nur ein glücklicher Mann gewesen zu sein.