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Sekundärliteratur: »In Manors and Alleys«

Jon Tuskas Buch »In Manors and Alleys« von 1988 ist ein Megaschinken von 450 fast bildbefreiten Seiten mit 9 Kapiteln. Abgehandelt wird im Handbuch des amerikanischen Detektivfilms (so der Untertitel) praktisch alles, was man an prominenten Namen aus Detektiv- und Krimikreisen kennt.

Jon Tuska - In Manors and AlleysKlar, dass Charlie Chan dort vergleichsweise wenig Platz einnimmt, aber immerhin haben die »Oriental Detectives« (auch Mr. Moto und Wong) ein eigenes Kapitel von 36 Seiten. Das erscheint jetzt nicht so viel, aber es hängt eben immer von der Menge an Informationen zusammen, die der Autor jeweils sammeln konnte. Der dünne Mann kommt auf 43 Seiten (in denen es hauptsächlich um Autor Hammet geht) und Holmes – obwohl unbestritten »der Größte« – kommt gerade auf 40.

Da Tuska einer der Ersten war, der aus Recherchen und Interviews solche Werke zusammenstellte (u.a. auch über Western-Filme), ist vieles davon mittlerweile über zahllose andere Bücher und Webseiten verteilt. Haben die sich an jener Quelle bedient oder es anderweitig recherchiert? Die meisten Chan-Filme sind wenigstens in einem Satz erwähnt, von »Charlie Chan in Ägypten« kann sich der Autor im Gegensatz zu vielen späten Chans kaum losreißen und liefert viele Zusatzinformation.

Mal ein Blick zur Konkurrenz, etwa Agatha Christie: Man erfährt vielerlei Kleinigkeiten aus der guten alten Zeit, so dass Charles Laughton einst Hercule Poirot auf der Bühne spielte, Basil »Sherlock« Rathbone schon in einer ALIBI-Verfilmung dabei war oder das »Mörder Ahoi!« zwar als vierter Marple-Film produziert, damals aber vor dem Dritten rausgegeben wurde.

Jon Tuska: »In Manors and Alleys«, Verlag: Greenwood Press
Dicht gepackt. Viele Lesestunden garantiert. Chan-Fans, die auch anderen Ermittlern gern zuschauen, sind hier richtig.

Buch 4: Das schwarze Kamel

buch-the-black-camelEin Kamerateam will auf Hawaii letzte Aufnahmen für einen Film drehen, in dem Schauspielerin Shelah Fane die Hauptrolle spielt. In ihrem Leben ist jedoch seit Jahren einiges in Unordnung, besonders nach dem Tod eines ihr nahe stehenden Hollywood-Stars. Nun wird sie selbst in Ihrem Haus am Strand von Waikiki getötet und Charlie Chan leitet die Ermittlungen.

Mit dabei ist ein undurchsichtiger Wahrsager und Charlies übereifriger Helfer Kashimo, Prototyp für die Chan-Kinder in den Filmen. Im Gegensatz zum Film von 1931 werden die Ermittlungen komplett vor dem Leser ausgebreitet und es gibt keinen Anschlag, weder auf den Maler noch auf Charlie. Auch die Ähnlichkeit im Aussehen der beiden Brüder ist eher klein, so dass nicht derselbe Fehler begangen wird, eine offensichtliche Verbindung aufzubauen, die niemand bemerken will.

Das Schwarze KamelDas schwarze Kamel aus dem Titel bezieht sich auf einen Spruch von Charlie, als er den Tod der Schauspielerin verkündet: »Der Tod ist ein schwarzes Kamel, das ungebeten vor jeder Schwelle kniet. Heute Abend schwarzes Kamel kniete hier.«

Die Fortsetzungsgeschichte »THE BLACK CAMEL« erschien in der „Saturday Evening Post“ zwischen 18. Mai und 22. Juni 1929, anschließend als Buch bei Bobbs-Merrill (Indianapolis, 1929). Realer Hintergrund der Story ist der mysteriöse Tod von Filmemacher William Desmond Taylor Anfang der 1920er Jahre. Der Roman wurde nicht nur 1931 verfilmt, sondern bildet auch die Basis für »Charlie Chan in Rio« (1941), für den die Handlung angepasst wurde.

Sekundärliteratur: »Charlie Chan at the Movies«

Ken Hanke - Charlie Chan at the Movies
Der vollständige Titel von Ken Hankes Buch lautet »Charlie Chan at the Movies – History, Filmography and Criticism«. Das Buch beschäftigt sich auf 260 Seiten mit den Filmen der Serie aus den 1930er und 1940er Jahren.

Nach einer kurzen Einführung gliedert sich das Werk nach Hauptdarstellern und Studios, wobei jeweils eine kurze Einleitung enthalten ist: Warner Oland, Sidney Toler at 20th Century-Fox, Sidney Toler at Monogram, Roland Winters. Dazu kommen auf der letzten 5 Seiten die beiden Kapitel “Imitations and Offshots” (Mr. Moto / Mr. Wong) sowie “Later Chans”.

Zu jedem Film gibt es Titel, Produktionsbeteiligte und Schauspieler. Dazu kommt ein Produktionsfoto (bei “Oper” sogar zwei) alternativ ein Plakat. Gefeatured wird außerdem einer von Charlies Sprüchen, wobei auch im darauf folgenden Text gerne mal Dialoge aufgegriffen werden. Meist gibt es eine Handlungsbeschreibung (außer der Autor findet sie zu hanebüchen) mit launigen Kommentaren.

Hanke geht nicht nur inhaltlich auf die Filme ein sondern auch auf die technische Umsetzung, sprich Regie und Kameraarbeit. Dazu gibt es Einblicke hinter die Kulissen, vor allem aus einem Interview mit Keye Luke.

»Charlie Chan at the Movies«, Verlag: McFarland, 1989
Alles zu den Filmen der alten Serie. Flüssig zu lesen. Perfekt für Chan-Fans mit passablen Englisch-Kenntnissen.

Buch 5: Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiterEine Weltreisegruppe hat einen ungebeten Gast; ein Mörder dezimiert die Teilnehmer, denn leider erweist er sich als nicht immer zielsicher und trifft Unschuldige. Der erste Tote wird in London gefunden. Scotland Yard-Inspektor Duff hat keine heiße Spur aber bleibt dran. Der Mörder auch und so trifft es den Nächsten in Südfrankreich und in San Remo folgt dessen nicht mitreisende Frau. Eine Verbindung ist gefunden und sie weist weit in die Vergangenheit. Über Ägypten geht es nach Asien, wo ein Londoner Polizist sich inkognito zur Gruppe gesellt. Wenig später stirbt auch er.

Honolulu ist die vorletzte Station, bevor die Reise in San Francisco enden wird. Ein Attentat auf Duff in Charlie Chans Büro nimmt letzterer persönlich. Duff fällt aus und Charlie Chan macht weiter. An Bord des Schiffes ist Charlie nicht bei allen gern gesehen, aber er bleibt daran und überführt den Täter. Nebenher findet sich auch ein Pärchen, dass sich von Charlie verkuppeln lässt …

ICharlie Chan carries on Posterm Titel steht Charlie Chan, doch der erscheint erst nach der Hälfte des Buches. Der Leser verbringt viel Zeit beim Warten auf den Hauptdarsteller.
Auch Kashimo aus DAS SCHWARZE KAMEL ist wieder dabei und geht gegen den Willen der Kollegen an Bord um mitzuermitteln. Damit ähnelt er diversen Chan-Söhnen in den Filmen .
Die „Saturday Evening Post“ veröffentlichte »CHARLIE CHAN CARRIES ON« zwischen 9. August und 13. September 1930. Wenig später erschien das Buch.
Mit der Verfilmung dieses Krimis bei Fox Film (1931) begann Charlies Siegeszug auf der Leinwand. Im Film stellt Charlie am Ende eine Falle, die im Buch nicht vorkommt.

Sekundärliteratur: »A Guide to Charlie Chan Films«

Charles P Mitchell - A Guide to Charlie Chan FilmsDas Buch von Charles P. Mitchell wurde 1999 bei Greenwood Press herausgebracht.
Enthalten und ausführlich besprochen werden alle erhältlichen Filme von 1929 bis 1981.
Der Autor wurde zum Fan, als er den Anfang von “Docks von New Orleans” sah. Ein Klient kommt auf Anraten eines gewissen Charles Mitchell zu Charlie.

Nach 4-seitigem Vorwort und einem kurzem Überblick (16 Seiten) über Romane, Schauspieler und mehr bilden die alphabetisch sortierten Filme den Hauptteil mit 215 Seiten. Im 20-seitigem Anhang finden sind dann Sachen wie die Mördergalerie, eine Liste der Kinder und der “verlorenen” Filme sowie einige Worte zu den TV-Serien und einiges mehr. Nicht zu vergessen die 15 ganzseitigen Bilder verschiedener Produktionen.

Zu jedem Film gibt es ein Rating und Produktionsdaten. Nach einigen einführenden Worten zur Produktion folgt die Handlungsbeschreibung und schließlich die Schauspieler in der Einzelkritik sowie eine Auflistung von Charlies Sprüchen. Nur kurz gibt es einen Blick hinter die Kulissen, wichtig ist hier das was auf der Leinwand zu sehen ist. Fans mit Englisch-Kenntnissen erhalten ein ordentliches Nachschlagewerk.

Charlie Chan Hörspiel


charlie-chan-horspiel-1-kleinAll Score Media hat eine Hörspielreihe um Charlie Chan gestartet. Im Angebot hat man dort bereits Sherlock Holmes und “The Thinking Machine” van Dusen.

Helmut Krauss spricht Charlie. Bekannt ist er praktisch jedem in Deutschland als der ewige Nachbar bei “Löwenzahn”. Er hat schon unzählige Synchronrollen gemeistert. Das Titelbild ist ihm nachgestaltet, allerdings ist der Hut etwas ungewohnt geraten.

Grundlage für die Hörspiele ist die Romanreihe. “Das Haus ohne Schlüssel” ist seit kurzem erhältlich. “Der chinesische Papagei” soll im März 2017 folgen, “Hinter dem Vorhang” dann im Juni. Bei letzterem soll auch Mogens von Gadow dabei sein, der in der TV-Sychronisation der 1970er bereits einige Rollen gesprochen hat.

Reinhören!

Charlie Chan Buch 6: Der Hüter der Schlüssel

4 Hochzeiten und ein Todesfall – könnte man sagen: Vier Mal hat Sängerin Ellen Landini geheiratet, nun wird sie in Pineview am Lake Tahoe ermordet. Alle vier unglücklichen Ex-Männer im selben Haus. Dudley Ward hat sie eingeladen und Charlie Chan gleich dazu: Als Landini ihre erste Ehe mit Ward auflöste, verheimlichte sie ihm offenbar eine Schwangerschaft. Nun will der Hausherr eine Spur seines Kindes finden.

Da platzt die Diva wie ein Wirbelwind mit dem Flugzeug herein und bringt alles durcheinander.
Der junge Sheriff wird sich mit dem Mordfall seine Sporen hart verdienen und ist froh, dass Charlie seine Hilfe anbietet. Gänzlich undurchsichtig bleibt die Rolle von Ah Sing, dem Hüter der Schlüssel zu Pineview.  Immer wieder rückt der Vertraute von Dudley Ward ins Fadenkreuz der Ermittlungen, und immer wieder findet Charlie Chan Indizen, die den alten Landsmann frei sprechen. Sowohl der Sheriff als auch der Deputy versuchen bei der Schwester des Piloten zu landen. Charlie merkt, dass Spuren im Schnee weniger hilfreich sind, als gedacht. Er geht zum Pokern, liefert sich einen Nahkampf im Dunkeln und hintergeht den Sheriff.
Man merkt: da ist einiges los.

Das beste kommt zum Schluß: Der sechste und letzte Roman von Earl Derr Biggers lässt Charlie alle Freiheiten und wir dürfen ihn von Anfang bis Ende des Falles begleiten. Die „Saturday Evening Post“ veröffentlichte »Keeper of the keys« im Sommer 1932, wenige Monate bevor der Autor starb. Leider gab es keine Verfilmung. Eine Broadway-Inszenierung schloss nach wenigen Wochen.