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Charlies Autor: Earl Derr Biggers

Der amerikanische Autor Earl Derr Biggers, geboren 1884 in Warren/Ohio, starb vor 80 Jahren am 5. April 1933. Vor 100 Jahren, 1913 schrieb er seinen ersten Roman: “Seven Keys To Baldpate”, der 5 Mal verfilmt wurde.

Noch mehr Romanze und Melodrama ließ er mit “LOVE INSURANCE” (1914) folgen, bei “THE AGONY COLUMN” (1916) kam noch eine Prise Krimi hinzu. Daneben schrieb Biggers fürs Theater und eine Musical-Version von “LOVE INSURANCE”.

Ab 24.9.1925 wurde “THE HOUSE WITHOUT A KEY” (englisch beim Projekt Gutenberg), als Fortsetzung in “THE SATURDAY EVENING POST” veröffentlicht. Hier erschien erstmals Charlie Chan auf, den der Autor noch in seinen fünf folgenden Romanen auftreten ließ.

Parallel zu seinen Büchern erlebte der Autor noch 6 Verfilmungen bis zu seinem frühen Tod. Dabei wurde Charlies Rolle gegenüber den Büchern allerdings zunächst deutlich vernachlässigt:
Noch 1925 brachte Pathé “THE HOUSE WITHOUT A KEY” ins Kino.
Auch der Folgeroman “THE CHINESE PARROT” (1926) wurde 1927 bei Universal unter der Regie von Paul Leni stumm verfilmt.
Den dritten Roman “BEHIND THAT CURTAIN” (1928) drehte Fox bereits als Sprechfilm; er kam 1929 auf die Leinwand.

Erst 1931 kamen die Fans von Charlie Chan wirklich auf ihre Kosten und ihr Held rückte in den Mittelpunkt. Mit Warner Oland in der Hauptrolle entstanden 1931 Verfilmungen von “Charlie Chan carries on” und “The Black Camel”, sowie ein Jahr darauf “Charlie Chan’s Chance” (Remake von “BEHIND THAT CURTAIN”).

Ob Biggers ahnen konnte, dass dies nur der Anfang war?
Seine Kreation überlebte ihn und wurde zu einem der bekanntesten und beliebtesten Leinwandfiguren der 1930er Jahre.

Links zu Büchern beim Projekt Gutenberg, jeweils englische Originalfassung:
SEVEN KEYS TO BALDPATE – http://www.gutenberg.org/ebooks/30836
THE AGONY COLUMN – http://www.gutenberg.org/ebooks/1814

 

Der große Schlaf

Bestehen irgendwelche Zweifel, welchen Einschlag Charlie Chan schon 1930 in den USA gehabt hat?
Nur zur Erinnerung: Damals gab es 3 Filme von denen zwei stumm waren und Warner Oland, der die Rolle dem Kinopublikum erst richtig nahe brachte, kam erst im Folgejahr auf die Leinwand. 1930 existierten vier Bücher von Earl derr Biggers, das fünfte, “Charlie Chan macht weiter”, erschien während des Jahres.The big sleep

Raymond Chandler ahnte es bereits. In seinem Marlowe-Roman »The Big Sleep« (“Der große Schlaf”) nimmt er Bezug auf den chinesischen Spürhund.
Mitten im fünften Kapitel, bei einer Personenbeschreibung, begegnet uns ein Mann mit “Charlie-Chan-Bärtchen”.

Noch Fragen?

Buch 1: Das Haus ohne Schlüssel

The House without a Key - Earl derr BiggersDie Geschichte mit der alles begann hieß im Original »THE HOUSE WITHOUT A KEY« und wurde zwischen 24. Januar und 25. März 1925 in »THE SATURDAY EVENING POST« veröffentlicht, erst danach gab es ein Hardcover.

Das Buch dreht sich nicht um Charlie. Sein Auftritt erfolgt nach etwa einem Drittel des Buches.
Es ist nicht Charlies Geschichte, sondern die des jugendlichen Helden, der vor exotischer Kulisse in einen Mordfall verwickelt ist.

Zur Story: John Q. Winterslip kommt nach Hawaii um seine Tante nach Boston zurück zu bringen. Gerade da wird sein Onkel ermordet und cr beschließt bei der Aufklärung des Verbrechens zu helfen.  Er kann den Mörder entlarven und den ermittelnden Beamten, Charlie Chan, bleibt immerhin ein Trick zur endgültigen Überführung.

Charlie Chans Greatest Case - Poster 2Der Charlie-Film-Fan wird wenig finden, was ihn interessiert, denn außer seiner großen Familie erinnert kaum etwas an den Film-Chan. Doch die Leser damals waren elektrisiert und wollten mehr von Charlie Chan hören. Die Filme zum Buch, gedreht 1925 und 1933 (Charlie Chans größter Fall), sind verschollen.

Buch 2: Der chinesische Papagei

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Die Leser des ersten Buches wollten mehr von Charlie Chan hören. Sie mussten mehr als ein Jahr warten, dann erschien die Geschichte »THE CHINESE PARROT« in “The Saturday Evening Post” als Fortsetzungsroman, anschließend als Buch.

Diesmal ist Charlie von Beginn an im Mittelpunkt, allerdings spielt er lange Zeit das Klischee eines chinesischen Kochs.

Genau das wurde bei den kommenden Verfilmungen (»The Chinese Parrot«, 1927 und »Charlie Chans Courage«, 1934) stets negativ vermerkt, weil es ihm zu wenig Spielraum lässt.

Der chinesische Papagei - Filmkurier
Zur Story: Charlie arbeitete einst (als Jugendlicher?) für die mittlerweile in finanziellen Schwierigkeiten steckende Alice Phillmore-Jordan. Die möchte ihre wertvolle Perlenkette zu Geld machen, was den millionenschweren P.J. Madden ins Spiel bringt.

Charlie reist als Vertrauensperson zu Maddens Wüstendomizil, will sich umsehen und den Perlen-Deal durchziehen. Er lässt sich als Vertretung des Kochs anstellen und schaut sich um. Ein Papagei, der über Mord plappert, stirbt vor seiner Zeit.

 

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Merkwürdige Vorgänge und eine Filmcrew sorgen für Wirbel. Die Auflösung kommt schließlich nicht mehr sehr überraschend. Es gibt jedoch genug Exotik und ein sich-findendes Pärchen um die Leser zufrieden zu stellen und eine Fortsetzung zu wünschen.

CHARLIE CHAN Krimi-Magazin

Charlie Chan Mystery Magazin - The silent corpseIm November 1973 erschien tatsächlich ein neues Abenteur von Charlie Chan. Im “CHARLIE CHAN Mystery Magazine” wurden allerdings Krimis im Heftchenromanstil erzählt. Die Prüfung auf Chanfaktoren fällt nicht gut aus: Modernes Amerika, wenig Humor, das Pärchen in Not kommt praktisch nicht vor.

Jedes Heft enthielt neben der großen Charlie-Chan-Story noch weitere Kurzgeschichten. Ausgabe Nummer 1 hieß (ungefähr) “Sei sanft, Würger” und der tote Stummfilmstar wurde denn auch erwürgt. Charlie wirkt leider nicht sehr souverän. Ausgabe 2 erschien im Februar 1974 mit dem Titel “Der schweigende Tote“. Eine Mords-Begräbnisfeier in einem durch Sturm abgeschnittenen Haus auf Hawaii – leider kein Heimspiel für Charlie.

The pawns of deathIm Mai folgte mit “Der Tempel der goldenen Horde” eine Mafiageschichte. Alles andere als typisch Chan und auch genauso umgesetzt. Im August 1974 kam bereits die letzte Nummer. “Die Bauern des Todes” verweisen auf ein Schachduell in einem Pariser Hotel. Tödlich ist allerdings nur 1 Bauer und Charlie hat keine Mühe. Der Autor “Robert Hart Davis” enttarnt sich in den 2000er Jahren bei Neuausgaben der Stories als das Autorenteam Bill Pronzini & Jeffrey M. Wallmann.

Die Kurzromane lesen sich relativ flüssig und man kommt schnell durch. Mitraten ist teilweise möglich aber nicht notwendig. Außer gelegentlichen Sprüchen erinnert die 1970er-Umgebung in keiner Weise an die klassischen Filme.

Buch 3: Hinter jenem Vorhang

Behind that curtain Statt in Charlies Heimat, Hawaii, spielt das Buch in Kalifornien. Charlie Chan, soeben den Papageifall gelöst, möchte schnellstens nach Hause, da seine Frau das elfte Kind erwartet. Ein Reporter bringt ihn in Kontakt mit Sir Frederic Bruce von Scotland Yard. Das ergibt bald einen neuen, durchaus atmosphärischen, Fall, der ihn erst einmal in der Stadt festhält.

Charlie Chan und die verschwundenen DamenEin 15 Jahre alter Mord treibt Scotland Yard Mann Sir Frederic Bruce um, bei dem ein Paar chinesische Hausschuhe eine Rolle spielt. Verknüpfen lässt sich das ganze mit dem Verschwinden von Eva Durand, frisch nach Indien verheiratet. Bei einem Abendessen, bei dem Bruce den Fall lösen möchte, wird er beim “Fallestellen” getötet.

Charlie Chans Chance - Poster1Unter den Verdächtigen sind ganz verschiedene Leute, etwa ein amerikanischer Polizeichef oder ein Abenteurer, eine reiche Amerikanerin und – natürlich – selbst der Butler. Der Polizist bekommt seine Vorurteile um die Ohren gehauen. Die junge Staatsanwältin June bittet Charlie um Hilfe, doch auch der kann erst einmal kein Wunder vollbringen und geht an Bord seines Schiffes. Dort hört er allerdings eine Konversation, die ihn alarmiert und er springt im letzten Moment an Land.

Es wird auch mal humorvoll. Die Geschwindigkeit ist ordentlich. Der Plot vielleicht nicht komplett dicht. Man kann den Mörder erraten, aber letzten Beweis gibt es nicht. Charlie schafft es dennoch das Krimirätsel zu lösen.